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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0043
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3. Deudsche messe und ordnung gottis diensts. 1526.

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dahin, das ein iglicher predigen wird was er wil,
und an stat des evangelii und seiner auslegunge
widerumb von blau enten gepredigt wird.
Denn auch das der ursachen eine ist, das
wir die episteln und evangelia, wie sie in den
postillen geordenet stehen, behalten, . das der geist-
reichen prediger wenig sind, die einen ganzen
evangelisten oder ander buch gewaltiglich und
nutzlich handeln mugen.
Nach der predigt sol folgen eine offentliche
paraphrasis des vater unsers und vermanung an
die so zum sacrament gehen wollen, auf die oder
besser weise, wie folget:
Lieben freunde Christi, weil wir hie ver-
samlet sind in dem namen des hern, sein hei-
liges testament zu empfahen, so vermane ich euch
aufs erste, das ihr eur herze zu got erhebt, mit
mir zu beten das vater unser, wie uns Christus
unser herr geleret und erhorung trostlich zu-
gesagt hat.
Das gott unser vater im himel uns seine
elende kinder auf erden barmherziglich ansehen
wolte und gnade verleihen, das sein heiliger
name unter uns und in aller welt geheiliget
werde durch reine, rechtschaffne lere seines
worts und durch brunstige liebe unsers lebens,
wolte gnediglich abwenden alle falsche lere und
boses leben, darin sein werder name gelestert
und geschendet wird.
Das auch sein reich zu kome und gemehret
werde, alle sunder, verblendte und vom teufel
in sein reich gefangen zur erkentnis des rechten
glaubens an Jhesum Christ, seinen son, bringen
und die zal der christen gross machen. Das wir
auch mit seim geist gesterkt werden, seinen
willen zu thun und zu leiden, beide im leben
und sterben, im guten und bosen, allzeit unsern
willen brechen, opfern und todten.
Wolt uns auch unser teglich brod geben, fur
geiz und sorge des bauchs behueten, sondern uns
alles guts gnug zu ihm versehen lassen.
Wolt auch uns unser schuld vergeben, wie
wir denn unsern schuldigern vergeben, das unser
herz ein sicher frolich gewissen fur ihm habe und
fur keiner sunde uns nimmer furchten noch er-
schrecken.
Wolt uns nicht ein furen in anfechtunge,
sondern helfe uns durch seinen geist das fleisch
zwingen, die welt mit ihrem wesen verachten und
den teufel mit allen seinen tücken uberwinden.
Und zu letzt uns wolt erlosen von allem ubel,
beide leiblich und geistlich, zeitlich und ewig-
lich. Wilche das alles mit ernste begeren, sprechen
von herzen: ‘Amen’, on allen zweifel glaubend,
es sei ja und erhoret im himel, wie uns Christus

zusagt: 'Was ihr bittet, gleubt, das ihrs haben
werdet, so sols geschehen'. Amen.
Zum andern vermane ich euch in Christo,
das ihr mit rechtem glauben des testaments Christi
warnehmet und allermeist die wort, darinnen uns
Christus sein leib und blut zur vergebung schenkt,
im herzen feste fasset, das ihr gedenkt und
dankt der grundlosen liebe, die er uns bewisen
hat, da er uns durch sein blut von gots zorn,
sund, todt und helle erloset hat, und darauf
eusserlich das brod und wein, das ist seinen leib
und blut, zur sicherung und pfand zu euch nemet.
Dem nach wollen wir in seinem namen und aus
seinem befehl durch seine eigene wort das testa-
ment also handeln und brauchen.
Ob man aber solche paraphrasin und ver-
manung wolle auf der canzel flux auf die pre-
digt thun oder fur dem altar, las ich frei eim
iglichen seine wilkore. Es sihet, als habens die
alten bis her auf der cantzel gethan, daher noch
blieben ist, das man auf der cantzel gemein
gebet thut oder das vater unser fur spricht. Aber
die vermanung zu einer offentlichen beicht worden
ist. Denn da mit bliebe das vater unser mit einer
kurzen auslegung im volck und wurde des herrn
gedacht, wie er befolhen hat am abend essen.
Ich wil aber gebeten haben, das man die selbige
paraphrasis und vermanunge conceptis seu pre-
scriptis verbis oder auf ein sonderliche weise
stelle umb des volks willen, das nicht heute einer
also, der ander morgen anders stelle, und ein
iglicher seine kunst beweise, das volk irre zu
machen, das es nichts lernen noch behalten kan.
Denn es ist ja umb das volk zu leren und zu
furen zuthun, darumb ists not, das man die frei-
heit hie breche und einerlei weise fure in
solcher paraphrasi und vermanung, sonderlich in
einerlei kirchen oder gemeine fur sich, ob sie
einer andern nicht folgen wollen umb ihre frei-
heit willen.
Darnach folget das ampt und dermunge auf
die weise wie folget:
Unser herr Jhesu Christ.zu mei-
I nem gedechtnis.
Es dunkt mich aber, das es dem abendmal
gemes sei, so man flux auf die consecration des
brods das sacrament reiche und gebe, ehe man
den kilch segenet. Denn so reden beide Lucas
und Paulus: Desselben gleichen den kilch, nach
dem sie gessen hatten etce. Und die weil singe
das deudsche sanctus oder das lied: Gott sey
globet oder Johans Hussen lied: Jhesus Christus
unser heiland. Darnach segene man den kilch
und gebe den selbigen auch und singe, was ubrig
ist von obgenanten liedern oder das deudsch
Agnus dei. Und das man fein ordenlich und
 
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