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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0103
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alten Klosterkirche. In: Archiv für Christliche Kunst 10 (1892); wieder abgedruckt in: Heimatverein Weil der Stadt.
Berichte und Mitteilungen 43 (1994) 11-13; Wildt, H., Das Augustinerkloster zu Weil der Stadt 1294-1802. Vor-
tragsmanuskript aus dem Jahr 1930, publiziert von Schütz, ebd. 4-11; Schütz, Über die Baugeschichte etc., ebd.
20-22.
11 Zur Geschichte der Augustiner in Weil der Stadt vgl. auch Glöckle, D., Die Pfarrkirche von Weil der Stadt bis zur
Mitte des 16.Jh. Ein Beitrag zur fränkisch-schwäbischen Rechtsgeschichte. Diss. Tübingen 1956 (ungedr. Ms.),
361-375.
Husara, in: Protocollum conventus, Weil der Stadt, Pfarr-Registratur, Bd. 1, 1663 — 1734, p. 137. — Schütz, Siegfried,
Über die Baugeschichte der klösterlichen und säkularisierten Augustinerniederlassung (Kirche und Oratorium) in Weil
der Stadt bis zum 19.Jahrhundert. In: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen 43 (1994) 19-29; bes.
20 mit Abb.

92 f Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Maria) um 1481/1482

Altarfragment mit Spruchbändern, 1808 aufgefunden „auf dem oberen Boden in einem Mauerwinkel
der Türme“ der Stiftskirche, zertrümmert und mit Staub bedeckt; vor 1855 wiederum verschollen.
„Bemaltes und vergoldetes Holzschnitzwerk“, bezeugt in einer Zeichnung von C. A. Heideloff (an-
gefertigt bald nach 1808 und erst 1855 in einem Kupferstich veröffentlicht)1. Angeblich in zwei Teile
zerbrochen und fragmentarisch, von Heideloff „zu dem gegenwärtigen Ganzen“ ergänzt. Recht-
eckiger Schrein mit geschnitzter Rahmung, in die auf beiden Seiten je zwei Tabernakel mit Statu-
etten von Heiligen eingefügt sind. Im Feld, unter polygonal vorspringendem Baldachin und von
Spitzbogen mit Nasen umfangen, die Figur der Muttergottes als Apokalyptisches Weib. Vor ihrem
Strahlenkranz, der an eine Mandorla erinnert, zwei schwebende adorierende Engel; zwei Engel mit
Spruchbändern in den Bogen-Zwickeln. Unten auf dem Boden des Schreins zwei kniende Stifter-
Figuren mit ihren Wappen, jeweils von ihren Namenspatronen begleitet: links der hl. Ludwig mit
einem Grafen von Württemberg in voller Rüstung, rechts die hl. Mechtild, Benediktiner-Abtissin
von Diessen, mit Mechtild Pfalzgräfin bei Rhein, Erzherzogin von Österreich (gest. 1482).
H. ca. 240, B. ca. 150 cm2. — Gotische Minuskel?
Ave / Maria gratia plena . dominus tecu(m); benedicta tu in mulieribus //
benedictus fructus ve(n)tris tui lesus christus / Amen3
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir. Gesegnet bist du unter den Weibern, gesegnet ist die Frucht
deines Leibes, Jesus Christus. Amen.
Wappen: Württemberg, Pfalz/Bayern (geviert)
Neuerdings wird von Roman Janssen4 die schon von Keppler 1888 vertretene These aufgegriffen, das
von Heideloff noch gesehene und erst 1855 überlieferte Retabel-Fragment sei ein Teil des verschol-
lenen Mittelschreins des ehemaligen Hochaltars der Stiftskirche, des sog. Herrenberger Altars mit
gemalten Flügeln von Jörg Ratgeb3. Janssen kann — ausgehend von einer eingehenden Untersuchung
der Ikonographie des Chorprogramms und ihres theologischen Hintergrundes — wahrscheinlich ma-
chen, daß der Mittelschrein mit einem Marienprogramm schon vorhanden war, als der Maler Jörg
Ratgeb etwa 1518 beauftragt wurde, zwischen 1519 (Datierung der Flügel der Feiertagsseite) und 1524
(Ratenzahlungen nach dem Urkundenmaterial) zwei Doppelflügel und die farbige Fassung des
Schreins zu schaffen. Die Darstellung der Maria auf der Mondsichel als selbständiger Bildtypus ist im
Bereich der Brüder vom Gemeinsamen Leben auch im Siegelbild aufgenommen worden. Auch wenn
die Rekonstruktion von Heideloff im einzelnen Mißtrauen verdient, wird sie doch durch die Marien-
darstellung in diesem Siegel gestützt6.
Da der Schrein des Herrenberger Altars aber querrechteckig gewesen sein muß, kann die hoch-
rechteckige Zeichnung von Heideloff nur einen Ausschnitt des ursprünglichen Figuren-Programms,
nämlich die zentrale Figur Marias, wiedergegeben haben. Zu beiden Seiten sind stehende Figuren
von Heiligen zu vermuten, ähnlich wie im Blaubeurer Hochaltar von Gregor Erhärt. Die von Hei-
deloff gezeichnete Rahmenarchitektur, deren Formenschatz der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts ent-
stammt, ist als ein Produkt seiner Phantasie zu werten7; trotzdem läßt sich Heideloffs Fund nicht ein-
fach negieren.
Die zeitliche Ansetzung dieses Schreins ist schwer faßbar. Janssen6 hält den älteren Schrein für eine
Gabe des Stifter-Ehepaares in Zusammenhang mit der Gründung des Kollegiatstifts an der Herren-
berger Kirche im Jahr 1439 und denkt deshalb mit Heideloff an Ludwig I. Graf von Württemberg
und seine Gemahlin, die Pfalzgräfin Mechtild. Möglich wäre ebenfalls, an eine Stiftung Mechtilds

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