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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0299
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361

Leonberg, Haus Oberamteistr. 9

1621

Bauinschrift des Hans Beitelspacher (Beutelspacher) und der Barbara geb. Mack. Am rundbogigen
Einfahrtstor auf der rechten Seite des Hauses, an der Giebelseite des großen Fachwerkhauses. Auf dem
Scheiteistein des Türgewändes aus gelbem Sandstein zweizeilige Inschrift, durch Wappen geteilt. Ver-
witterungsschäden.
H. 28, B. ca. 140, Bu. ca. 4 cm. — Fraktur Abb. 160
Hanns Beitelspacher // Barbara Mackhin / Anno // 1621
Wappen: Beitelspacher1
Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Haus war lange Zeit Wohnsitz der Leonberger Familie
Beitelspacher. Der in der Inschrift genannte Hans Beitelspacher (gest. 1622) war Müller und Ratsver-
wandter2. Traurige Berühmtheit erlangte das Haus durch den Bürgermeister Benedikt Beutelspacher
(ca. 1482-1561), den Herzog Ulrich 1537 wegen angeblichen Meineids nach der Folterung zum
Abschneiden von Zunge und rechter Hand verurteilen ließ3.
1 Zwei gekreuzte Pfeile.
2 Trugenberger, Prosopographie 1984, Nrr. 14, 15. — Zu seiner Funktion als Spitalmeister vgl. nr. 297.
3 Wunder, G., Lebensläufe — Bauer, Bürger, Edelmann Bd. 2 (Forschungen aus Württembergisch Franken 33). Sig-
maringen 1988, 208 — 214; Leonberg, Altstadtfuhrer 1996, 26.
Bühler, Heimatbuch Leonberg 1954, 31. — Trugenberger, V., Zwischen Schloß und Vorstadt 1984, 173 mit Abb.; Proso-
pographie Nr. 14.

362 Leonberg, ev. Stadtkirche (St. Johannes Bapt.) 1622

Epitaph der Maria Lindlin, Witwe des Pfarrers Johannes Puck (Buck) von Ötisheim, und ihres Enkels
Hans Bernhard Dressel. Im Chor an der Nordwand (s. Lageplan III). Hochrechteckige Inschrifttafel,
seitlich Rahmenleiste mit gegenständigem Flachschnitt-Ornament, oben und unten geflügelter
Engelskopf. Inschrift A durchgehend, Inschrift B in kleinerer Schrift zentriert. Hellgrauer Sandstein.
H. 111, B. 85, Bu. 2,8 (A), 2,4 (B) cm. — Fraktur, Humanistische Minuskel (Name, eingefügt in A) Abb. 161
A Anno 1622 den 28 Octobr(is) /Verschide in Christo Seeliglich / M(agistri)
loann Puckena gewesz/nen Pfarrers zue Öttesheim / wittib Jhres alters 78 Jar
B Deszgleichen Starb auch in be/meltem Jahr den 26 Augusti / ihr Enckel
Hannsz Bernhard / dressel Von Entzberg alsz er / wegen besorgenden Feindlich/en
Einfals Alhero zuo seinen / Freünden geflehnet worden sei/nes alters 6 Jahr denen
/ Gott ein Fröliehe vf/ferstehung ver/leyen wolle
In A ist der Name der Verstorbenen zwar nicht wiedergegeben, aber erschließbar. Es handelt sich um
Mana Lindlin, Tochter des Kastenpflegers Joachim Lindlin in Stuttgart1. Sie heiratete 1566 den in der
Inschrift erwähnten Johann Puck (Buck) aus Augsburg, Klosterpraezeptor in Hirsau 1566, dann in
Calw, Diaconus in Böblingen 1568, Pfarrer in Schafhausen 1570 und in Ötisheim (Enzkreis) 1574 bis
zu seinem Tod 16052. Der Auftraggeber des Denkmals war vermutlich Johann Bernhard Puck, Sohn
dieses Paares und Dekan 1618 bis zu seinem Tod 1639 in Leonberg3. Weiter nennt die Grabschrift das
Kind Hans Bernhard Dressel von Enzberg (Stadt Mühlacker, Enzkreis), das offenbar vor den Gefahren
des Dreißigjährigen Krieges bei seinem Onkel in Leonberg Zuflucht gefunden hatte.
Das Rahmen-Ornament begegnet in Leonberg bereits an der Wappentafel von 1610, zuletzt am
Raumajer-Denkmal (wohl 1647)4; die Engelsköpfchen haben ihre Entsprechung auf zwei Pfarrer-
Grabmälern, die in derselben Werkstatt wie das hier vorliegende Denkmal entstanden sein müssen3.
Auch die Vorliebe für einzelne in einer anderen Schriftart ausgeführten Worte mitten im Text weist
auf diese Herkunft. Es handelt sich um die Werkstatt mit dem Notnamen Leonberg II6.
a Der Name M(agistri) loann Pucken in Humanistischer Minuskel.
1 Biographische Daten bei Reipchius/Rentschler, Sindelfinger Chronik 1958, 99 nr. 711 (mit dem abweichenden
Todesdatum 27. Sept. 1622); Bernhardt 470. — Ihre Schwester Walpurga Aichmann hatte bereits in die Leonberger
Oberschicht eingeheiratet und ebenfalls ein Grabmal erhalten; vgl. nr. 217.
2 Zur Biographie vgl. Sigel, 10, 2, S. 544 (Stichwort Buck).
3 Vgl. auch nr. 371.

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