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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0282
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DOCTRINA CLARVS, PIETATE VER/ENDVS ET ANNIS,
PACIS AMANS, HILARIS, SEDV/LVS ABSQVE DOLO .
SVAVITER HAC TENVI IANVS / MARQVARDVS IN VRNA
DORMIT AD EXTRIMP TEMPORA IVDICII
AETATIS // SVAE . 74 :
Dem besten und größten Gott geweiht! Dieser Mann war ein denkwürdiges Vorbild für ein heiliges Leben. Er war ein
frommer Vorsteher der Lateinschule zu Brackenheim, danach ein geschickter Verkünder des Gotteswortes bei Schloß
Hellenstein. Dort errichtete er den glücklichen Grund für sein untadeliges Haus. Von da kam er nach Frickenhofen, dann
wurde er nach Welzheim gesandt, wo er den Untertanen Limpurgs willkommen war. Endlich wurde er von allen Einhei-
mischen nach (Hildriz-)Hausen in die Heimat zurückgerufen, wo er treuen Herzens Pfarrer war. Er war in der Wissen-
schaft glänzend und ehrwürdig wegen seiner Frömmigkeit und seines hohen Alters, friedliebend, heiter, unermüdlich und
ohne Falsch. Johannes Marquard schläft sanft in diesem engen Grab bis zur Zeit des Weltgerichts. Seines Alters 74 Jahre.
Distichen
Die Grabschrift schildert den Lebensweg: nach den in Tübingen absolvierten Studien wurde
Marquardt 1569 Diaconus in Heidenheim, dann 1570 Pfarrer in Frickenhofen (Gde. Gschwend, Ost-
albkreis), 1578 in Welzheim (Rems-Murr-Kreis) und ab 1596 in Hildrizhausen als später Nachfolger
seines Schwiegervaters, welchem er mit seiner Frau ein Grabmal setzte1. Die Inschrift nennt das
Todesdatum 14. Jan. 1613 nicht, wohl aber sein Alter2. Sein winziges Bildnis zeigt ihn bei der Austei-
lung des Sakraments im weißen kurzen Chorhemd über dem Talar3.
Nach Hess war der Verfasser des lateinischen Grabgedichts der Pfarrer zu Weil im Schönbuch,
M.Valentin Gieß4. Das Denkmal ist wegen dieses gelehrten Textes, seiner Gestaltung sowie wegen
der hervorragenden Ausführung der Schrift bemerkenswert. Es gehört zu einer auch in Kuppingen,
Nufringen und Holzgerlingen nachweisbaren Werkgruppe von Grabmälern für Pfarrer-Familien,
deren Entstehung in der Herrenberger Forster-Werkstatt durch eine Signatur gesichert ist5.
a So für EXTREMI.
1 Vgl. nr. 277.
2 Biographische Daten bei Sigel 14,1, S. 782. — Zu weiteren Familienangehörigen vgl. nrr. 277, 337.
3 Diese Darstellung zeigt, daß das weiße Chorhemd als liturgische Kleidung des ev.-lutherischen Pfarrers im würt-
tembergischen Herrschaftsgebiet im 17. Jahrhundert getragen wurde.
4 Hess bezeichnet ihn als „Poeta laureatus“; Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, WLB Cod.hist. F 278 Bd. 3(c),
p. 446. — Zu Cleß vgl. nr. 360.
5 Zu dieser Werkgruppe vgl. nr. 339.
Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, WLB Cod. hist. F 278 Bd.3(c), p.446; HStAJl Nr.256, p. 1606. — Gelhaar, E.,
Drei Pfarrer-Grabsteine in Hildrizhausen. In: ASG 1970, 33.

339 Kuppingen (Stadt Herrenberg), ev. Pfarrkirche (St. Stephan) 1613

Epitaph des Pfarrers Melchior Sauter. Im Chor an der Nordwand. Rechteckplatte aus graugelbem
Sandstein, oben abgerundet. Rand von Ritzlinie umzogen. Im Feld oben Lorbeerkranz als Rahmung
für kleines Herz mit Kreuz und drei Blüten. Darunter Inschrift A, die letzten acht Zeilen in zentrier-
ter Anordnung; unten Rest einer Inschrift B - der Signatur des Steinmetzen - zweizeilig, in kleinerer
Type. Verwitterungsschäden oben rechts und im unteren Viertel.
H. 165,5, B. 78, T. 12, Bu. 2,7 cm. - Fraktur
A D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / Anno Christi M • D ■ [C • X • III • . . . 16. ]a /
Jan(uarii) zwiszhen 3 • vnd 4 • v[hr . . . mit]/tag: Jszt im herrn Seelig, vnd [Sanfft
. ver]/szhieden, der würdig vnd wolgelfehrt] / herr, Melchior sauter, welcher der
k[irch]=/en gottes . mit predigen . vnd lehren . an / vntershiedenen Orthen dises
hertzog=/thumbs, in die 47; als beym diaconat / neüffen 2. vff der pfarr zum
Newen=/hausz Nürtinger ampts 4. vnd dan zu / Kuppingen in seinem vatterlandt,
41 / Jahr mit sonderm Eyffer. auch Christ=/lichem Exempel threy: vnd nützlich
vor=/gestanden: seines alters im 72 Jahre . / Christus Jhesus vnser himlisher
Ertzhirt, / wolle ihne sampt allen Chnst=7gläubig verstorbenen, / an seinem
grosen / tag mitt allen / freuden Er=/wöckhen. / Amen •
B • ■ ■ ] forster steinfmetz .../...
Dem besten und größten Gott.

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