Seht, hier schläft Maria Catharina, Töchterchen des Magisters und derzeit Pfarrers Johann Georg Stuber, ihres Alters
einunddreißig Wochen, drei Tage, im Jahr 161 [.].
Der Vater Johann Georg Stuber war 1592-1595 Pfarrer in Münklingen1. Das Emblem über der
Inschrift ist ein Anker, kombiniert mit dem Anfangsbuchstaben S des Nachnamens.
1 Vgl. Sigel (dort nur im Ortsregister, Stichwort Münklingen).
333 Leonberg, ev. Stadtkirche (St. Johannes Bapt.) 1611
Grabdenkmal der Anna Besserer geb. Hemmmger. Im Langhaus, im südlichen Seitenschiff an der Süd-
wand (s. Lageplan III), bis 1995 außen an der Südseite. Als Gegenstück zum Denkmal des Ehemannes
gearbeitet, im Aufriß spiegelbildlich dazu1. Im Feld die stehende Figur der Verstorbenen im plissierten
Umhang mit Haube. Gelber Sandstein, Bruchschäden.
H. ca. 220, B. 82, Bu. ca. 2 cm. — Fraktur
Vffden . 17 . tag septemb(ris) / An(n)o 1611 . Jst in Gott seehghch ent=/schlaffen
. die Ehrn vnd Tugentsam fraw . / Anna Besserin . geborne Hemmmgerin . desz
/ Ehr(n)hafften vnd fürnehme(n) Johan(n) Sebastian Bcs=Acres . burgers vnd desz
Rahts alhie . Eheliche / hauszfraw . ihres alters . 49 . iahr . so aber nicht / vff disem
. sonder uff dem vssern Kürchhof nebe(n) / ihrer dochter Catharina ehrlich
begraben / ligt . deren Gott durch Christum em frö=/liche vfferstehung
verleihe(n) wolle . / AMEN .
Wappen: Hemmmger2
Anna war eine Tochter des Bernhard Hemminger zu Enzweihingen (Lkr. Ludwigsburg) und heiratete
1581 denjohann Sebastian Besserer zu Leonberg. Bemerkenswert ist die Auskunft der Grabschrift über
den Bestattungsort an anderer Stelle, nämlich auf dem vor 1582 angelegten Friedhof an der Seestraße
östlich der Vorstadt, wo auch die Tochter Catharina des Paares begraben war3. Mindestens die Grab-
schrift entstand also erst nach dem Tode der Anna 1611. Das Denkmal selbst könnte bereits 1607
zusammen mit dem Grabmal des Ehemannes in Auftrag gegeben worden sein.
Der Aufriß des Denkmals wiederholt die Rahmenform vom Denkmal des Ehemannes sowie des
Sebastian Besserer, Schwiegervaters der Verstorbenen. Lediglich die Ausformung der Giebel zeigt
Abweichungen. Alle Einzelheiten, auch die Grabschrift — hier eine eng gefügte Fraktur — weisen auf
die Bildhauer-Werkstatt des Jeremias Schwartz. Die Ausführung der Figur als frontal aufgerichtete und
betende Frauengestalt entspricht der Gestaltung, die vorzugsweise für adlige Damen üblich war4. Die
Kleidung ist die zeitübliche Straßenkleidung für Frauen der sozial gehobenen Bevölkerungsschicht
und unterscheidet sich nicht von derjenigen einer adligen Dame. Der plissierte Umhang über dem
Kleid ist in der Leonberger Werkstatt sonst nicht wiedergegeben worden, jedoch häufig bei den Grab-
mälern des Bildhauers Sem Schlörü
1 Vgl. nr. 316.
2 Aufrecht stehender Zweig mit drei Eicheln und vier Blättern.
3 Catharina Besserer war die Frau des Stadtschreibers Jacob Korn d. J.; alle biographischen Angaben bei Trugenberger,
in: Ein seliges end 1998, 40 — 42, 57.
4 Bereits im Frühwerk des Jeremias Schwartz im Grabmal der Anna von Flehingen geb. Göler von Ravensburg
(gest. 1572) in Flehingen; vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 255.
5 Vgl. etwa die Grabmäler der Margarethe Sturmfeder geb. von Hürnheim (gest. 1558) in Oppenweiler oder der
Christina von Schwalbach (gest. 1588) in Oberstenfeld; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 167; DI 25 (Ludwigsburg)
nr. 412.
OABLeonberg 1930, 607 (kurz erwähnt). - Seeliger-Zeiss, in: Em seliges end 1998, 80f. u.Taf. 15. — Trugenberger,
ebd. 41 f.
334
Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul
1611
Sakramentshaus mit Stifterinschrift des Franz Marquard von Flade und Signatur des Georg Miler. Im
Chor an der Nordwand. Bis in die Gewölbezone aufragender, sechszoniger Aufbau eines Wandtaber-
nakels in Form einer reich gegliederten Ädikula aus hellgrauem Sandstein, z. T. farbig gefaßt, die
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einunddreißig Wochen, drei Tage, im Jahr 161 [.].
