6 Die Kopfbedeckung entspricht der Haube der Erzherzogin auf der Deckplatte ihres Hochgrabes; heute Tübingen,
Stiftschor. Zur Problematik dieses Denkmals vgl. Schmitt, Otto, Die Grabfigur der Gräfin Mechthild 1941,
179-194; neuerdings zusammenfassend Raff (wie Anm.2) 276 (Wortlaut der Inschrift), 288-293; Schukraft, H.,
Die Grablegen des Hauses Württemberg. Stuttgart 1989, 26-29 u. Abb. 29.
7 Vgl. Becksmann, in: CVMA Deutschland I: Schwaben 2, 278 mit Farbtafel IX u. Abb. 356; 288 mit Abb. 377.
8 Das Sindelfmger Relief wird als Beweisstück dafür angesehen, daß Eberhard erst im fortgeschrittenen Alter einen
Bart trug; zu dieser Problematik vgl. Faix, in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt (wie Anm.3), 92-99; bes. 96.
9 Zu diesen „Attributen“ Eberhards vgl. ebd. 99 ff. u. 108 ff. - Vgl. auch hier nr. 111.
10 Zur Definition dieser Begriffe vgl. Reinle, A., Das stellvertretende Bildnis. Zürich, München 1984, 31-65; bes. 33 f.
11 So ohne nähere Begründung bei Decker-Hauffu. Setzler, Universität Tübingen 1977, Unterschrift zur Abb. aufS. 19.
12 Zu diesem Grabmal vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 150 und Abb. 78.
Sattler, Chr. Fr., Historische Beschreibung des Herzogthums Württemberg und aller desselben Städte, Clöster und darzu
gehörigen Ämter etc. Stuttgart Esslingen 1752 (Neudruck 1948), 164. - Württjahrbücher 1841, 22f. - OABBöblingen
1850, 227. - Heideloff, Die Kunst des Mittelalters in Schwaben 1855, 11 f. - Schönhuth, O. F. H., Die Burgen, Klöster,
Kirchen etc. Bd. 1, 1860, 147f. - KdmNeckarkreis 1889, 105 u. Abb. - Schön, Th., in: Reutlinger Geschichtsbll. 15
(1904) 71 f. — Baum, J., Die württembergische Kunst im Zeitalter Eberhards im Bart. In: FS zur Feier des fünfzigjähri-
gen Bestehens der K. Altertümersammlung in Stuttgart 1912. Stuttgart 1912, 105-119; hier 105 f. - Schmitt, Otto, Die
Grabfigur der Gräfin Mechtild von Württemberg in Tübingen. In: Zeitschr. des Deutschen Vereins für Kunstwis-
senschaft 8 (1941) 179 — 194; dort nur Abb. 1 u. 2 ohne Kommentar. — Decker-Hauff, H. u. Setzler, W, Die Universität
Tübingen 1977, 19 mit Abb. - Schäfer, V, in: Fürstliche Witwen auf Schloß Böblingen (Beiheft zur Ausstellung Böb-
lingen 1987). Böblingen 1987, 49ff. - Raff, Hie gut Wirtemberg I, 1988, 276, 293 Anm.21. - Siebenhundertfünf-
undzwanzigjahre Sindelfingen 1263-1988. Sindelfingen 1988, 119 mit Abb. - Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach
Jerusalem 1998, 96 und Anm. 75.
84 Merklingen (Stadt Weil der Stadt), ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1478
Bauinschrift außen an der Westwand des jetzigen Langhauses, in einer Höhe von etwa 1 m über dem
Boden. Querrechteckige Platte, oben und links von Ritzlinie umzogen und dreizeihg beschriftet,
rechts und unten Rand unter Putz und vermutlich geringfügig beschnitten. Roter Sandstein.
H. 35, B. 42, Bu. 8,5 cm. — Gotische Minuskel
• anno • d(omi)nj [•] / • m • c • c • c • c • lxxvii[i] / ie(s)va nazare(no)
Im Jahr des Herrn 1478 dem Jesus von Nazareth (geweiht).
Der Ort wurde 1296 mit allen Rechten durch das Zisterzienser-Kloster Herrenalb erworben; die
Kirche war dem Kloster bereits 1277 inkorporiert worden. Das heutige Langhaus soll nach einem für
1417 belegten Brand des Vorgängerbaues an den älteren, im Grundriß etwa quadratischen Turmchor
angefügt worden sein1. Die vorliegende Inschrift bezieht sich auf erneute Baumaßnahmen unter dem
Abt Nikolaus Wagenleiter (1478-1486)2. 1595 (Bauzahl vorhanden) wurde das Langhaus nach Süden
zu in der heutigen Form erweitert3.
