Inschrift I fällt durch ihre besondere Ausprägung mit stumpf auf der Grundlinie endenden Hasten und
ihrem bogenförmigen Ansatz bei m und n auf, der an Züge der Humanistischen Minuskel erinnert.
1 Biographische Daten s. Pfeilsticker § 1281, 3384; Bernhardt 1973, 709.
OABLeonberg 1930, 902.
367a Herrenberg ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau), Kirchhof 1624
Epitaph des Ludwig Neuffer siehe Nachtrag zum Katalog auf S. 285
368 Bondorf, ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1624
Glocke mit Signatur (B) von Frans Racle und Frans Bathan aus Lothringen, auf der Flanke auf kleinem
Wappenschild mit Glöckchen. Größte Glocke eines ursprünglich dreiteiligen und einheitlich gestalte-
ten Geläutes* 1. Reicher bildlicher und ornamentaler Schmuck: Relief einer dreifigurigen Kreuzigung
(Astkreuz) über Engelskopf, zwei Ornamentbänder mit Vasen und kleinen Profilköpfen als Einfassung
der zweizeiligen Schulter-Inschrift (A). Als Worttrenner kleine Masken.
Abb. 173 H. 91,5, Dm. 120 cm. — Kapitahs (erhaben)
A + I • OBERVOGT • ZV • NAG(OLD) • HANS ■ HEINR(ICH) ■ VON ■
OFFENB(VRG) • H(ERR) • SPECIAL • ZV ■ WILDB(ERG) • M(AGISTER) •
IVSTIN ■ KERNER ■ PFARRER • ZV2 • BOND(ORF)2 / + M(AGISTER) •
WOLFGANG ERHÄRT VRBAN WEINMAR SCHVLTHEIS ■ M(AIST)RE
FRANCISCVS RACLE LOTTHARINGVS ■ FRANS BATHAN VON
VZLLING / CA(MPANA)Sa FVSORES ANNO DOMINI MDCXXIIII3
B F(RANCISCVS) • RACLE / LOTHAR(INGVS) ■ / ME / FECIT
Wappen: nicht identifiziert.
Die Inschriften des Geläutes verzeichnen die Namen der 1624 bzw. 1628 für die Pfarrei Bondorfver-
antwortlichen Amtsträger, verteilt auf die drei damals neu gegossenen Glocken. Hans Heinrich von
Offenburg, Fürstlich Württembergischer Rat und Hofgerichtsbeisitzer, war von 1615 bis zu seinem
Tod 1634 Obervogt zu Nagold (Lkr. Calw)4 5. Justin Kerner, geboren um 1587 in Heidenheim, ent-
stammte einer aus Klagenfurt vertriebenen Familie. Er war Pfarrer in Loffenau (Lkr. Rastatt), dann
1618 Dekan in Wildberg (Lkr. Calw); als dieser ist er hier und in einer Bauinschrift in Rotfelden
(Lkr. Calw) bezeugt3. 1633 wurde er zum Dekan von Sulz a. N. (Lkr. Rottweil), 1635 zum Dekan von
Güglingen (Lkr. Heilbronn) berufen. Er starb am 6. Feb. 16646. Hier ist er als amtierender Dekan und
Vorgesetzter des Ortspfarrers verzeichnet. Dieser war Magister Wolfgang Erhärt, zunächst Pfarrer in
Hochdorf (wohl Hochdorf, Stadt Nagold), dann Dekan in Nagold, dann Pfarrer in Bondorf von 1623
bis zu seinem Tod am 27. Feb. 16347. Urban Weinmar, 1603 Schultheiß zu Pliezhausen (Lkr. Reut-
lingen), war 1616 ff. und noch 1628 Schultheiß zu Bondorf8.
Der lothringische Wandergießer Franz Racle (auch Racle, Ragle) ist zwischen 1618 und 1644 in seiner
Heimat Damblain nachweisbar; 1624 bis 1628 arbeitete er in Nordwürttemberg9. Der Herkunftsort
seines Mitgießers Franz Bathan konnte noch nicht identifiziert werden.
a So für CA(MPAN)AE oder CA(MPANARVM).
1 Vgl. nr. 386; die kleinste Glocke nr. 369 wurde nach 1940 eingeschmolzen.
2 Hier kleines Wappen.
3 Zwei kleine Wappen.
4 Biographische Daten s. Pfeilsticker § 1299, 1301, 1480, 1559, 2644; Frey, Hofgericht 1989, 195. — Sein Wappen über-
liefert eine Wappenscheibe von 1613 im Tübinger Rathaus; Katalog Renaissance 1986, 295, D 51.
5 Bauinschrift von 1626 an der Rotfelder Kirche; DI 30 (Calw) nr. 338.
6 Biographische Daten nach Sigel 13,1, S. 207.
7 Ebd. 11,2, S. 1045.
8 Vgl. hier nr. 386; ferner Pfeilsticker § 2423.
9 DGWürttHohenzollern 86f. (Einl.). — Vgl. auch DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nrr.288 —290. — Biographische Daten
bei Köster, K., Glocken und Glockenspiele von Lothringer Wandergießern in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahr-
hunderts. In: Lusus Campanularum 1986, 42 — 55; bes. 50.
DGWürttHohenzollern nr. 273, Abb. 281, 409 (nur Ausschnitt).
