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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0362
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334

Die Kirchenordnungen. AlbertinischesSachsen.

und schwengern, etwa auch hertiglich verwunden
oder tödten, so wollen s. churf. g. das solche tenze
allenthalben verboten und hinfüro keiner, dann
auf den hochzeiten, doch züchtig und messig-
lich sol vorstattet und gehalten werden, und da
solches uberschritten, die kretzschmar, richter und
schenken hierumh hertiglich gestraft werden.
Und in summa, so wollen s. churf. g. das
allem ubel und ergernüs, welches zu jeder zeit an
gedingen und sonsten gerüget und der obrigkeit
angezeigt, mit höchstem vleis gesteuert und ge-
wehret, im fall auch gestraft, und gottes ehre,
furcht, brüderliche liebe und einigkeit dargegen
gepflanzt, oder in mangel der volge s. churf. g.
ferner vormeldet werden sol, damit s. churf. g.
sich gegen den ubertretern dieser s. churf. g.
ordnunge und verbot mit gebürlichem einsehen zu
erzeigen haben.
Sie sollen auch keinen zum superattendenten
machen one s. churf. g. bewilligunge, auch keinen
stadt- oder dorf- pfarrer annemen ane vorbewust
des consistorii und desselben orts superattendentis.
Es sollen auch die edelleute und andere lehen-
herrn, denen kirchen-diener mangeln, dieselben
in wolbestalten hohen schulen oder universiteten
zu Leipzig und Wittenberg suchen, und nicht
allenthalben ungelerte gesellen, oder vordorbene
handwergs-leute auf klauben, oder ire schreiber,
reuter oder stall-jungen priesterlich kleiden und
auf pfarren stecken, auf das sie sich bei denselben
desto leichter erhalten können, das sie auch etwas
vom pfarr-gut, das dem junkern gelegen ist, fahren
lassen, oder aber sonsten den junkern zu hofe-
diensten, mit schreiben, register halten, kinder
lehren, etc. vorbunden sein.
Weiter sollen auch alle, so pfarren oder lehen
zu vorleihen haben, die ordinanden abfertigen
erstlich zu dem superattendenten, nachmals gen
Wittemberg oder Leipzig mit gnugsamer zerunge,
damit dieselben der ordination erwarten, und da
es von nöten were, etzliche tage oder wochen zu
Wittemberg oder Leipzig one anderer leute be-
schwerung vorharren, können, bis sie besser under-
richt und instituirt seind.
Obbemelte gerichtshabere, vorwaltere oder
lehenherrn sollen auch keine kirchendiener ane
ursach und vorwissen des superattendentis und
consistorii von seinem ampt entsetzen. Sie sollen
auch jerlichen rechnung fordern von den vorstehern
des gemeinen kastens und spital-voigten in gegen-
wertigkeit des pfarherrs und der virtelsmeistere,
und darob sein mit ernstlichen geboten, das die
retardata eingemant und entricht werden, ehe die-
selben zu verderben der bürger und zu grossen
schaden und abbruch des gemeinen kastens uber
die mass geheuft und gemehret werden.
Auch sollen sie aus dem rath und gemein

etliche personen bestellen, die oftmals im jar die
hospital besichtigen und erkündigen, wie die armen
leute darinnen gespeiset und gewartet werden,
und da mangel gespüret würde, sollen sie dero-
halb mit dem kastenherrn oder spitalmeistern
ernstlich handeln, das den armen ire gebüre ge-
geben werde.
Nachdem auch viel leute aus frembden orten
in den stedten herumb gehen, und mit erlaubnüs
des bürgermeisters, bisweilen auch wol ane die-
selbe in alle heuser kriechen, das almosen zu
samlen, darunder etliche gefunden werden, die
falsche briefe umbtragen, oder die vor viel jaren
gegeben und vornewert sein, darunter etzliche,
wann sie lange sind im lande herumb gestrichen
und gnug gebettelt haben, vorkaufen solche vor-
schriften andern Streichern, die darnach auch
darauf betteln, und wird also durch solchen manch-
faltigen betrag den bürgern in stedten viel ab-
gezogen, sonderlich geschicht solches zu abbruch
des gemeinen kastens einkommen.
Solches zu vorhüten, sollen erstlich alle bürger
von der canzel vermanet werden, das sie in iren
heusern keinem das almosen geben, der nicht
schriftlich erlaubnüs des raths oder bürgermeisters
aufweisen kan.
Nachmals sollen die bürgermeister vormanet
werden, das sie derjenigen, so briefe anderswoher
bringen, und umb erlaubnüs bitten, das almosen
zu samlen, wol warnehmen, und fleissig nach-
forschen, woher sie komen etc. und auf die brief
und siegel! gut achtung geben, das sie damit nicht
betrogen werden. Da sie nun brief und siegel
und andere kundschaften rechtschaffen befünden,
sollen sie gleichwol unterschied machen zwischen
denen, die für sich allein samlen etwa einer
krankheit oder leibs-gebrechen halben, oder der-
gleichen, und under denen, die mit feur oder
andern landschäden umb all ire hab und güter
kommen sein.
Die nun für sich alleine samlen umb krank-
heit willen, sollen die bürgermeister zum kasten-
herrn weisen, das inen nach gelegenheit des
schadens ein elemosina aus dem gemeinen kasten
gegeben von etlichen groschen oder einem halben
thaler etc., und sie damit abgewiesen neben vor-
meldunge der leibstrafe, so sie darüber in die heuser
gehen und betteln würden, damit also die bürger
von inen weiter nicht beschweret werden.
Damit aber der gemeine kasten solche elemo-
sinas ertragen können, sol man im jar einen tag
darzu nehmen, und etzliche bürger herumb schicken,
und in den heusern und ob den tischen darzu
samlen lassen mit vorgehender erinnerung und
vormanunge des volks von der canzeln, das solchs
ersamlet gelt solte dahin gewant werden, das die
armen, den bisher krankheit halben in die heuser
 
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