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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0423
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 395

geben, den leuten in weltlichen hendeln procuriren,
schreiben, oder advocieren , kaufmanschaft, oder
wucherliche contract, vorkauf und dergleichen un-
zimliche nahrung treiben.
Ob sie auch die gebeude mit dach und fach,
ofen, fenstern, thüren etc. wie sich gebüret halten,
und die zeune bessern.
Ob sie auch ihre haushaltung und ecker wol
bestellen.
Ob sie die pfarrhölzer unpfleglich, und un-
gebürlicher weise, und zu sehr angreifen, und dem
successori zum nachteil verwüsten.
Von den schulen.
Wie und mit was ordnung jedes orts pfarrer
in den stedten die schulen visitire.
Was glaubens und religion, auch geschick-
ligkeit zu leren der schulmeister und seine collegen,
und ob sie in ihrem ampt fleissig und unverdrossen
sind.
Ob die schul an lehr und disciplin, auch mit
dem gesang und anderm unser schulordnung ge-
mess angerichtet, und durch den pfarrer, wie auch
jedes orts oberkeit, mit ernst darüber gehalten
werde.
Ob, und was für arme knabe in denselben,
so mit guten ingeniis begabet, oder sonsten ge-
schaffen, das sie weiter zubefördern sein möchten.
Und andere mehr puncten, so der super-
intendens, vermöge unser hierin gegebenen schul-
ordnung und seiner geschickligkeit nach, wol wird
wissen zufragen.
Von den schreibern, kirchnern, glöcknern und
custoden in dörfern.
Ob er vermöge unser ordnung die schule
angestellet, und alle tage aufs wenigst vier stunden
schul halte, besonders aber den catechismum die
kinder mit fleis in der schulen lere, und mit ihnen
d. Luthers geistliche geseng und psalmen treibe.
Ob er den catechismum auch in der kirchen
vorlese, und nachmals mit seinen schülern öffent-
lich den andern zur anreizung und lehr mit guter
ordnung examinire.
Ob er auch von einem knaben wöchentlich
mehr denn zween pfenning neme.
Wie er es in dem filial, wann der pfarrer
nicht zugegen, mit dem catechismo halte.
Ob er auch die kirchen zu rechter zeit auf
und zuschliesse.
Ob er auch fleissig auf seinen pfarrer in
verrichtung der kirchendienst warte, besonders
wenn er das ampt halten, taufen, und kranken
besuchen sol.
Ob er sich auch einheimisch und im haus
halte, und ohne vorwissen und erleubnis des
pfarrers nicht ausreise.

Ob er auch in der kirchen deudsche, für-
nemlich aber gewönliche, und dem volk wol-
bekante geistliche, sonderlich d. Luth. lieder singe.
Ob er auch seinen pfarrer in gebürlichen
ehren halte, friedlich mit ihm lebe, oder ihm
heimlich oder öffentlich zuwider handele, ihn
lestere, schende und schmehe.
Ob er auch täglich früe zu tage, mittags, und
zu abend für der sonnen untergang, zum gebet
pro pace leute.
Ob er die kirchen mit seinem auf und zu-
schliessen verware, das durch seinen unfleis oder
verwarlosung der kirchen kein schaden geschehe,
noch etwas verloren werde.
Wie er in seinem hause seinem weib und
kindern fürstehe.
Ob er selbst seine garten, ecker und wiesen
gebrauche, die er ohne vorwissen und vergünstigung
nicht vermieten sol.
Wie sich sein weib und kinder gegen des
pfarrers weib und kinder erzeigen, und ob sie in
gutem friede ohn ergernis beieinander leben.
Ob er auch gebranten wein schenke, oder
was er sonst für ein handwerk und nahrung habe.
Ob er sich auch sonsten mit den nachbarn
oder andern leuten hadere.
Ob er auch im kretzschmar lige, und sich
vollsaufe, in unzucht oder andern lastern befunden
werde.
Ob er auch spiele.
Ob er auch hausgenossen bei sich in der
custerei habe.
Ob er sich auch procurirens und schreibens
in weltlichen sachen gebrauche, und damit die
leut wider ihre oberkeit verhetze, oder sonsten
ineinander menge.
Was den superintendenten und derselben ad-
iuncten nach gehaltener gnugsamer erkundigung
ferner gebüre zuhandeln.
So nun der superintendens oder adiunctus,
auf alle vorgeschriebene articul sein fleissige nach-
forschung gehalten, in dem sich dann ein jeder
visitator der gebür und notdurft nach wol wird
wissen zuverhalten, besonders da er ein mal oder
etlichs visitirt, und jeder kirchen gelegenheit
eigentlich erkundiget hat,
sol er nichts aus seinem eigenen gutdünken,
zur verbesserung der eingebrachten mengel vor-
nemen, sondern alsbald, vermöge habender in-
struction, was und wie ihm aus dem synodo be-
fohlen mit den strafbaren personen die gradus
admonitionum halten, da eine person das erste
mal angezeigt, solche auf seines pfarrers er-
innerung und veterliche vermahnung und straf
weisen,
Wann aber die besserung auf ermeldte ver-
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