Der Vater Johann Georg Stuber war 1592-1595 Pfarrer in Münklingen1. Das Emblem über der
Inschrift ist ein Anker, kombiniert mit dem Anfangsbuchstaben S des Nachnamens.
1 Vgl. Sigel (dort nur im Ortsregister, Stichwort Münklingen).
333 Leonberg, ev. Stadtkirche (St. Johannes Bapt.) 1611
Grabdenkmal der Anna Besserer geb. Hemmmger. Im Langhaus, im südlichen Seitenschiff an der Süd-
wand (s. Lageplan III), bis 1995 außen an der Südseite. Als Gegenstück zum Denkmal des Ehemannes
gearbeitet, im Aufriß spiegelbildlich dazu1. Im Feld die stehende Figur der Verstorbenen im plissierten
Umhang mit Haube. Gelber Sandstein, Bruchschäden.
H. ca. 220, B. 82, Bu. ca. 2 cm. — Fraktur
Vffden . 17 . tag septemb(ris) / An(n)o 1611 . Jst in Gott seehghch ent=/schlaffen
. die Ehrn vnd Tugentsam fraw . / Anna Besserin . geborne Hemmmgerin . desz
/ Ehr(n)hafften vnd fürnehme(n) Johan(n) Sebastian Bcs=Acres . burgers vnd desz
Rahts alhie . Eheliche / hauszfraw . ihres alters . 49 . iahr . so aber nicht / vff disem
. sonder uff dem vssern Kürchhof nebe(n) / ihrer dochter Catharina ehrlich
begraben / ligt . deren Gott durch Christum em frö=/liche vfferstehung
verleihe(n) wolle . / AMEN .
Wappen: Hemmmger2
Anna war eine Tochter des Bernhard Hemminger zu Enzweihingen (Lkr. Ludwigsburg) und heiratete
1581 denjohann Sebastian Besserer zu Leonberg. Bemerkenswert ist die Auskunft der Grabschrift über
den Bestattungsort an anderer Stelle, nämlich auf dem vor 1582 angelegten Friedhof an der Seestraße
östlich der Vorstadt, wo auch die Tochter Catharina des Paares begraben war3. Mindestens die Grab-
schrift entstand also erst nach dem Tode der Anna 1611. Das Denkmal selbst könnte bereits 1607
zusammen mit dem Grabmal des Ehemannes in Auftrag gegeben worden sein.
Der Aufriß des Denkmals wiederholt die Rahmenform vom Denkmal des Ehemannes sowie des
Sebastian Besserer, Schwiegervaters der Verstorbenen. Lediglich die Ausformung der Giebel zeigt
Abweichungen. Alle Einzelheiten, auch die Grabschrift — hier eine eng gefügte Fraktur — weisen auf
die Bildhauer-Werkstatt des Jeremias Schwartz. Die Ausführung der Figur als frontal aufgerichtete und
betende Frauengestalt entspricht der Gestaltung, die vorzugsweise für adlige Damen üblich war4. Die
Kleidung ist die zeitübliche Straßenkleidung für Frauen der sozial gehobenen Bevölkerungsschicht
und unterscheidet sich nicht von derjenigen einer adligen Dame. Der plissierte Umhang über dem
Kleid ist in der Leonberger Werkstatt sonst nicht wiedergegeben worden, jedoch häufig bei den Grab-
mälern des Bildhauers Sem Schlörü
1 Vgl. nr. 316.
2 Aufrecht stehender Zweig mit drei Eicheln und vier Blättern.
3 Catharina Besserer war die Frau des Stadtschreibers Jacob Korn d. J.; alle biographischen Angaben bei Trugenberger,
in: Ein seliges end 1998, 40 — 42, 57.
4 Bereits im Frühwerk des Jeremias Schwartz im Grabmal der Anna von Flehingen geb. Göler von Ravensburg
(gest. 1572) in Flehingen; vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 255.
5 Vgl. etwa die Grabmäler der Margarethe Sturmfeder geb. von Hürnheim (gest. 1558) in Oppenweiler oder der
Christina von Schwalbach (gest. 1588) in Oberstenfeld; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 167; DI 25 (Ludwigsburg)
nr. 412.
OABLeonberg 1930, 607 (kurz erwähnt). - Seeliger-Zeiss, in: Em seliges end 1998, 80f. u.Taf. 15. — Trugenberger,
ebd. 41 f.
334
Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul
1611
Sakramentshaus mit Stifterinschrift des Franz Marquard von Flade und Signatur des Georg Miler. Im
Chor an der Nordwand. Bis in die Gewölbezone aufragender, sechszoniger Aufbau eines Wandtaber-
nakels in Form einer reich gegliederten Ädikula aus hellgrauem Sandstein, z. T. farbig gefaßt, die
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