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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0090
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Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1457

Grabmal des Propstes Dr. Heinrich Tegen. Gestaltung unbekannt.
Wortlaut nach Crusius.
A(nno) 1457 die S. Hilarij idibus Janu(arii) obijt Hainricus Tegen Decretorum
Doctor Praepositus quondam huius Ecclesiae.
Im Jahr 1457 am Tag des hl. Hilarius (13. Januar) an den Iden des Januar starb Heinrich Tegen, Doktor des Kirchenrechts
und ehemals Propst dieser Kirche.
Heinrich Tegen1, Sohn des Stuttgarter Vogtes Albrecht Tegen und der Adelheid Ramser, studierte
1398 in Wien und 1407 in Bologna und war „einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten im Dienst
der wiirttembergischen Herrschaft“2. Ein Ergebnis seiner besonderen Wertschätzung drückt sich in
seiner Pfründenhäufung aus. Er erhielt am 15. Mai 1413 em Haus auf Lebenszeit in Böblingen, war
Pfarrer zu Altdorf und Dekan des Böblmger Landkapitels. Als Stadtpfarrer zu Böblingen ist er 1416,
1419, 1421 und 1435 nachweisbar3; daneben hatte er die Maichinger Pfarrstelle und eine Pfründe in
Dettingen4 inne. Als Beispiel für seine Verwendung in diplomatischen Diensten sei seine Entsendung
nach Rom 1419 genannt. Als Smdelfmger Kanoniker wird Tegen erstmals 1416 erwähnt. Seit 1433
bekleidete er hier das Amt des Propstes, das er schon vor seinem Tod an seinen Neffen Johannes
Tegen (gest. 1482), den späteren ersten Propst des Tübinger Stifts, abtrat0. Er veranlaßte nicht nur die
Errichtung des Propsteigebäudes und diverse Schenkungen zugunsten des Stiftes, sondern stiftete
auch in der Sindelfmger Stiftskirche 1426 eine Altarpfründe zum Jahrgedächtnis für sich und seine
Eltern6. Vermutlich war damit auch ein Grabmal verbunden; es dürfte die von Crusius überlieferte
Inschrift getragen haben. Die Annales Sindelfingenses berichten von seinem Tod, überliefern aber
den Wortlaut des Denkmals nicht'.
1 Crusius, Annales Suevici, über 8, pars 3, pag. 264. — Biographische Daten zusammengefaßt bei Bossert, G. (d.J.),
Die Reformation im Dekanatsbezirk Böblingen. In: BllwürttKirchengeschichte NF 40 (1936) 161-221, bes. 163
(mit Nennung der Quellen); Auge, Stift und Herrschaft 1996, 112-137; vgl. auch WürttRegesten 7744, 12249,
12251. — Ergänzungen bei Schaefer, Albrecht, Böblingen bis zur Reformation 1953, 178 ff.
2 Stievermann, Die gelehrten Juristen 1986, 232 — 237, 240 — 242; bes. 240.
3 Da 1452 der Licentiat Mathis Ramung Kirchherr in Böblingen war, wird Tegen diese Pfründe aufgegeben haben;
vgl. Schaefer (wie Anm. 1) 178. Ob Ramung mit dem späteren Speyerer Bischof gleichen Namens identisch ist,
bleibt offen.
4 Welcher Ort dieses in Württemberg häufigen Namens in Frage kommt, war nicht zu klären.
5 Zu diesem vgl. Auge (wie Anm. 1) 138 — 156.
6 Die Verwechslung Dr. Heinrich Tegens mit seinem gleichnamigen Onkel, welcher 1419 eine Pfründe auf den Mut-
tergottes-Altar zu Echterdingen (Stadt Leinfelden-Echterdingen, Lkr. Esslingen) stiftete, wurde durch Auge aufge-
klärt; vgl. ebd. 115 Anm. 363.
7 Annales Sindelfingenses 1981, nr. 354 a und b (zu 1456/7): „Heinricus Tegen, decretorum doctor, exivit hominem
anno MCCCCLVI, die XIII. Januarij“. Das abweichende Todesjahr wird ebd. berichtigt.
Crusius, Annales Suevici über 7, pars 3, p. 403. — Auge, Stift und Herrschaft 1996, 112 — 137; bes. 135 Anm. 450.

71 f Höfmgen (Stadt Leonberg), ev. Pfarrkirche (St. Laurentius u. Mauritius) 1458

Grabplatte des Burkard Truchseß von Höfingen. In der Kirche1. Rechteckplatte, im Feld zwei Wappen.
Inschrift nach Gabelkover.
A(nno) d(omi)ni 1458 o(biit) Burkardus Truchses de Hefmgen, feria tertia ante
festum purific(ati)onis virginis Mariae hora tertiarum ante mendiem.
Im Jahr des Herrn 1458 starb Burkard Truchseß von Höfingen am Dienstag vor dem Fest Mariae Reinigung (31. Januar)
zur Stunde der Terz vor Mittag.
Wappen: Truchseß v. Höfingen, Herter (v. Herteneck)
Die Angabe der Todesstunde ist im 15. Jahrhundert sehr ungewöhnlich, während in den immer aus-
führlicher werdenden Grabschriften späterer Zeit diese Angabe gelegentlich vorkommt. Hier ist nicht
die genaue Stunde, wohl aber die Tageszeit nach Einteilung durch die Horen der Stundengebete
bezeichnet. Die Terz wurde im Januar um 9 Uhr gebetet. Eine Beziehung der Höfingen zu den

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