dieser Stelle sein. Die Evangelistensymbole in Verbindung mit dem Himmelloch sind demgegenüber
häufig zu beobachten, denn sie sind thematisch mit diesem Geschehen verbunden als Zeugen Christi,
den sie verkünden1".
a Geschrieben griech. xps mit Kürzungsstrich.
b in altum ohne Worttrennung.
1 Zur Ikonographie des Schlußstein-Programms vgl. Janssen, in: St. Veit-Kirche Gärtringen 1996, 31 — 36.
2 Act 1,9.— Worttrenner: Paragraphenpunkte und kreuzförmig ausgezogene Punkte von unterschiedlicher Form.
3 Vgl. nrr. 39, 58, 60.
4 Vgl. nr. 69. Der Vollständigkeit halber seien die Bauzahlen älterer Bauteile an dieser Stelle mit erwähnt. Am Turm
über dem Scheitel des Südpförtchens verwitterte Bauzahl 1455. Im Chor Bauzahl 14 // 96, geteilt, in schwarzen
Ziffern auf die beiden östhchsten Gewölbekappen aufgemalt.
5 Das Holz für den Langhausdachstuhl wurde nicht vor 1495 —1497 geschlagen. — Ein Beinhaus, ursprünglich auf dem
Kirchhof, mit der Bauzahl 1521 über der Tür ist nicht erhalten.
6 Das 1495 verliehene württembergische Herzogswappen setzt einen terminus post. Die Wappen Harder von Gärtrin-
gen und Reischach am Gewölbe von Chor und Langhaus beziehen sich auf Hans Harder von Gärtringen (gest. 1502)
und Mechtild von Reischach (gest. 1530) als Stifter; ihre Grabmäler nrr. 126, 175. — Das Adels-Wappen Waldeck-Hei-
merdingen im Chor und Langhaus bezieht sich vermutlich auf Georg von Waldeck-Heimerdingen, Deutschordens-
komtur zu Winnenden, der 1484 den Liebfrauen-Altar stiftete; vgl. Janssen, in: St. Veit-Kirche Gärtringen 1996, 18.
7 Das „Himmelloch“ befindet sich bei spätgotischen Kirchen meist wie hier im ersten Joch des Langhauses, kann aber
auch bis in die Mitte des Langhauses rücken. Vgl. die Zusammenstellung der wichtigsten Vorkommen bei Krause,
H.-J., “Imago Ascensionis“ und „Himmelloch“. Zum „Bild“-Gebrauch in der spätmittelalterlichen Liturgie. In:
Skulptur des Mittelalters. Funktion und Gestalt. Hg. F. Möbius u. E. Schubert. Weimar 1987, 281 — 353. — Die kreis-
förmige Öffnung wird auch „Heiliggeistloch“ genannt, denn sie konnte auch zum Herablassen einer den Hl. Geist
darstellenden Taube am Pfingstfest benutzt werden.
8 Die Forschungen von Johannes Tripps stellen den Schauplatz von „Christi Auffahrt“ in einen größeren theo-
logischen Zusammenhang; vgl. Tripps, J., Das handelnde Bildwerk in der Gotik. Forschungen zu den Bedeutungs-
schichten und der Funktion des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Hoch- und Spätgotik. Berlin 1998,
bes. 114 — 158 mit dem Kapitel über die „Feierlichkeiten von Gründonnerstag bis Christi Himmelfahrt“.
9 Tripps zitiert aus dem Liber Ordinarius des Neuen Stifts zu Halle, geschaffen 1532 im Auftrag des Kardinals Albrecht
von Brandenburg; ebd. 117 f.
10 Im Ulmer Münster sind die Evangelistensymbole ebenfalls mit dem Himmelloch verbunden; Krause (wie Anm.7)
343 — 344 mit weiteren Nachweisen. Besonders eng ist diese Verbindung in den Pfarrkirchen von Eglosheim und
Effrmgen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 200; DI 30 (Calw) nr. 229. Als Beispiel des 14. Jahrhunderts sei genannt das
Gewölbe der Ersheimer Kapelle in Hirschhorn; vgl. DI 38 (Bergstraße) nr. 29.
OABHerrenberg 1855, 183 — 193; hier 182f. — KdmSchwarzwaldkreis 1897, 122. — Schahl, Gärtringen 1963, 13 — 15,
25-27, 31. - Heimberger, Gärtringen 1982, 117-127. - Janssen, in: Evangelische St. Veit-Kirche Gärtringen 1996,
31-35, Abb. 16-19. - Haibauer, Gärtringen 1996, 77-98, Abb. 68.
118 Gärtringen, ev. Pfarrkirche (St. Veit) nach 1498
Namensinschrift eines Hainricus. Am Langhaus außen, auf einem Eckquader der Südwestkante
(s. Lageplan I); grauer Sandstein.
H. 24, B. 63, Bu. 8 cm. — Gotische Majuskel (Spätform)
HAINR[IC]VS
Unterhalb des Quaders in der Fuge ein großer Eisenhaken zum Aufhängen eines unbekannten
Gegenstandes, vielleicht eines Lichtträgers, darunter großes Dübelloch. Gegen eine Wiederverwen-
dung eines Quaders aus dem 14.Jahrhundert als Spolie vom Vorgängerbau spricht die absichtsvolle
Anbringung an deutlich sichtbarer Stelle. Die Funktion solcher Namensinschriften am Bau ist
unbekannt. Es kann sich um den Namen eines an der Ausführung des Baues beteiligten Steinmetzen
handeln, also um die Kurzform einer Signatur; möglich wäre aber auch eine verkürzte Grabschrift
eines in nächster Nähe auf dem Kirchhof Bestatteten1.
Die Schriftform orientiert sich an der Gotischen Majuskel des späten 14.Jahrhunderts, kann aber
durchaus erst nach 1496 beim Bau der Westfassade entstanden sein2. Die Gotische Majuskel wurde
grundsätzlich noch bis ms frühe 16. Jahrhundert hinein neben Renaissanceschriften verwendet. Dies
geschah keineswegs aus Unvermögen oder etwa Rückständigkeit des Steinmetzen, sondern offenbar
meist in voller Absicht, wenn es darum ging, einem epigraphischen Denkmal ein „altes“ Aussehen
zu verleihen. Dem vorliegenden Beispiel vergleichbar ist eine Bauinschrift von 1502 in Effrmgen,
Lkr. Calw3.
1 Unter den zahlreichen Parallelen sei genannt: DI 12 (Heidelberg) nr. 167 (E. 15. Jh.); DI 29 (Worms) nr. 66 (2. H.
13.Jh.) und 108 (l.V. 14.Jh.).
2 Zur Baugeschichte des Langhauses vgl. das bei nr. 117 Gesagte.
69
häufig zu beobachten, denn sie sind thematisch mit diesem Geschehen verbunden als Zeugen Christi,
den sie verkünden1".
a Geschrieben griech. xps mit Kürzungsstrich.
b in altum ohne Worttrennung.
1 Zur Ikonographie des Schlußstein-Programms vgl. Janssen, in: St. Veit-Kirche Gärtringen 1996, 31 — 36.
2 Act 1,9.— Worttrenner: Paragraphenpunkte und kreuzförmig ausgezogene Punkte von unterschiedlicher Form.
3 Vgl. nrr. 39, 58, 60.
4 Vgl. nr. 69. Der Vollständigkeit halber seien die Bauzahlen älterer Bauteile an dieser Stelle mit erwähnt. Am Turm
über dem Scheitel des Südpförtchens verwitterte Bauzahl 1455. Im Chor Bauzahl 14 // 96, geteilt, in schwarzen
Ziffern auf die beiden östhchsten Gewölbekappen aufgemalt.
5 Das Holz für den Langhausdachstuhl wurde nicht vor 1495 —1497 geschlagen. — Ein Beinhaus, ursprünglich auf dem
Kirchhof, mit der Bauzahl 1521 über der Tür ist nicht erhalten.
6 Das 1495 verliehene württembergische Herzogswappen setzt einen terminus post. Die Wappen Harder von Gärtrin-
gen und Reischach am Gewölbe von Chor und Langhaus beziehen sich auf Hans Harder von Gärtringen (gest. 1502)
und Mechtild von Reischach (gest. 1530) als Stifter; ihre Grabmäler nrr. 126, 175. — Das Adels-Wappen Waldeck-Hei-
merdingen im Chor und Langhaus bezieht sich vermutlich auf Georg von Waldeck-Heimerdingen, Deutschordens-
komtur zu Winnenden, der 1484 den Liebfrauen-Altar stiftete; vgl. Janssen, in: St. Veit-Kirche Gärtringen 1996, 18.
