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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0088
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Die Glocke gehört einer umfangreichen Gruppe von Minuskel-Glocken mit den Namen der Evan-
gelisten an, die zwischen 1440 und 1509 in Württemberg mit 84 Exemplaren vertreten ist2. Sie wird
in Herrenberg als „Mettelglocke“ oder ,, Mittags glocke“ bezeichnet und ist 1483 erstmals bezeugt,
wobei der „Glockengießer von Reutlingen“ (l.e. Hans Eger) bei der Aufhängung beteiligt war3. Bei
Hess wird sie „Stundenglocke“ genannt.
1 Bis 1879 unversehrt erhalten; vgl. nrr. 42, 294, 389.
2 Zur Gießhütte des Hans Eger I (nachweisbar 1440-1489) vgl. DGWürttHohenzollern 22-25 (Einl.).
3 Zur Geschichte der Glocke vgl. OABHerrenberg 1855, 109; Schmolz, Glocken Herrenberg 1981, 2 und 4.
Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, WLB Cod. hist. F 278, Bd. 2 (b), p. 1426. — OABHerrenberg 1855, 109. — Schmolz,
Glocken Herrenberg 1981,2-4. - DGWürttHohenzollern nr. 284 und Abb. 167. - Huber, Claus, in: Stiftskirche Herren-
berg 1993, 589, Kat. Nr. 2 u. Abb. auf S. 577.

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Kuppingen (Stadt Herrenberg), ev. Pfarrkirche (St. Stephan) M. 15.Jh.

Glocke ohne Datum oder Signatur. Zuschreibung an die Gießhütte Klam, vermutlich in Rottweil
tätig. Schulterinschrift zwischen Kordelstegen. Die Inschrift A beginnt mit einem Tatzenkreuz; als
Worttrenner kleine Quadrate in Zeilenmitte. An der Flanke zweimal das Jesus-Monogramm B.
Abb. 12 H. 49, Dm. 62,5 cm. — Gotische Minuskel, erhaben
A + i(esus) • n(azarenus) • r(ex) • i(udeorum)* 1 ■ ave • maria • gracia • plena • dominvs •
tecvm2 • pax • nobis • amen
B ie(sv)sa
Jesus von Nazareth, König der Juden. — Gegrüßt seist du, Maria, voll Gnade, der Herr ist mit dir. — Friede sei mit uns.
Die Verbindung des Kreuztitulus als Anrufung Christi mit der Manenanrufung kommt in dieser
Gießhütte mehrfach vor3. Die Inschrift ist in kleinen, markant geschnittenen Minuskel-Buchstaben
ohne Versalien ausgeführt.
a Geschrieben als Jesus-Monogramm ihs mit Kürzungsstrich im Schaft des h.
1 Nachjh 19,19.
2 Anfang des Ave-Maria-Gebets nach Lc 1,28.
3 Angaben zu dieser Werkstatt und ihren Gewohnheiten in DGWürttHohenzollern 17—21.
OABHerrenberg 1855, 221. — Keppler 1888, 165. — DGWürttHohenzollern nr. 287, Abb. 159. — Schahl, A., in: Tausend
Jahre Kuppingen. Kuppingen 1961, 117.

66 J Oschelbronn (Gde. Gäufelden), ev. Pfarrkirche (St. Maria u. Hippolyt) M. 15.Jh.

Glocke ohne Signatur und Datierung, vielleicht aus der Werkstatt des Hans Eger, Reutlingen. Teil
eines 1855 noch bezeugten mittelalterlichen Geläutes1.
Wortlaut nach Hess, Chronik.
+ ■ Johannes • + • Eucas • + ■ Marcus • + • Matthaeus + •
Die Ansetzung und die Verbindung mit der Eger-Werkstatt gründet sich auf die Wiedergabe der
Inschrift bei Hess, wonach die Worttrenner als Tatzenkreuze gebildet sind, die von Punkten flankiert
werden. Vergleichbare Stücke der Eger-Werkstatt mit den Namen der Evangelisten sind in Herren-
berg (ohne Datierung), Kay (1453), Altdorf2 (1458) und Bretzfeld3 (Hohenlohekreis; datiert 1454)
erhalten. Der Werkstattgründer Hans (I) Eger ist zwischen 1444 und 1489 genannt.4
1 Das Geläut umfaßte außerdem eine große Glocke des Pantlion Sidler; vgl. nr. 135.
2 Vgl. nrr. 64, 67, 69; ferner nrr. 73, 74, 96.
3 Vgl. DGWürttHohenzollern nr. 1111 und Abb. 167. Zu Eger-Glocken außerhalb des Arbeitsgebietes vgl. DI 41
(Göppingen) nrr. 69, 74, 75, 83, 85.
4 Überblick über sein Schaffen in DGWürttHohenzollern 22-24 (Einl.).
Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, WLB Cod. hist. F 278, Bd. 4 (d), p. 919. - OABHerrenberg 1855, 264. - Kepp-
ler 1880, 166. — Heimberger, E, Notizen und Bemerkungen zur Kirchengeschichte von Oschelbronn 1986, 13 (kurz
erw.).

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