Aus der Amtszeit des baufreudigen Abtes Nikolaus sind mehrere Bauinschriften überliefert, die den
Zusatz iesu nazareno in der Art einer persönlichen Devise des Abtes verwenden4. Da die Devise immer
an Bauten erscheint, klingt hier quasi das D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum) von Bauinschriften der
Antike bzw. der Frührenaissance an. Auch wenn der Zeitansatz bemerkenswert früh erscheint, ist ge-
rade im Bereich der Klöster durchaus mit solchen frühhumanistischen Anregungen zu rechnen.
Die Inschrift in Gotischer Minuskel ohne Versalien ist — entsprechend dem Amtsantritt des Nikolaus
Wagenleiter im Jahre 1478 — in der hier vorgeschlagenen Weise zu ergänzen5. Bemerkenswert ist die
Technik der Ausführung: die Buchstaben sind flach eingetieft und waren wohl ursprünglich mit einer
farblich kontrastierenden Masse ausgestrichen6. Quadratische Worttrenner in Zeilenmitte.
a Nomen sacrum ihv.
1 Eine Ablaßbulle (Datum 1426 Nov. 24) ist für den Wiederaufbau nachweisbar.
2 Seine Grabplatte ist in Bad Herrenalb erhalten; vgl. DI 30 (Calw) nr. 137.
3 Aus dieser Zeit Fenster- und Türgewände; weitere Renovierungen 1877 (neugotische Langhausfenster), 1964 (Ent-
fernung der seitlichen Emporen) und 1980. — Vgl. OABLeonberg 1930, 900; Keck, H., Kirchenburg und Amtshof
in Merklingen. In: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen 33 (1984) H.l, 11 — 14.; Schütz, Sieg-
fried, Merklingen 1988, 72f.
4 Vgl. hier nr. 85, ferner am Herrenalber Pfleghof in Vaihingen a. d. Enz und an einem Gewölbe-Schlußstein im Chor
der Herrenalber Klosterkirche (1478); vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 110; DI 30 (Calw) nr. 129.
5 Jetzt sichtbar mcccclxxvii; in der älteren Literatur 1476.
6 Ähnlich bei Grabplatten der Region, z. B. in Markgröningen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nrr. 123, 124, 129.
OABLeonberg 1852, 195. - KdmNeckarkreis 1889, 298. - OABLeonberg 1930, 900.
Abb. 26
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Stiftschor. Zur Problematik dieses Denkmals vgl. Schmitt, Otto, Die Grabfigur der Gräfin Mechthild 1941,
179-194; neuerdings zusammenfassend Raff (wie Anm.2) 276 (Wortlaut der Inschrift), 288-293; Schukraft, H.,
Die Grablegen des Hauses Württemberg. Stuttgart 1989, 26-29 u. Abb. 29.
7 Vgl. Becksmann, in: CVMA Deutschland I: Schwaben 2, 278 mit Farbtafel IX u. Abb. 356; 288 mit Abb. 377.
8 Das Sindelfmger Relief wird als Beweisstück dafür angesehen, daß Eberhard erst im fortgeschrittenen Alter einen
Bart trug; zu dieser Problematik vgl. Faix, in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt (wie Anm.3), 92-99; bes. 96.
