Metadaten

Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0311
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
statt zu sein, die für die Herrenberger Stiftskirche Inschrift-Epitaphien mit Giebelfeld von großer
Schlichtheit schuf. Vergleichbar ist die Schrift auf dem Epitaph des Konrad Hiller, gest. 1628, in der
Herrenberger Stiftskirche4.
a So für VIGILANTISSIMUS.
b Für Hailant hier HL in erhaben gemeißelten Buchstaben.
1 Bibelparaphrase nach Km 8,28: „Quoniam diligentibus Deum omnia cooperantur in bonum“.
2 Schildbild zerstört; Helmzier Kreuz.
3 Biographische Daten nach Sigel 12,2, S. 542; vgl. auch Maier, Helmuth, Smdelfinger Familien. Sindelfingen 1962,
800. Nach Reipchius könnte Marcus Hailant auch ein Sohn des Magisters Samuel Heilandt, Professors der Theologie
in Tübingen, gest. 1592, gewesen sein; Reipchius/Rentschler, Sindelfinger Chronik 1958, nr. 671 (zu 1592).
4 Vgl. nr. 385.

Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin)

379 f

1626

Epitaph des Melchior Volz (Voltz), ev. Abts zu Maulbronn. Zunächst für die Klosterkirche in Maul-
bronn bestimmt, dann nach Sindelfingen verbracht, wo das Denkmal noch 1709 durch Fischlin
bezeugt war. Vermutlich ein gemaltes Inschrift-Epitaph aus Holz mit Porträt des Verstorbenen.
Wortlaut nach Neumüllers-Klauser1.
NOSTRA CIVITAS IN COELIS2
D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM)
Melchior Volcius, Christiani F(ihus) Bottwarius Wirtemb(ergiae). A teneris Domi,
Anhusae, Adelbergae, Bebenhusii, et Tübingens! Academia inter Prmc(ipis)
Alumnos pietate, moribus et Literis, tarn humanioribus quam sacris egregie
excultus, cum post Magistern honores praeclara dona sua primum in Bebenhusana
Schola, Coenobio supra biennium Praeceptor, mox Böblingae quadriennio
Diaconus, post Wagenheimii quadriennio Pastor, mde Blabyrae novennio
Superattendens. Abhinc Augustam Vindelicorum missus, duodecennio Senior
Ecclesiae Jesu Christi, voce, stylo et opere, maxima fidei industriae et roboris laude
probasset, in patriam revocatus, et Anhusano quidem anno 1616, decimus nonus,
huic vero Coenobio An(no) 1619. quadragesimus quartus, sed Reformati decimus
Abbas praefectus, Consiliarius Princ(ipis) Wirtemb(ergiae) et Supermtendens
Generalium unus constitutus; denique Patrn Sanctioris Senatus Collega Anno 1620
adjectus, officio suo undique ad annum usque 1626 pie recte et circumspecte, pari
doctrina et Exempla perfunctus, huiusque 9. Decembris, aetatis 63. Ministern 37.
ad Deum beata solutione rediens, Vir pluribus nomimbus, meritisque Reverendus
et Conspicuus: gratitudine et pietate Lugubri Barbarae Elenheinziae quondam
Conjugisa, quacum prole duodenaria pie suscepta, triginta octo annis sancta
concordia vixit, et superstitibus tune sex, nunc quatuor tantum liberis, hoc sui
Monumentum, tristeque bonis desiderium reliquit.
Unser Wandel ist im Himmel. — Dem besten und höchsten Gott geweiht. — Melchior Volz, des Christian (Volzius) Sohn
aus Bottwar in Württemberg. Von klein auf wurde er zuhause in Anhausen, Adelberg und Bebenhausen, dann an der
Tübinger Universität unter den herzoglichen Alumnen in Frömmigkeit, Sittlichkeit und in weltlichen und geistlichen
Wissenschaften hervorragend erzogen. Als er nach dem Erwerb des Magistergrades seine hervorragenden Gaben zunächst
an der Schule zu Bebenhausen, wo er im Kloster mehr als zwei Jahre lang Präzeptor war, bewiesen hatte, dann vier Jahre
als Diakon in Böblingen, dann vier Jahre als Pfarrer in Wangen3, darauf neun Jahre als Superintendent in Blaubeuren, von
dort nach Augsburg^ gesandt, schließlich zwölf Jahre lang als Senior der Kirche Jesu Christi in Wort, Schrift und Tat, wo-
bei seine Treue, sein Fleiß und seine Standhaftigkeit höchstes Lob erfuhren, wurde er ins Vaterland zurückgerufen und
wurde in Anhausen 1616 der 19. Abt, in diesem Kloster5 aber im Jahr 1619 der 44. Abt, in der Reihe der reformierten Äbte
der 10., und wurde zum Rat des Herzogs von Württemberg und als einer der Generalsuperintendenten eingesetzt. Im
Jahre 1620 wurde er Mitglied des engeren Ausschusses der Landschaft. Seinem Pflichtenkreis kam er überall bis 1626
fromm, ordentlich und umsichtig nach, gleich in Lehre wie im Vorbild. In diesem Jahr am 9. Dezember, im 63. Lebens-
jahr, im 37. Amtsjahr, kehrte er in glücklicher Erlösung zu Gott heim, ein Mann, verehrungswürdig und hervorragend,
der sich vielfältiges Ansehen und Verdienste erwarb. In Dankbarkeit und Frömmigkeit hat er seiner trauernden Gattin
Barbara Elenheinz, mit der er 38 Jahre in frommer Eintracht lebte und 12 Kinder mit ihr hatte, von denen damals noch 6,
heute noch 4 am Leben sind, dies Denkmal zur Erinnerung an ihn und für (alle) Guten eine schmerzliche Sehnsucht
zurückgelassen.
Aus dem Text geht hervor, daß die Tafel sich nicht in Sindelfingen, sondern in einer anderen Wir-
kungsstätte des Verstorbenen befunden hat. Aus den biographischen Daten ergibt sich, daß die Tafel

261
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften