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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0220
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192

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

Wie man die christenliche messe halten
soll [folgt eine leere Seite]. Wie die messe
soll gehalten werden1).
On comunicanten soll man nimmer kein mess
halten, wen man aber comunicanten hat, so soll
mans halten, in massen. wie volget.
In steten und flecken da knabenschulen und
leut sind, die lateinisch versteen, mag man an
hohen festen lateinisch, sonst deutsch mess halten,
auf den dorfern aber do niemands lateinisch
versteet, soll man durch aus deutsch mess halten,
und nemlich also:
Erstlich den introitum, darnach gloria in
excelsis, darauf der chor Et in terra, folgend die
collect, darnach die epistel, darauf ein geistlichs
lied, darnach das evangelium, folgend das gesang
Wir glauben, darauf die predigt, nach der predigt
mag man die offen schuld auf der canzel kurz
und rein sampt der absolution sprechen2) und
furbitt fur alle stende und not, und sonderlich die
vorhanden und augen, und das vater unser und
vermanung zum hochwirdigen sacrament, umb den
fried, nach der predigt Da pacem domine, und die
collect darauf deutsch, darnach das vater unser,
den canon lesst man gar aus, folgend die word
des hochwirdigen sacraments.
Darnach reicht man den leuten das hoch-
wirdig sacrament under beider gestalt.
Under der berichtung singt man das sanctus
deutsch, item gott sei gelobet etc., item wo sichs
verzeugt das agnus dei, darnach die collect zur
danksagung.
Letzlich spricht man den segen aus dem buch
Numeri uber das folk.
Zu merken, wen man gleich an hohen festen
die mess lateinisch heldet, so liset man dennoch
die epistel, das evangelion, die wort des sacraments,
das vater unser alles deutsch und laut, auch den
segen und alles nach der predigt gehalden wird,
alles deutsch.
Vesper.
Die vesper helt man also, erstlich singt der
schulmeister mit den schulern ein psalm, darnach
liset ein knab ein stucklen aus dem alden testa-
ment, erstlich lateinisch, der ander deutsch, dar-
nach singt man ein hymnus, folgend das magni-
ficat, letzlich die collect, wen man aber am sontag
oder andern festen predigt under der vesper, so
singt man das magnificat vor der predigt.

1) Dieser zweite Titel „Wie die messen soll ge-
halten werden“ fehlt bei R.
2) R.: „sprechen“ fehlt.

L e t an e i.
Die letanei kann man halden under der
vesper am sontag, oder am sonnabend zum vesper,
und die wochen ein tag, wen das folk am meisten
darbei sein kan.
Werkeltage.
Wen man sonst an werktagen predigt, so soll
man vor der predigt ein christlichs lied oder zwei
singen, darnach predigen, nach der predig fur
alle stende und not treulich bitten und beten,
darnach wider ein christlichs lied singen, und dar-
nach den segen lesen.
Wie man taufen und eeleut verkündigen und
zusammen geben soll, findet man in dem dein
catechismo.
Von den ceremonien an werktagen.
Die ceremonien an werktagen mogen gehalten
werden vermoge der visitatorn getruckten unter-
richt, sonderlich wo so vil lateinischer schuler vor-
handen sein. Doch das es bei der einfalt und kurze
pleibt, damit wider prediger noch leut beschwert
noch uberladen werden.
Die kranken zu berichten mit dem hoch-
wirdigen sacrament, mog man hernach-
volgende ordnung halten.
Weil ir das hochwirdig sacrament des waren
leibs und bluts unsers lieben herrn und heilands
Jesu Chrisli, zu trost und sterkung euers gewissens
in diser euer krankheit zuentfahen willens, so
sprecht mir die offen beicht nach:
Ich armer sunder bekenne dem almechtigen
gott und euch allen alle meine sunde sonderlich
meinen unglauben, und das ich gott und meinen
nechsten manchfeltig erzornet, das ist mir leid,
wie mich nue mein lieber und frommer gott streff-
lich weiss, so lauf ich zu seiner barmherzickeit,
und bitt gnade durch Christum Jesum meinen
lieben heren und heiland, amen.
Verordnung wie mans mit dem gemeinen
kasten halten soll.
Vom gemeinen kasten.
Mit dem gemeinen kasten soll es diser ord-
nung gehalten werden.
Erstlich soll der rat jerlich vier aus der ge-
mein, so sie fur redlich, geschickt erkennen, die
nicht verdechtig sind mit dem geiz, und zu den
man sich vermut, das sie dem armut geneigt, aus
jedem virteil einen, und darzu zwen aus dem rat
neben inen erwelen, die soll man, wen ein neuer
rat bestetigt, und ins regiment tritt offentlich an-
gezeigt werden, mit der vermedlung, das ein rat
 
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