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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0102
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A 1481
Bl ipse aute(m) vulnerat(us) / e(st) etc. Isa(ias) 53a2
B2 et ipse e(st) propitiatio etc. 1 Joan(nis) 2a3
C Maria autem conservabat o(mn)ia verba haec conferens in corde suo / Luc(ae)
2 Cap(itulo)4
D Evangelium non crederem nisi me Ecclesiae commoveret authoritas i(n) Mani /
S. Augustin(us) Episcop(us) hipponensis morit(ur) anno dom(ini) 4305
E hic e(st) discipul(us) ille qui testimoniu(m) p(er)hibet de bis / Joa(nnis) vlt(imo
capitulo) .6
F Chr(ist)um emm Catholica(m) Ecclesia(m) ore et opere confessus sum. / S.
Erhard(us) migravit ad dominu(m) circa annu(m) dom(ini) 6907
G Engelth. Hauchen=/hut Vogt brettenhaim / Dem Gott gnad8
Aber er ist (um unserer Missetat willen) verwundet. — Und derselbe ist die Versöhnung (für unsere Sünden). — Maria
aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. — Ich würde dem Evangelium nicht glauben, wenn die
Vollmacht der Kirche mich nicht dazu bewegt hätte; so gegen Mani. - Der hl. Augustinus Bischof von Hippo starb im
Jahr des Herrn 430. - Dies ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt. — Denn ich habe mich zu Christus und der
katholischen Kirche mit Mund und Tat bekannt. — Der hl. Erhard ging zum Herrn ein um das Jahr des Herrn 690.
Wappen: Hauenhut (?)9
Das von Inschriften begleitete Wandgemälde vermag einen Beitrag zur Baugeschichte der 1812 abge-
rissenen Augustiner-Klosterkirche zu leisten. Nach der für das Jahr 1295 bezeugten Grundstein-
legung10 wurde eine geräumige einschiffige Bettelordenskirche mit gewölbtem Hochchor errichtet,
deren Länge und Proportionen an dem Dreiflügelbau des noch heute vorhandenen Klausurgebäudes
abzulesen sind. Das Klausurgebäude mit überbautem Kreuzgang entstand im Anschluß an die Kloster-
reform von 1481 vermutlich auf älteren Fundamenten des Vorgängerbaues und wurde am 16. Novem-
ber 1494 zusammen mit einem neuen Kapitelsaal geweiht11. Diese Anlage bestand bis 1686 unver-
ändert, als das vermutlich hochgotische, bald nach 1300 vollendete und wohl innen flach gedeckte
Langhaus der Kirche einem repräsentativeren barocken Neubau mit neuen Fenstern weichen mußte.
Den mittelalterlichen gewölbten Chor hat man — den wenigen historischen Ansichten nach zu
schließen — relativ unverändert beibehalten. Die Kirche bestand noch bis 1812 und wurde im Gefolge
der Säkularisierung abgerissen.
Das spätgotische Hauptportal an der Südseite des Langhauses wurde um 1686 durch ein Portal mit
barocker Rahmung ersetzt. Die Skizze des Priors ist die einzige Bildquelle, die das Aussehen des alten
Portals überliefert. Das Programm mit den Heiligen Augustinus und Erhard überrascht durch die
relativ umfangreichen epigraphischen Texte, die einen Teil der Südfassade der Kirche bedeckt haben.
Damit wird bezeugt, daß die mittelalterliche Fassadenmalerei, die noch heute in der Schweiz und im
alpenländischen Bereich blüht, durchaus auch in Südwestdeutschland beheimatet war. Möglicher-
weise war die Bemalung der Außenwand besonders bei den Bettelorden üblich, da sie kostengünsti-
ger war als em Skulpturenprogramm.
a Kürzung durch Doppelpunkt.
1 Dazu Einl. XXX.
2 Is 53,5.
3 1 Io 2,2.
4 Lc 2,19.
5 Der erste Teil der Inschrift ist ein fast wörtlich übernommenes Zitat für: „Ego vero Evangelio non crederem, nisi me
catholicae Ecclesiae commoveret auctoritas“. Aus: S. Aurelii Augustini Hipponensis episcopi contra Manichaei epistolam,
Quam vocant Fundamenti; Migne, P. L., t. 42, caput 5, Sp. 176. - Mani (216 — 276 n. Chr.), Oberhaupt der christlich-
gnostischen Bewegung der Manichäer, war mehrfach Zielscheibe kritischer Auseinandersetzung des Augustinus; vgl.
LM 6 (1993) Sp. 194-196; LThK 6, 3. Aufl.(1997) Sp. 1265-1269. - Der hl. Augustinus starb am 28. August 430 im
antiken Hippo Regius; vgl. LM 1 (1980) Sp. 1223ff.; zu seiner Ikonographie vgl. LCI 5, Sp. 277—290.
6 Io 21,24.
7 Der hl. Erhard starb um 700 in Regensburg; zu seinem Wirken vgl. LM 3 (1986) Sp. 2138 f; zur Ikonographie LCI
6, Sp. 164 f.
8 Eine Familie Hauenhut oder Hawenhut soll im 15. und 16.Jahrhundert in Bretten ansässig gewesen sein; vgl.
Schäfer, A., Geschichte der Stadt Bretten von den Anfängen bis zur Zerstörung im Jahre 1689 (Oberrheinische
Studien 4). Bretten 1977, 123 f.
9 Schild halbgeteilt und gespalten.
10 Vgl. die Angaben in einer verlorenen Inschrift im ehemaligen Kreuzgang, hier nr. 154. — Zur Geschichte und Bau-
geschichte des Klosters vgl. Schöninger, A., Das Augustiner-Kloster zu Weil der Stadt 1294 — 1802. Inventar einer

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