9 Zu diesen „Attributen“ Eberhards vgl. ebd. 99 ff. u. 108 ff. - Vgl. auch hier nr. 111.
10 Zur Definition dieser Begriffe vgl. Reinle, A., Das stellvertretende Bildnis. Zürich, München 1984, 31-65; bes. 33 f.
11 So ohne nähere Begründung bei Decker-Hauffu. Setzler, Universität Tübingen 1977, Unterschrift zur Abb. aufS. 19.
12 Zu diesem Grabmal vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 150 und Abb. 78.
Sattler, Chr. Fr., Historische Beschreibung des Herzogthums Württemberg und aller desselben Städte, Clöster und darzu
gehörigen Ämter etc. Stuttgart Esslingen 1752 (Neudruck 1948), 164. - Württjahrbücher 1841, 22f. - OABBöblingen
1850, 227. - Heideloff, Die Kunst des Mittelalters in Schwaben 1855, 11 f. - Schönhuth, O. F. H., Die Burgen, Klöster,
Kirchen etc. Bd. 1, 1860, 147f. - KdmNeckarkreis 1889, 105 u. Abb. - Schön, Th., in: Reutlinger Geschichtsbll. 15
(1904) 71 f. — Baum, J., Die württembergische Kunst im Zeitalter Eberhards im Bart. In: FS zur Feier des fünfzigjähri-
gen Bestehens der K. Altertümersammlung in Stuttgart 1912. Stuttgart 1912, 105-119; hier 105 f. - Schmitt, Otto, Die
Grabfigur der Gräfin Mechtild von Württemberg in Tübingen. In: Zeitschr. des Deutschen Vereins für Kunstwis-
senschaft 8 (1941) 179 — 194; dort nur Abb. 1 u. 2 ohne Kommentar. — Decker-Hauff, H. u. Setzler, W, Die Universität
Tübingen 1977, 19 mit Abb. - Schäfer, V, in: Fürstliche Witwen auf Schloß Böblingen (Beiheft zur Ausstellung Böb-
lingen 1987). Böblingen 1987, 49ff. - Raff, Hie gut Wirtemberg I, 1988, 276, 293 Anm.21. - Siebenhundertfünf-
undzwanzigjahre Sindelfingen 1263-1988. Sindelfingen 1988, 119 mit Abb. - Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach
Jerusalem 1998, 96 und Anm. 75.
84 Merklingen (Stadt Weil der Stadt), ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1478
Bauinschrift außen an der Westwand des jetzigen Langhauses, in einer Höhe von etwa 1 m über dem
Boden. Querrechteckige Platte, oben und links von Ritzlinie umzogen und dreizeihg beschriftet,
rechts und unten Rand unter Putz und vermutlich geringfügig beschnitten. Roter Sandstein.
H. 35, B. 42, Bu. 8,5 cm. — Gotische Minuskel
• anno • d(omi)nj [•] / • m • c • c • c • c • lxxvii[i] / ie(s)va nazare(no)
Im Jahr des Herrn 1478 dem Jesus von Nazareth (geweiht).
Der Ort wurde 1296 mit allen Rechten durch das Zisterzienser-Kloster Herrenalb erworben; die
Kirche war dem Kloster bereits 1277 inkorporiert worden. Das heutige Langhaus soll nach einem für
1417 belegten Brand des Vorgängerbaues an den älteren, im Grundriß etwa quadratischen Turmchor
angefügt worden sein1. Die vorliegende Inschrift bezieht sich auf erneute Baumaßnahmen unter dem
Abt Nikolaus Wagenleiter (1478-1486)2. 1595 (Bauzahl vorhanden) wurde das Langhaus nach Süden
zu in der heutigen Form erweitert3.
Aus der Amtszeit des baufreudigen Abtes Nikolaus sind mehrere Bauinschriften überliefert, die den
Zusatz iesu nazareno in der Art einer persönlichen Devise des Abtes verwenden4. Da die Devise immer
an Bauten erscheint, klingt hier quasi das D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum) von Bauinschriften der
Antike bzw. der Frührenaissance an. Auch wenn der Zeitansatz bemerkenswert früh erscheint, ist ge-
rade im Bereich der Klöster durchaus mit solchen frühhumanistischen Anregungen zu rechnen.
Die Inschrift in Gotischer Minuskel ohne Versalien ist — entsprechend dem Amtsantritt des Nikolaus
Wagenleiter im Jahre 1478 — in der hier vorgeschlagenen Weise zu ergänzen5. Bemerkenswert ist die
Technik der Ausführung: die Buchstaben sind flach eingetieft und waren wohl ursprünglich mit einer
farblich kontrastierenden Masse ausgestrichen6. Quadratische Worttrenner in Zeilenmitte.
a Nomen sacrum ihv.
1 Eine Ablaßbulle (Datum 1426 Nov. 24) ist für den Wiederaufbau nachweisbar.
2 Seine Grabplatte ist in Bad Herrenalb erhalten; vgl. DI 30 (Calw) nr. 137.
3 Aus dieser Zeit Fenster- und Türgewände; weitere Renovierungen 1877 (neugotische Langhausfenster), 1964 (Ent-
fernung der seitlichen Emporen) und 1980. — Vgl. OABLeonberg 1930, 900; Keck, H., Kirchenburg und Amtshof
in Merklingen. In: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen 33 (1984) H.l, 11 — 14.; Schütz, Sieg-
fried, Merklingen 1988, 72f.
4 Vgl. hier nr. 85, ferner am Herrenalber Pfleghof in Vaihingen a. d. Enz und an einem Gewölbe-Schlußstein im Chor
der Herrenalber Klosterkirche (1478); vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 110; DI 30 (Calw) nr. 129.
5 Jetzt sichtbar mcccclxxvii; in der älteren Literatur 1476.
6 Ähnlich bei Grabplatten der Region, z. B. in Markgröningen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nrr. 123, 124, 129.
OABLeonberg 1852, 195. - KdmNeckarkreis 1889, 298. - OABLeonberg 1930, 900.
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