Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0391
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 363

unsere stadhalter und rate von uns diesen ernst-
lichen befehl haben, was zu handhabung unser
nachfolgenden ordnungen nötig, den verordneten
unsers obern consistorii, so oft sie in schweren
und notwendigen sachen ersucht, verholfen und
rätlich zusein, alles zu dem ende, damit das an-
gestelte christliche und hochnotwendige werk in
stetem gang zu der ehr des allmechtigen, be-
stendigen frieden, ruhe und einigkeit dieser landen,
kirchen und schulen, durch gottes gnad erhalten,
und, so viel an uns, auf unsere nachkomen ge-
bracht werde.
Dem allem nach gebieten und befehlen wir
allen und jeden unterthanen, wes standes sie sind,
geistlichen und weltlichen, das sie sich aller ob-
gemelter ordnungen, so viel das menniglich und
ein jeden insonders betreffen und anlangen thut,
untertheniglich und gehorsamlich jeder zeit ver-
halten, und dagegen oder wider nichts fürnemen,
gebaren oder thun, bei vermeidung unser ungnad
und ernsten straf, so wir wieder die ubertreter
vorzunemen zulassen endlich bedacht und ent-
schlossen, darnach sich ein jeder zurichten. Und
geschiehet hieran unser ernster wille und meinunge.
Datum Annaburg, den ersten januarii, anno 1580.
Inhalt dieses buchs.
I. Von der lehre und bekentnis des glaubens, so
bei unseren universiteten, kirchen, fürsten und parti-
cular schulen, getrieben und durch unsere consistoria
befördert werden sol.
II. Von der kirchen agenda.
III. Vom beruf und annemung der kirchendiener,
und wie alle pfarren, predicaturen, diaconat und sub-
diaconat, bestellet werden sollen.
IIII. Vom examine aller kirchendiener, so ent-
weder ordiniert, oder zu andern pfarren gefördert
werden sollen.
V. Gemeine form und weise der ordination und
investitur aller kirchendiener.
YI. Von immunitatibus und freiheiten der kirchen
und schuldiener.
YII. Von ehesachen.
VIII. Ordnung der particular schulen.
IX. Ordnung der dreien fürsten schulen, zur Pfort,
Meissen, Grimm.
X. Von deudschen schulen in dörfern und offenen
flecken.
XI. Ordnung der stipendiaten bei beiden hohen
schulen zu Leipzig und Wittenberg.
XII. Von der visitation und superintendenz bei
den kirchen.
XIII. Von beiden consistoriis zu Leipzig und
Wittenberg.
XIIII. Von obern consistorio bei der regierung
zu Dresden
XY. Von den järlichen synodis bei dem obern
consistorio.
XVI. General artikel.
XVII. Ordnung, wie es bei den beiden univer-
siteten, zu Leipzig und Wittenberg, in der lehr und
zucht und sonst allenthalben gehalten werden sol.

I. Von der lehr und bekentnis des glau-
bens, so bei unsern universiteten, kir-
chen, fürsten und particular schulen
mit fleis getrieben und durch unsere
consistoria befördert und handhabt
werden sol.
Wiewol gottes wort, in den schriften der
propheten und aposteln begriffen, die einige norma,
richtschnur und regel ist und bleibet ewiglich,
nach welcher sich alle kirchen und schuldiener
richten und ihre predigten und lehr, bei unter-
weisung des gemeinen volks und der jugend, in
rechter warhaftiger erkentnis und furcht gottes,
allezeit anstellen sollen, jedoch weil sich auch
falsche und unreine lerer derselben rhümen, und
sich unterstehen, ihre falsche lehr, aus der heiligen
schrift, wider den willen des heiligen geists, und
klaren buchstaben derselben, zuerweisen, auch
nicht ein jeder der geschickligkeit ist, das er in
allen vorfallenden streitigen religions artikeln,
gründlichen und ausfürlichen bericht, one vor-
gehende nottürftige unterweisung zuthun weiss, so
erfordert die noth, das in unsern kirchen eine gründ-
liche, helle, klare confession und bekantnis, vor-
nemlich von den streitigen artikeln verfasset sei,
dardurch unsere kirchen, sampt ihrem glauben
und bekentnis, von allen abgöttischen versamlungen,
falschen lerern, rotten und secten, abgesondert
werden. Zu dem ende dann vornemlich die augs-
purgische confession, aus befehlich der chur und
fürsten gestellet, und anno 1530 keiser Ca-
rolo V. ubergeben worden.
Nach dem aber dieselbige nachmals, ohn ein-
helligen consens aller der stende, so sich zu solcher
damals bekennet, wie auch der theologen, so an-
fangs darzu gezogen, vielfeltig verendert und also
repetiert worden, bis endlich auch unter dem
namen mehrgedachter augspurgischer confession
irrige und verdampte lehr, mit grossem nachteil
und schaden vieler seelen, ausgebreitet worden,
derowegen dann mehr gedachte churfürsten,
fürsten und stende, ermelter confession zugethan,
allen verdacht unreiner lehr von derselben kirchen
und schulen genzlich abzulegen, höchlich ver-
ursacht, sich zu der ersten, alten, ungeenderten
augspurgischen confession wiederumb offentlich zu-
bekennen, damit sie vor aller welt bezeugen wollen,
das sie an der vielfeltigen bementlung falscher
unreiner lehr unter der nauen verenderten augs-
purgischer confession kein gefallen getragen,
sondern dieselbige ihnen genzlich zuwider sei,
und demnach, beneben wiederholung mehr ge-
dachter unverenderten confession auch ein aus-
fürliche richtige erklerung aller eingerissenen
spaltungen in schriften ganz nothwendig gewest,
so ist unser ernstlicher wille und meinung,
das alle und jede kirchen und schuldiener, in
46*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften