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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0167
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D7 S(anctvs) Philipvs
E7 [••■]/ Die leben(den) [. . .]
D8 S(anctvs) Bartholomevs
E8 Ich glaub [. . .]
D9 S(ANCTVS) M[A]T[H]EVS
E9 Jn die hailifge . . .] / kirchen ge[. . .]
DIO S(anctvs) Sym(on) [. . .]
E10 [. . .]
All S(anctvs) Jvdas [. . .]
Eli [...]/ vfferstefhvng . . .]
D12 S(ANCTVS) MAfTHIAS]
E12 [. . .]
Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt das Reich, das euch bereitet ist, in Besitz! (Al) — Gehet hinweg von
mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist! (A2) — Steht auf, ihr Toten! (Bl) und kommt her
zum (Gericht)! (B2)
Die Wandmalerei war übertüncht und wurde 1903 unter mehreren Farbschichten aufgedeckt und re-
stauriert. Falls das Langhaus 1523 neu erbaut und nicht nur erweitert worden ist, darf die Bauzahl 1523
an der Westfassade als terminus post quem angenommen werden3; dem stilistischen und epigraphi-
schen Befund nach wäre auch eine frühere Ansetzung um 1500 möglich4. Die Plazierung der Malerei
an der Nordwand des Langhauses ist nicht ungewöhnlich3. Die Komposition entspricht dem in spät-
gotischer Zeit üblichen Schema.
Die Apostel sind nicht nur durch ihre Attribute und die Beischriften in ihren Nimben bestimmbar,
sondern auch durch die einzelnen Glaubenssätze des Credo Apostohcum, für deren Zuordnung zu den
einzelnen Aposteln sich eine Tradition herausgebildet hatte. Dieser Tradition entsprechend eröffnet
Petrus links die Reihe, welche rechts mit Matthias endet6. Das Apostelkollegium in dieser Zusammen-
stellung gehört zu den Hauptthemen kirchlicher Wandmalerei. Da bei den vorreformatorischen
Zyklen unserer Region die Credo-Artikel meist lateinisch sind7, erscheinen die hier relativ früh in der
Volkssprache abgefaßten Texte bemerkenswert8. Die geringen Inschriftreste erlauben keine Ergänzung
zu vollständigen Texten. Dagegen lassen sich die lateinischen Spruchbandtexte Christi (Al, A2) ein-
deutig rekonstruieren. An diesen läßt sich eine Art Hierarchie der Textsprachen feststellen, denn nur
Christus und die Engel „sprechen“ hier lateinisch, die Apostel jedoch deutsch.
Der schlechte, vermutlich durch Ergänzungen des Restaurators verunklärte Zustand der Schriftbänder
und Nimben erschwert eine Beurteilung der Schrift. Jedenfalls handelt es sich um eine elegant gebil-
dete Gotische Minuskel mit Versalien; die Oberlängen von h und / sind gespalten, die Unterlängen weit
unter die Grundlinie gezogen. Die Kapitalschrift verdient die Bezeichnung als Frühhumanistische
Kapitalis wegen ihrer schlanken Proportionen und den Formen des A in D2 mit breitem Deckstrich
und des trapezförmigen Min CI.
a Vermutlich iudicium.
b Der üblichen Apostelabfolge gemäß ergänzt.
1 Mt 25, 34.
2 Mt 25, 41.
3 Vgl. nr. 52.
4 Schahl bringt die Malerei mit Thomas Schick, dem Maler des Weltgerichts in der Pfarrkirche Weilheim/Teck, ent-
standen um 1500, in Verbindung; Schahl, Neckarschwaben 1966, 190.
5 Ebenso in Möglingen (Lkr. Ludwigsburg) und Obergrombach (Lkr. Karlsruhe). In größeren Kirchenräumen finden
wir das Weltgericht meist an der Triumphbogenwand, so in Weilheim/Teck und Markgröningen, im Bearbei-
tungsgebiet in Münklingen und Leonberg-Eltingen; vgl. nrr. 268, 353.
6 Vgl. die Apostelfolge am Herrenberger Chorgestühl von 1517; hier nr. 156. Die zusammenfassende Literatur sei hier
wiederholt: RDK 1 (1937) Sp. 811 —829, bes. 823 (Apostel als Schöpfer des Credo); LCI 1 (1968) Sp. 461 —464
(Stichwort Credo); LM 1 (1980) Sp.781ff. (Stichwort Apostel).
7 Vgl. die lateinischen Fassungen in Wimpfen, datiert 1516; DI 4 (Wimpfen) nr. 95; in Niefern, um 1430/1440, und
Gräfenhausen, 15.Jh.; DI 22 (Enzkreis) nrr. 71, 143.
8 Zu frühen deutschsprachigen Fassungen in Mosbach, E. 14.Jh., und Gondelsheim, um 1430/1440, vgl. DI 20
(Karlsruhe) nr. 36 mit weiteren Verweisen.
Ehningen 1965, 27. — Kreis Böblingen 1983, nur Abb. 83.

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