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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0106
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II. Bauzahl am Treppenturm der Chornordwand, auf dem rechteckigen Türsturz aus rotem Sandstein
eingehauen. Monumentale arabische Ziffern in spätgotischer Formgebung.
1487
Die Vier als auf die Spitze gestelltes Quadrat, auf gekreuzten Schräghasten stehend, die Acht analog
aus zwei solchen Quadraten gebildet, die Sieben in Lambda-Form.
III. Bauzahl in der Chorachse, im Scheitel des Schildbogens unterhalb vom Schlußstein mit dem
Meisterzeichen - Stz. nr. 2 - des Peter von Koblenz aufgemalt. Arabische Ziffern in spätgotischer
Form mit schlingenfbrmiger Vier.
1490
IV. Bauzahl, ehemals in einem Balken der Turmstube eingeschnitzt. Ausführung unbekannt. Durch
Fröschle überliefert1.
f 1499
Die Inschrift I bezieht sich auf den Neubau der um 1150 erstmals erwähnten Kirche (Patronat seit
1318 im Besitz von Württemberg)2. Bauleitung und Bauausführung waren dem württembergischen
Werkmeister Peter von Koblenz und einem seiner Mitarbeiter übertragen, wie zwei Meisterschilde
mit den für diese Meister nachweisbaren Steinmetzzeichen - Stz. nr. 2 und 3 — am Chorgewölbe an-
zeigen3. Der Ostermontag war offenbar em bevorzugter Termin für Grundsteinlegungen4.
Die kleine Steinplatte war ursprünglich Deckplatte des ausgehöhlten Grundsteins; sie lag mit der
Schriftseite über der Öffnung und war dem Blick entzogen5. Die Jahreszahl in römischer Schreibung
ist gut erhalten bis auf die letzte Haste, die im Bereich der abgestoßenen Kante der Platte steht. Pa-
rallel zu dieser Kante ist deutlich eine senkrechte Ritzlinie — offenbar Hilfslinie für die folgende Zeile
— erkennbar. Verleitet durch diese Ritzlinie, hat der Restaurator hier willkürlich em weiteres Einer-
zeichen angefügt und die Jahreszahl zu M cccc Ixxxviii verfälscht. Ähnliche Unsicherheiten sind im Be-
reich der Tagesbezeichnung zu beobachten. Die originale Schreibung der Jahreszahl in der vor-
liegenden Bauinschrift ist also Mcccdxxxvii und steht damit mit der Bauzahl II von 1487 in Einklang.
Bemerkenswert ist die Ausführung des M von M(illesim)o als Zierbuchstabe in Form eines geschlos-
senen M der Gotischen Majuskel, in Rankenwerk auslaufend und mit kleinem Kreuz. Als Wort-
trenner sind Paragraphenpunkte verwendet. Bauzahl III bezieht sich vermutlich auf die Fertigstellung
des Chores und seiner Wölbung. Die Jahreszahl 1490 steht in Einklang mit in der Diözese Konstanz
zu diesem Zweck durchgeführten Sammlungen6. Der sich unmittelbar anschließende Bau des Lang-
hauses ist nicht durch epigraphische Zeugnisse belegt, wohl aber die Fertigstellung des Turmes 1499
durch die Bauzahl IV.
a Jetzt sichtbare Jahreszahl: lxxxxviii°. Letzte Haste ergänzt und nur in Farbe angelegt,
b a mit unsicherer Formgebung.
1 Fröschle 1982, 131.
2 OABLeonberg 1930, 705 f.
3 Zu Peter von Koblenz und seinem Eltmger Mitarbeiter vgl. zuletzt: Seeliger-Zeiss, Spätgotik Hirsau 1991, 316 — 318;
Laier-Beifuss, Peter Steinmetz von Koblenz 1995, 101 — 110.
4 Vgl. DI 41 (Göppingen) nrr. 118, 169.
5 Eine in der Gestaltung und in den Abmessungen vergleichbare Baumschrift von 1504 in Wäschenbeuren (Lkr. Göp-
pingen); vgl. ebd. nr. 179.
6 Trugenberger, Eltingen 1988, 38.
OABLeonberg 1852, 112. - KdmNeckarkreis 1889, 282f, Abb. S.288. - OABLeonberg 1930, 697f. - Fröschle, K.,
Eltingen — ein Streifzug durch die Ortsgeschichte. Leonberg-Eltmgen 1967; 2. Aufl. 1982, 80 und Abb. 29. — Trugen-
berger, Eltingen 1988, 36f. und Abb. S. 36. - Hähnle, A., in: Leonberg 1992, 68 mit Abb. - Laier-Beifuss, K., Meister
Peter Steinmetz von Koblenz. Fürstlicher Baumeister des späten 15.Jahrhunderts in Württemberg. Diss. phil. Heidel-
berg 1995. Ungedr. Ms., S. 110 (Druck in Vorbereitung unter dem Titel: Spätgotik in Württemberg. Die Kirchenbauten
des Peter von Koblenz).

98 f Kayh (Stadt Herrenberg), ev. Pfarrkirche (St. Maria) 1487

Gewölbe-Schlußsteine mit Namensbeischriften der Evangelisten im Chor. Reliefs der vier Evan-
gelisten-Symbole in Vierpaßform aus rotem Sandstein, farbig gefaßt. Die Beischriften auf Spruch-
bändern. Die Schrift bei Restaurierung neu aufgemalt.
Kapitalis (erneuert)

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