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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0085
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Die Gestaltung der schlichten Grabplatte ist auffallend wegen der „gestürzten“ Anordnung der beiden
unteren Ahnenwappen. Diese bezeichnen hier kein Aussterben dieser Geschlechter; deshalb könnte
ihre Stellung eine Eigentümlichkeit des Steinmetzen gewesen sein4. Die Schrift ist eine regelmäßig
gestaltete, klar geformte Gotische Minuskel ohne Versalien; die Paragraphenzeichen als Worttrenner
sind abgeschliffen, so daß sie optisch zu Vierkantpunkten reduziert sind.
a in die ohne Worttrennung.
b Ergänzung nach Gabelkover, der zwei Varianten für die Schreibung des Namens angibt: Werenuuag (fol. 1287r) und
Werenuag (fol. 974r). Die Pfarrbeschreibung von 1905 hat werrenwasc.
c in pace ohne Worttrennung.
1 Zu diesem vgl. nr. 60.
2 WürttRegesten 945; Janssen, R., in: St. Veit-Kirche Gärtringen 1996, 11 — 13. — Volmar von Mannsberg d.J. (gest.
1485), war bei seiner Präsentation als „rector ad ecclesiam Gertringen“ am 27.Juli 1440 noch unmündig; als Kirch-
herr zu Gärtringen trat er die Kirche am 4. Dez. 1456 gegen eine Chorherrn-Pfründe an das Stift Herrenberg ab;
die Inkorporation erfolgte im Jahr 1458; vgl. WürttRegesten 9382, 9410, 9428, 9429, 9433; Krebs, Annaten-
Register 3817; Heimberger, Gärtringen 1982, 114, 129f.; zu Volmar von Mannsberg als Kanoniker vgl. Schmidt,
Werner, Herrenberg 1969, 360 f.
3 Stammburg bei Hausen im Tal (Gde. Beuron, Lkr. Sigmaringen). — Conrad wurde mit Gütern in Gärtringen 1446,
1452, 1455 und 1461 belehnt; vgl. Heimberger, Gärtringen 1982, 53.
4 Ebenso bei nr. 60. — Dasselbe gilt für eine noch nicht lokalisierbare Werkstatt, die Grabplatten für die Neuneck in
Alpirsbach (vor 1470) und in Neuneck (1457; beide Lkr. Freudenstadt) sowie für Hans Friedrich von Falkenstein in
Effringen (1465; Lkr. Calw) geschaffen hat; vgl. Seeliger-Zeiss, A., Die Inschriften von Alpirsbach. Festschrift zur
Neunhundertjahrfeier des Klosters, hg. vom Staatl. Amt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (in Vorbereitung),
nr. 20; DI 30 (Calw) nr. 118.
Gabelkover, Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g III, fol. 974r und fol. 1287r. — Gärtringen, Pfarrarchiv, Pfarrbeschreibung von
1905 (Konzept, Vf. E.Gmelm), 33. — Schahl, Gärtringen 1963, 27. — Heimberger, Gärtringen 1982, 53. — Haibauer,
Gärtringen 1996, 123, Abb. S. 11.

59 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 2. V. 15.Jh.

Hostienmonstranz mit Namensinschrift des Kirchenpatrons. Turmförmiger Aufriß über Sechspaß-
Fuß, das Gehäuse von drei Pfeilern getragen, darüber mit Maßwerk verzierter, durchbrochener
Turmhelm. Silber, neu vergoldet’. An den Ecken des Kapellengeschosses die Figuren der Mutter-
gottes, der hll. Katharina und Petrus; im Turmgeschoß Schmerzensmann; der Hostienbehälter von
Engeln bewacht. Am Ständer großer sechsteiliger Knauf, mit hegenden Rhomben besetzt; deren
Stirnflächen tragen einzelne Buchstaben in Gold auf blauem Email. Keine Marken.
H. (gesamt) 92, H. (Rhomben) 1,5, B. (Rhomben) 2,5, Bu. 1,1 cm. — Gotische Minuskel
p/e/t/r/u/s
Nach Fritz sprechen die gesamte Form, die architektonischen Details, die noch dem „Weichen Stil“
verpflichteten Figuren und die gravierten Ornamente am Fuß für eine Entstehung im 2. Viertel des
15.Jahrhunderts. Auch die Ausführung der Inschrift in breit proportionierten Kontur-Buchstaben
stützt diese Ansetzung. Die Inschrift bezieht sich auf Petrus als Kirchenpatron und beweist, daß das
Werk für die Pfarrkirche in Weil der Stadt geschaffen wurde2. Fritz erwägt eine Entstehung in einer
Speyerer Werkstatt wegen Weils Zugehörigkeit zum Speyerer Bistum '.
1 1907 restauriert und ergänzt. Renovierungsinschrift über dem Zylinder von Josef Hugger, Rottweil.
2 Zunächst war Petrus der Hauptpatron der Kirche; das Doppel-Patrozinium St. Peter und Paul ist neuzeitlich. — Die
Monstranz scheint im Schatzverzeichnis von 1533, angelegt unter Vorsitz des Stadtschreibers Martin Zwyffel,
enthalten zu sein, ebenso in dem späteren Inventar von 1733; dazu Glöckle, Pfarrkirche Weil der Stadt 1959, 430;
Kiaiber 1929, 104.
3 In Weil der Stadt selbst sind seit dem 14. Jahrhundert Goldschmiede ansässig; eine Eligius-Bruderschaft der Gold-
schmiedezunft ist seit 1428 nachweisbar; vgl. nr. 49. Dazu auch Glöckle, Pfarrkirche Weil der Stadt 1959, 265.
OABLeonberg 1852, 246. — Hartmann, J., Denkwürdigkeiten der ehemaligen schwäbischen Reichsstadt Weil. Stuttgart
1886, 9 mit Abb. - Pazaurek, Alte Goldschmiedearbeiten 1912, 26, Taf. 15,1. - Kiaiber, Pfarrkirche Weilderstadt 1929,
Nr. 4, 103 — 104. — OABLeonberg 1930, 1028. — Fritz, J. M., Goldschmiedekunst. In: Spätgotik am Oberrhein. Kat. d.
Ausstellung Karlsruhe 1970, 238, nr. 191, Abb. 169. — Ders., in: Spätgotik am Oberrhein. Nachträge 1972, 160 — 161,
Abb. 65, 66. — Ders., Goldschmiedekunst der Gotik in Mitteleuropa. München 1982, 268, nr. 571 mit Abb.

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