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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0333
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30. Instruktion zur Visitation. Vom 3. März 1555.

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und sich allerlei beschwerung, angst, noth und
widerwertigkeit wie dieselbige mag vorfallen, zu-
erwehren, und das creuz semptlichen mit gedult
zutragen, darumb auch die jenigen, so do ihre
ehegenoss also verlassen, nichts wenigere straf-
wirdig zuachten, dan als die, die do ihre ehe-
pflicht in fleischlicher unzucht ubertreten.
Nachdem dan diese zwene missbreuche nach
meher uber handnemen, und grosser ergernis vor-
ursachen mochten, wue mit ernstlichem einsehen
und strafe darwider nicht gebracht würde, so thun
wir hirmit nach vormögen angezogener göttlicher
aussatzung, und der christlichen keiserlichen rechte
ernstlichen gebieten, das hinförder keine kinder,
so do under dem gewalt und gehorsam ihrer
eltern sein, sich sollen ane vorwissen, vorwilligung,
und nachlassung ihrer eltern, ehelichen zuvor-
pflichten und zuverloben haben, und wer bei
solchem verlobnis sein, rath, hülfe und forderung
darzu thun wirdet, der sall ungestraft nicht pleiben.
So soll auch, nicht alleine den jenigen, so
do ihrem ehegenossen entgehen und dasselbige im
elende lassen, sondern auch alle denen, die do dies-
selbigen abtrunnigen hausen, herbrigen, under-
halten und den gerichten nicht ansagen, mit allem
fleis nachgetracht, und sie zu gebürlicher strafe ge-
bracht werden, erkent sich aber irgent einer in
zeiten, und begert binnen jares frist seines ehe-
genossen gnade und vorsünung, aber erscheinet

auf die edikt und ladungsbrife, so derhalben
offentlichen angeschlagen sollen werden, so soll es
mit solcher straf nach gelegenheit seines aussen-
bleibens und wandels gehalten werden.
Und do hiruber die kinder sich gleichwol in
ein vormeint ehegelobnis einlassen, und solchs von
ihren eltern widersprochen würde, so sol hirauf
von den bischoflichen consistorien zu Merseburg
ader Meissen gebürliches einsehen vorgewant, und
auch den vorlassen ehegenossen rath geschafft,
aber der abtrünnige nicht wider in unser land ge-
lassen noch eingenomen werden.
Nachdem dan auch etzlich so do pfarren zu-
verleihen haben, ganz ungeschickte personen und
die do gar nichts studirt, nach des göttlichen worts
bericht, darzu angeben, so ist von nöthen das ein
ider des nechsten superattendenten rat hirinnen
gebrauche, dan ane das werden dieselbigen un-
tüchtigen personen nicht zugelassen, und allerlei
weitleuftigkeit vorursacht.
Demnach begeren wir du wollest solchs alles
und ides deinen vorwanten und underthanen, sich
dornach zu halten vormelden, und darob sein das
ihme also treulichen nachgegangen werde, und die
ubertreter ungestraft nicht bleiben, auch dich selbst
mit der presentation zu den pfarren darnach
halten, doran beschiet unsere genzlich meinung.
Geben dinstags nach Dorothee anno domini 1545.

30. Instruktion zur Visitation. Vom 3. März 1555.
[Nach Dresden, H.St.A., Loc. 10 599, Instruktion zur Visitation 1539, 1554, 1555. Vgl. oben S. 104.]

Instruction.
Weichergestalt von gottes gnaden wir Augustus
herzog zu Sachsen, des hailigen romischen reichs
erzmarschalch und churfurst, landgraf in Doringen,
marggraf zu Meissen und burggraf zu Magdeburg,
die wirdigen unsere andechtigen und lieben ge-
treuen, hern Danieln Griesern, hern Antonien
Lauterbach, pfarhern und superattendenten zu
Dressden und Pirna, und Casparn von Schonberg
zu Reinssberg, eine christliche visitation in unsern
meissnischen und gebirgischen kreisen, vorzu-
nehmen, und zu vorrichten abgefertigt.
Anfenglichen sollen sie auf montags nach
Letare zu Pirna einkommen, und daselbsthin die
liegst umbliegende flecken und dörfer, desgleichen
auch die schrift und amptsassen daumb, und dero
leute, soviel sie dero bedurfen werden, auf unser
patent, so sie hierneben finden, zu sich gegen
Pirna, wie sie es am bequembsten werden ver-
merken, erfordern.
Wann sie nun nachvolgenden unsern bevehl
zu Pirna verrichtet, sollen sie sich von dannen in
Sehling, Kirchenordnungen.

die negstumbliegenden superattendenzen und also
von einer superattendenz zur andern, wie es am
bequembsten wirt beschehen konnen, begeben, und
in eine idere superattendenz, die negstanliegenden
flecken, dorfer, item die schrift und amptsassen
daumb und derselben underthanen, craft unser
patent zu sich bescheiden, und daneben auch den
amptman oder schosser desselben orts, auch in
stedten die regierenden burgermeister und sonsten
noch etzliche personen und pfarhern, die diacon,
schul und kirchendiener, auch etzliche von denen,
die von den dörfern hinein erfordert, zu sich be-
scheiden , und inen ungevehrlich volgende mei-
nunge anzeigen.
Nachdeme wir aus gottlicher verleihunge zu
regierunge dieser unserer lande, chur und fursten-
thumb kommen, und des gemüts und neigunge
weren, bei der einmal erkanten wahrheit, unserer
warhaftigen allgemeinen christlichen religion,
welche in der augspurgischen confession verfasset,
und anfenglich der hochgeborne furst her Heinrich
herzog zu Sachsen etc. unser lieber vater gott-
seliger, in s. 1. furstenthumben, angerichtet, und
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