7 Das „Himmelloch“ befindet sich bei spätgotischen Kirchen meist wie hier im ersten Joch des Langhauses, kann aber
auch bis in die Mitte des Langhauses rücken. Vgl. die Zusammenstellung der wichtigsten Vorkommen bei Krause,
H.-J., “Imago Ascensionis“ und „Himmelloch“. Zum „Bild“-Gebrauch in der spätmittelalterlichen Liturgie. In:
Skulptur des Mittelalters. Funktion und Gestalt. Hg. F. Möbius u. E. Schubert. Weimar 1987, 281 — 353. — Die kreis-
förmige Öffnung wird auch „Heiliggeistloch“ genannt, denn sie konnte auch zum Herablassen einer den Hl. Geist
darstellenden Taube am Pfingstfest benutzt werden.
8 Die Forschungen von Johannes Tripps stellen den Schauplatz von „Christi Auffahrt“ in einen größeren theo-
logischen Zusammenhang; vgl. Tripps, J., Das handelnde Bildwerk in der Gotik. Forschungen zu den Bedeutungs-
schichten und der Funktion des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Hoch- und Spätgotik. Berlin 1998,
bes. 114 — 158 mit dem Kapitel über die „Feierlichkeiten von Gründonnerstag bis Christi Himmelfahrt“.
9 Tripps zitiert aus dem Liber Ordinarius des Neuen Stifts zu Halle, geschaffen 1532 im Auftrag des Kardinals Albrecht
von Brandenburg; ebd. 117 f.
10 Im Ulmer Münster sind die Evangelistensymbole ebenfalls mit dem Himmelloch verbunden; Krause (wie Anm.7)
343 — 344 mit weiteren Nachweisen. Besonders eng ist diese Verbindung in den Pfarrkirchen von Eglosheim und
Effrmgen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 200; DI 30 (Calw) nr. 229. Als Beispiel des 14. Jahrhunderts sei genannt das
Gewölbe der Ersheimer Kapelle in Hirschhorn; vgl. DI 38 (Bergstraße) nr. 29.
OABHerrenberg 1855, 183 — 193; hier 182f. — KdmSchwarzwaldkreis 1897, 122. — Schahl, Gärtringen 1963, 13 — 15,
25-27, 31. - Heimberger, Gärtringen 1982, 117-127. - Janssen, in: Evangelische St. Veit-Kirche Gärtringen 1996,
31-35, Abb. 16-19. - Haibauer, Gärtringen 1996, 77-98, Abb. 68.
118 Gärtringen, ev. Pfarrkirche (St. Veit) nach 1498
Namensinschrift eines Hainricus. Am Langhaus außen, auf einem Eckquader der Südwestkante
(s. Lageplan I); grauer Sandstein.
H. 24, B. 63, Bu. 8 cm. — Gotische Majuskel (Spätform)
HAINR[IC]VS
Unterhalb des Quaders in der Fuge ein großer Eisenhaken zum Aufhängen eines unbekannten
Gegenstandes, vielleicht eines Lichtträgers, darunter großes Dübelloch. Gegen eine Wiederverwen-
dung eines Quaders aus dem 14.Jahrhundert als Spolie vom Vorgängerbau spricht die absichtsvolle
Anbringung an deutlich sichtbarer Stelle. Die Funktion solcher Namensinschriften am Bau ist
unbekannt. Es kann sich um den Namen eines an der Ausführung des Baues beteiligten Steinmetzen
handeln, also um die Kurzform einer Signatur; möglich wäre aber auch eine verkürzte Grabschrift
eines in nächster Nähe auf dem Kirchhof Bestatteten1.
Die Schriftform orientiert sich an der Gotischen Majuskel des späten 14.Jahrhunderts, kann aber
durchaus erst nach 1496 beim Bau der Westfassade entstanden sein2. Die Gotische Majuskel wurde
grundsätzlich noch bis ms frühe 16. Jahrhundert hinein neben Renaissanceschriften verwendet. Dies
geschah keineswegs aus Unvermögen oder etwa Rückständigkeit des Steinmetzen, sondern offenbar
meist in voller Absicht, wenn es darum ging, einem epigraphischen Denkmal ein „altes“ Aussehen
zu verleihen. Dem vorliegenden Beispiel vergleichbar ist eine Bauinschrift von 1502 in Effrmgen,
Lkr. Calw3.
1 Unter den zahlreichen Parallelen sei genannt: DI 12 (Heidelberg) nr. 167 (E. 15. Jh.); DI 29 (Worms) nr. 66 (2. H.
13.Jh.) und 108 (l.V. 14.Jh.).
2 Zur Baugeschichte des Langhauses vgl. das bei nr. 117 Gesagte.
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