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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0330
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302

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

fein heimlich nachsprechen, auf das es, dies nicht
recht können, mogen lernen.
Da hebe der prediger an die zehen gepot,
darnach den glauben, darauf das vater unser, und
brauche keiner andern, dan der wort, wie sie im
catechismo Lutheri vorzeichent seind.
Wan man sölch fursprechen und nachsprechen
etzliche jar getriben, so habens die leute fein
leichtlich gelernt, dan noch daran ein grosser ge-
brech ist, das wenig recht beten konnen. Idem
es wurden auch die leute mit diser weise gewohnet
und ermahnt, ofte zu beten, es muste gleichwol
der catechismus auch getriben werden, und darf
hie nimands sorgen, das es zu viel sei, dan es wol
noth, das in sölchem röhischen wesen der leute
man viel zum gebete reizete.
Die wochen uber.
Auf die tage in der wochen so man predigt,
sollen in steten die knaben in die kirche gehen,
und fur der predigt etwas singen, darnach sal man
predigen und im beschluss der predigt abermals
das volk zum gebete ermahnen und ihnen fur-
sprechen, wie oben vormeldet, und under dem
gepet das aufer gesungen werde, wie zuvorn an-
gezeigt.
Von dem catechismo.
In der wochen sol man zwene tage den
catechismum mit der jugend uben, sol man zur
vesper leuten, söllen die schuler etwas singen,
darnach den kindern den catechismum fursprechen
und lernen.
Von der wochentlichen vesper.
Sollen die knaben alle tage vesper singen,
latine, zu zeiten auch die letania.
Wan des sontags kaine
communicanten
Sal es mit dem ampt gehalten werden wie in
der agenda vorzeichent.
Von den dörfern.
Auf den dörfern sal es gehalten werden wie
in der agenda vormeldet.
Die vesper und catechismus sal am sontage
umb zwelfe gehalten werden.
Von braut trauen.
Sal es gehalten werden, wie in der agenda.
Von feiertagen.
Die feiertage sollen hinfur uberal gleichformig
und ordentlich gehalten, nemblich söllen gefeiert
werden,

Alle sontage und evangelische fest als,
Circumcisionis, trium regum, purificationis,
annunciationis und visitationis der reinen jung-
frauen Marien, ostern, mit zweien folgenden tagen,
auffarts tag Christi, pfingsten mit zweien folgenden
tagen, sanct Johannis Baptiste , Petri Pauli,
Magdalene, Michaelis, der christtag, sanct Stefanus,
sanct Johannis ' evangelisten tag, conversionis
Pauli, decollationis Johannis und alle andere
aposteltage, hirmit ausgedruckt, vormittage zu
predigen, doch abgethaen, was unchristliche gesenge
ader legenda darinnen gefunden werden, welche
fest alle geordent seind, dann man kan nicht alle
stucke des evangelii einsmals lehren, darumb man
die festa ins jar getheilt. Man sol auch in der
woche vor ostern die gewönliche feier vormittags
und christliche gesenge halten, darin man den
passion predigt. Es sol aber das volk fleissig
erinnert werden, warumb man sölche feier halte,
nemblich, gottes wort zu predigen, nicht darumb,
das man der unnutzen unmus und wollust des
leibes, in essen und trinken, spilen und anderer
leichtfertikeit pflegen sölle.
Von zucht und erbarm wandel
der priester.
1.
Die priester söllen eherliche lange cleider
tragen, nicht also verkürzt und verstummelt, wie
die leichtfertigen leute einher gehen, auch nicht
zur schnitten ader bunte kleider tragen und in
götlichen ampten keine ausgeschnittene schue tragen,
die do ergerlich seind.
2.
In ubunge gotlicher ampter in der kirchen
söllen die priester allewege ein chorrock anhaben,
dan es sol in der kirchen decenter venuste et
honeste zugehen.
3.
Die prister sollen keinen ergerlichen bart
tragen, auch nicht kolben scheren lassen, sundern
ein erlich haar tragen.
4.
Sie sollen auch nicht in tabernen sich trunken
trinken, spielen ader sunst unerlich und un-
priesterlich sich erzeigen.
5.
Sollen nicht hurerei noch ehebruch treiben.
6.
Sollen auch nicht fluchen, lestern, martern,
schenden ader schelten.
7.
Es sal den dorf pfarern, alle halbe jar, einem
idern aufgelegt werden, drei bucher in der heiligen
biblien bei sich daheime zu lesen, und wan das
halbe jar vorflossen, sol ein sinodus gehalten
werden. Do sol man sie daraus examiniren und
 
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