Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0410
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
382

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

person ohne mittel des diaconats, zu einem pfarrer
verordnet und angenommen werden.
Gemeine form und weise, auf welche
ein neuer kirchendiener ordinirt, und
durch den superintendenten seiner ihm
verordenten kirchen commendirt und
investirt werdensol.
Als oft einer zum kirchendiener aufgenommen,
verordent, und der kirchen vermöge ihres ge-
gebenen zeugnis und consens annemlich, und aus
dem synodo confirmirt, sol der superintendens,
oder auf desselben befehl der adjunctus, in des
gezirk er gehörig, aufs förderlichste sampt den
amptman, collatorn, oder erbherrn desselbigen orts,
beneben einem benachbarten pfarrer als gezeugen
der handlung, auf einen bestimpten tag sich da-
selbst hin verfügen, und auf nachfolgende weise
die christliche investitur verrichten.
Erstlich, so das volk versamlet, sollen etliche
psalmen, besonders aber, nun bitten wir den
heiligen geist, oder, kom heiliger geist, gesungen
werden.
Nach diesem gesange sol der superintendens,
oder sein adjunctus, ob es ihm der superintendens
aus verhinderung wegen notwendiger geschefte,
oder leibes schwachheit befehlen würde, auf-
stehen und eine predigt thun von dem heiligen
ministerio verbi, oder sonst von einem argumento,
so darzu dienlich, wie es von gott eingesetzt, wie
heilsam, nütz und notwendig dasselbe, und das
volk also zur liebe gegen gottes wort, zu dank-
sagung gegen das predigampt und zur ehr erbietung
gegen den kirchendienern mit lautern zeugnissen
der heiligen schrift fleissig und ernstlich vermanen.
Nach der predigt sol der christliche glaub
gesungen werden. Unter dem gesang sol der
superintendens vor den altar treten, den neuen
pfarren oder diacon zu sich berufen, und vor ihm
zu dem gebet niederknien lassen, nach volendtem
gesang ein kurze vermanung zu dem volk thun,
darin anzeigen, wie das dieser zu ihrem pfarrer
oder diacon erwehlt und tüchtig erkennt, auch
ordentlich darzu berufen, der hoffnung, sie würden
mit ihm versehen sein, etc., und also das volk
weiter zu dem gebet ermanen, damit der herr
sein gnad und gedeien darzu geben wölle, und
als denn folgende gebet mit heller, lauter und ver-
stendlicher sprach vorbeten.
Last uns beten.
Almechtiger ewiger gott, himlischer vater, du
hast selbs dem armen menschlichen geschlecht zur
wolfart, trost und hülf, das hochwirdige predig-
ampt des heiligen evangelii, von deinem geliebten
sohn, unserm herrn Jesu Christo, geordnet und
eingesetzt, auch darbei zugesagt und versprochen,

das, welcher glaubt und getauft wird, selig sein
sol. Dieweil aber unserer verderbten natur und
sündlichen fleisches halben beschwerlich und ge-
fehrlich sein wil, solchen so theuren und werden
schatz wider den aulauf des tausentlistigen und
grimmigen feindes ohne deine sonderliche hülf
und gnedigen beistand unter uns zubewaren und
zuerhalten, so bitten wir dich herzlich, du wollest
uns durch deine grundlose gnad und barmherzig-
keit in nöten nicht verlassen, sondern mit deiner
göttlichen hand uber uns halten, und sonderlich
uber diesen deinen diener N. welchem jetzund das
heilige evangelium zu predigen bei dieser kirchen
befohlen ist, damit solcher dein so heilsamer,
nützlicher und notwendiger befehl bis zu ende
der welt in deiner heiligen christenheit wider
alle gespenst des bösen geistes seinen fürgang
habe, und wir des himlischen trosts nimmermehr
beraubet werden, durch Jesum Christum deinen
geliebten sohn unsern herrn, welcher mit dir und
dem heiligen geist lebet und regieret, gleicher
gott, hochgelobet in ewigkeit, amen.
Höret das heilige evangelium, welches uns
beschreibet der heilige evangelist Johannes am
20. capitel.
Der herr Jesus sagt zu seinen jüngern: Wie
mich mein himlischer vater gesandt hat, also sende
ich euch auch. Und als er solches gesagt hatte,
blies er sie an, und sprach, nemet hin den heiligen
geist, welchen ihr die sünde erlasset, denen sind
sie erlassen, und welchen ihr die sünd behaltet,
denen sind sie behalten.
Der superintendens mag auch nachfolgende
epistel, nach gelegenheit der zeit und kirchen,
umb mehr erinnerung wegen, fürlesen, nemlich
also.
So schreibet S. Paulus in der ersten epistel an
Timotheum am dritten capitel.
Das ist je gewisslich war, so jemands ein
bischofampt begeret, der begeret ein köstlich werk.
Es sol aber ein bischof unsträflich sein, eines
weibes man, nüchtern, messig, sittig, gastfrei, lehr-
haftig, nicht ein weinseufer, nicht beissig, nich
unehrliche hantierung treiben, sondern gelinde,
nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem eignen
hause wol fürstehe, der gehorsame kinder habe,
mit aller erbarkeit. So aber jemand seinem eigenen
haus nicht weis fürzustehen, wie wird er die ge-
meine gottes versorgen? Nich ein neuling, auf
das er sich nicht auf blase, und dem lesterer in
das urteil falle. Er muss aber auch ein gut zeug-
nis haben von denen die draussen sind, auf das
er nicht falle dem lesterer in die schmach und
stricke.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften