Das Denkmal trägt alle Züge der Arbeiten aus der Werkstatt „Leonberg II“, die nach dem Tod des
Jeremias Schwartz ab 1620 vermutlich von den Söhnen weitergeführt worden ist6. Das Grabmal zeigt
die beiden Kleinkinder aufrecht stehend, obgleich der kleine Johann Jacob mit fünfMonaten in Wirk-
lichkeit noch ein Wickelkind war; die Knaben tragen lange weiße Hemdchen, an denen die Halskrause
als typisches Kleidungsmerkmal der Zeit nicht fehlen darf. Die Inschriften sind in der typischen Fraktur
der Schwartz-Werkstatt ausgeführt.
1 Mt 19,14.
2 Greif, mit Herz in den Pranken.
3 Balken, überdeckt von zwei gekreuzten Kochlöffeln, oben und unten begleitet von je einem sechsstrahligen Stern.
Dasselbe Wappen führte Jakob Magirus, ev. Abt von Lorch (Ostalbkreis), wie sein dort noch erhaltenes Epitaph
ausweist; zu diesem vgl. Ehmer, H., Jakob Magirus 1564 -1624. Der Abt mit dem silbernen Bein. In: Schriftenreihe
Vaihingen 8 (1993) 41 — 56. — Das in Maulbronn nachgewiesene Wappen Magirus weicht ab: zwei gekreuzte Koch-
löffel, oben von einem Keil, beiderseits und unten von einem sechsstrahligen Stern bewinkelt; vgl. Drös, H., Maul-
bronner Klosterheraldik. In: Maulbronn 1997, 43 — 58; hier 50 und Abb. 5.14.
4 Biographische Daten bei Sigel 10,2, S. 544. Das Grabmal der Mutter ist ebenfalls in Leonberg erhalten und von
derselben Werkstatt gearbeitet; vermutlich war der Sohn Johann Bernhard auch hier der Auftraggeber; vgl. nr. 362.
Biographische Angaben bei Trugenberger, in: Ein seliges end 1996, 21, 29 f. — Angeblich befand sich 1930 im Chor
ein weiteres Denkmal für zwei Kinder des Pfarrers Puck, verstorben 1620 und 1621, beschrieben als „grobe Figuren
unter dem Kreuz“; OABLeonberg 1930, 607f.
5 Biographische Daten bei Ehmer, FL, Vom Kloster zur Klosterschule. Die Reformation in Maulbronn. In: Maulbronn
1997,59-82; hier 72 f.
6 Vgl. Einl. XXXVIIf. - Vergleichbar in Rahmenform und Wappenausbildung ist das Denkmal für das Kind Johann Ja-
cob Schmid, gest. 1631, in Vaihingen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 645.
OABLeonberg 1930, 608. — Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 75 mit Taf. 10, 139 — 141. — Trugenberger, ebd. 29f.
372
Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau)
1625
Grabdenkmal des Eitel Hans Lupm. Im Langhaus an der Westwand (s. Lageplan II). Ädikula aus grauem
Sandstein mit Dreiecksgiebel und Konsole aus Roll- und Beschlagwerk. Im Feld Wappen-Medaillon
und Inschrifttafel; auf den rahmenden Pilastern achtteilige Ahnenprobe. Geringe Schäden an der
Konsole.
Abb. 164 H. 225, B. 120 ca., Bu. 1,7 cm. — Fraktur, Kapitalis (nur erste Zeile)
ANNO DOMINI 1625 . Den / 14 Martij . ist ihm Herrn sanfft / vndt seeliglich
entshlaffen . der / Wo 11 Edel Gestreng vndt vest / Eittel Hans Lupin . F(ürst)l(ich)
W(ürttembergischer) / Provisonner . seines Alters im / 62 Jahr . dessen Leichnam
/ nechst hierbei in Der Erden / ruhen . vnndt der Frölichen / Aufferstehung mit
allen / ausserwehlten in Christo . / erwardten thut .
Wappen: Lupm1;
Lupin Vöhlin2
Hutz3 Hüter4
Imhof5 Widmann (aus Schw. Hall)6
Kröll' Berler (aus Schw. Hall)8
Lupins Vater Wolf Dietrich stammte aus einer ursprünglich in Ulm, dann in Memmingen beheima-
teten Patrizierfamilie9. Eitel Hans besaß zwei stattliche Häuser auf dem Markt zu Herrenberg und
veranlaßte eine Stiftung für die Lateinschule10. Er war württembergischer „Vasall von Haus aus“ und
Provisioner11. Das Epitaph seiner ersten Gemahlin Maria Hiller ist ebenfalls erhalten12.
Das architektonisch gestaltete Denkmal ist ungewöhnlich repräsentativ im Vergleich zu den schlich-
ten Epitaphien der Herrenberger Ehrbarkeit dieser Zeit. Die achtteilige Ahnenprobe unterstreicht
den adelsgleichen Rang, den der Auftraggeber damit demonstrieren wollte. Die sehr sorgfältig gebil-
dete Fraktur, der meist wie hier einige Wörter in Kapitahs vorangestellt sind, weist auf die leistungs-
fähige Werkstatt, die mit der Herrenberger Steinmetzenfamilie der Forster verbunden werden kann13.
1 Gespalten, darin ein schreitender Wolf in verwechselten Tinkturen; Helmzier: wachsender Wolf zwischen Büffel-
hörnern; vgl. Alberti 475.
2 Balken, belegt mit drei P; vgl. Alberti 923.
3 Hund, wachsend, mit Drachenflügeln (hier ersetzt durch Hirschstangen); vgl. E. Zimmermann, Augsburger Zeichen
und Wappen. Augsburg 1970, nr. 4549.
4 Gespalten; vorn ein Balken, hinten ein sechsstrahliger Stern; ebd. nr. 1847.
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Jeremias Schwartz ab 1620 vermutlich von den Söhnen weitergeführt worden ist6. Das Grabmal zeigt
die beiden Kleinkinder aufrecht stehend, obgleich der kleine Johann Jacob mit fünfMonaten in Wirk-
lichkeit noch ein Wickelkind war; die Knaben tragen lange weiße Hemdchen, an denen die Halskrause
als typisches Kleidungsmerkmal der Zeit nicht fehlen darf. Die Inschriften sind in der typischen Fraktur
der Schwartz-Werkstatt ausgeführt.
1 Mt 19,14.
2 Greif, mit Herz in den Pranken.
3 Balken, überdeckt von zwei gekreuzten Kochlöffeln, oben und unten begleitet von je einem sechsstrahligen Stern.
Dasselbe Wappen führte Jakob Magirus, ev. Abt von Lorch (Ostalbkreis), wie sein dort noch erhaltenes Epitaph
ausweist; zu diesem vgl. Ehmer, H., Jakob Magirus 1564 -1624. Der Abt mit dem silbernen Bein. In: Schriftenreihe
Vaihingen 8 (1993) 41 — 56. — Das in Maulbronn nachgewiesene Wappen Magirus weicht ab: zwei gekreuzte Koch-
löffel, oben von einem Keil, beiderseits und unten von einem sechsstrahligen Stern bewinkelt; vgl. Drös, H., Maul-
bronner Klosterheraldik. In: Maulbronn 1997, 43 — 58; hier 50 und Abb. 5.14.
4 Biographische Daten bei Sigel 10,2, S. 544. Das Grabmal der Mutter ist ebenfalls in Leonberg erhalten und von
derselben Werkstatt gearbeitet; vermutlich war der Sohn Johann Bernhard auch hier der Auftraggeber; vgl. nr. 362.
Biographische Angaben bei Trugenberger, in: Ein seliges end 1996, 21, 29 f. — Angeblich befand sich 1930 im Chor
ein weiteres Denkmal für zwei Kinder des Pfarrers Puck, verstorben 1620 und 1621, beschrieben als „grobe Figuren
unter dem Kreuz“; OABLeonberg 1930, 607f.
5 Biographische Daten bei Ehmer, FL, Vom Kloster zur Klosterschule. Die Reformation in Maulbronn. In: Maulbronn
1997,59-82; hier 72 f.
6 Vgl. Einl. XXXVIIf. - Vergleichbar in Rahmenform und Wappenausbildung ist das Denkmal für das Kind Johann Ja-
cob Schmid, gest. 1631, in Vaihingen; vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 645.
OABLeonberg 1930, 608. — Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 75 mit Taf. 10, 139 — 141. — Trugenberger, ebd. 29f.
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Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau)
1625
Grabdenkmal des Eitel Hans Lupm. Im Langhaus an der Westwand (s. Lageplan II). Ädikula aus grauem
Sandstein mit Dreiecksgiebel und Konsole aus Roll- und Beschlagwerk. Im Feld Wappen-Medaillon
und Inschrifttafel; auf den rahmenden Pilastern achtteilige Ahnenprobe. Geringe Schäden an der
Konsole.
Abb. 164 H. 225, B. 120 ca., Bu. 1,7 cm. — Fraktur, Kapitalis (nur erste Zeile)
ANNO DOMINI 1625 . Den / 14 Martij . ist ihm Herrn sanfft / vndt seeliglich
entshlaffen . der / Wo 11 Edel Gestreng vndt vest / Eittel Hans Lupin . F(ürst)l(ich)
W(ürttembergischer) / Provisonner . seines Alters im / 62 Jahr . dessen Leichnam
/ nechst hierbei in Der Erden / ruhen . vnndt der Frölichen / Aufferstehung mit
allen / ausserwehlten in Christo . / erwardten thut .
Wappen: Lupm1;
Lupin Vöhlin2
Hutz3 Hüter4
Imhof5 Widmann (aus Schw. Hall)6
Kröll' Berler (aus Schw. Hall)8
Lupins Vater Wolf Dietrich stammte aus einer ursprünglich in Ulm, dann in Memmingen beheima-
teten Patrizierfamilie9. Eitel Hans besaß zwei stattliche Häuser auf dem Markt zu Herrenberg und
veranlaßte eine Stiftung für die Lateinschule10. Er war württembergischer „Vasall von Haus aus“ und
Provisioner11. Das Epitaph seiner ersten Gemahlin Maria Hiller ist ebenfalls erhalten12.
Das architektonisch gestaltete Denkmal ist ungewöhnlich repräsentativ im Vergleich zu den schlich-
ten Epitaphien der Herrenberger Ehrbarkeit dieser Zeit. Die achtteilige Ahnenprobe unterstreicht
den adelsgleichen Rang, den der Auftraggeber damit demonstrieren wollte. Die sehr sorgfältig gebil-
dete Fraktur, der meist wie hier einige Wörter in Kapitahs vorangestellt sind, weist auf die leistungs-
fähige Werkstatt, die mit der Herrenberger Steinmetzenfamilie der Forster verbunden werden kann13.
1 Gespalten, darin ein schreitender Wolf in verwechselten Tinkturen; Helmzier: wachsender Wolf zwischen Büffel-
hörnern; vgl. Alberti 475.
2 Balken, belegt mit drei P; vgl. Alberti 923.
3 Hund, wachsend, mit Drachenflügeln (hier ersetzt durch Hirschstangen); vgl. E. Zimmermann, Augsburger Zeichen
und Wappen. Augsburg 1970, nr. 4549.
4 Gespalten; vorn ein Balken, hinten ein sechsstrahliger Stern; ebd. nr. 1847.
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