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ihrem bogenförmigen Ansatz bei m und n auf, der an Züge der Humanistischen Minuskel erinnert.
1 Biographische Daten s. Pfeilsticker § 1281, 3384; Bernhardt 1973, 709.
OABLeonberg 1930, 902.
367a Herrenberg ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau), Kirchhof 1624
Epitaph des Ludwig Neuffer siehe Nachtrag zum Katalog auf S. 285
368 Bondorf, ev. Pfarrkirche (St. Remigius) 1624
Glocke mit Signatur (B) von Frans Racle und Frans Bathan aus Lothringen, auf der Flanke auf kleinem
Wappenschild mit Glöckchen. Größte Glocke eines ursprünglich dreiteiligen und einheitlich gestalte-
ten Geläutes* 1. Reicher bildlicher und ornamentaler Schmuck: Relief einer dreifigurigen Kreuzigung
(Astkreuz) über Engelskopf, zwei Ornamentbänder mit Vasen und kleinen Profilköpfen als Einfassung
der zweizeiligen Schulter-Inschrift (A). Als Worttrenner kleine Masken.
Abb. 173 H. 91,5, Dm. 120 cm. — Kapitahs (erhaben)
A + I • OBERVOGT • ZV • NAG(OLD) • HANS ■ HEINR(ICH) ■ VON ■
OFFENB(VRG) • H(ERR) • SPECIAL • ZV ■ WILDB(ERG) • M(AGISTER) •
IVSTIN ■ KERNER ■ PFARRER • ZV2 • BOND(ORF)2 / + M(AGISTER) •
WOLFGANG ERHÄRT VRBAN WEINMAR SCHVLTHEIS ■ M(AIST)RE
FRANCISCVS RACLE LOTTHARINGVS ■ FRANS BATHAN VON
VZLLING / CA(MPANA)Sa FVSORES ANNO DOMINI MDCXXIIII3
B F(RANCISCVS) • RACLE / LOTHAR(INGVS) ■ / ME / FECIT
Wappen: nicht identifiziert.
Die Inschriften des Geläutes verzeichnen die Namen der 1624 bzw. 1628 für die Pfarrei Bondorfver-
antwortlichen Amtsträger, verteilt auf die drei damals neu gegossenen Glocken. Hans Heinrich von
Offenburg, Fürstlich Württembergischer Rat und Hofgerichtsbeisitzer, war von 1615 bis zu seinem
Tod 1634 Obervogt zu Nagold (Lkr. Calw)4 5. Justin Kerner, geboren um 1587 in Heidenheim, ent-
stammte einer aus Klagenfurt vertriebenen Familie. Er war Pfarrer in Loffenau (Lkr. Rastatt), dann
1618 Dekan in Wildberg (Lkr. Calw); als dieser ist er hier und in einer Bauinschrift in Rotfelden
(Lkr. Calw) bezeugt3. 1633 wurde er zum Dekan von Sulz a. N. (Lkr. Rottweil), 1635 zum Dekan von
Güglingen (Lkr. Heilbronn) berufen. Er starb am 6. Feb. 16646. Hier ist er als amtierender Dekan und
Vorgesetzter des Ortspfarrers verzeichnet. Dieser war Magister Wolfgang Erhärt, zunächst Pfarrer in
Hochdorf (wohl Hochdorf, Stadt Nagold), dann Dekan in Nagold, dann Pfarrer in Bondorf von 1623
bis zu seinem Tod am 27. Feb. 16347. Urban Weinmar, 1603 Schultheiß zu Pliezhausen (Lkr. Reut-
lingen), war 1616 ff. und noch 1628 Schultheiß zu Bondorf8.
Der lothringische Wandergießer Franz Racle (auch Racle, Ragle) ist zwischen 1618 und 1644 in seiner
Heimat Damblain nachweisbar; 1624 bis 1628 arbeitete er in Nordwürttemberg9. Der Herkunftsort
seines Mitgießers Franz Bathan konnte noch nicht identifiziert werden.
a So für CA(MPAN)AE oder CA(MPANARVM).
1 Vgl. nr. 386; die kleinste Glocke nr. 369 wurde nach 1940 eingeschmolzen.
2 Hier kleines Wappen.
3 Zwei kleine Wappen.
4 Biographische Daten s. Pfeilsticker § 1299, 1301, 1480, 1559, 2644; Frey, Hofgericht 1989, 195. — Sein Wappen über-
liefert eine Wappenscheibe von 1613 im Tübinger Rathaus; Katalog Renaissance 1986, 295, D 51.
5 Bauinschrift von 1626 an der Rotfelder Kirche; DI 30 (Calw) nr. 338.
6 Biographische Daten nach Sigel 13,1, S. 207.
7 Ebd. 11,2, S. 1045.
8 Vgl. hier nr. 386; ferner Pfeilsticker § 2423.
9 DGWürttHohenzollern 86f. (Einl.). — Vgl. auch DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nrr.288 —290. — Biographische Daten
bei Köster, K., Glocken und Glockenspiele von Lothringer Wandergießern in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahr-
hunderts. In: Lusus Campanularum 1986, 42 — 55; bes. 50.
DGWürttHohenzollern nr. 273, Abb. 281, 409 (nur Ausschnitt).
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