Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0440
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
412

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

also nicht weniger, als die gemeinen pfarrer,
kirchen und schuldiener in gebürendem gehorsam
und fleis in ihrem ampt erhalten werden, und wir
also eigentlich wissen mögen, welcher gestalt jeder
zeit alle unsere unterthanen mit superattendenten,
pfarrern, kirchen und schuldienern versehen, ob
unsern ordnungen auch von allen, und mit was
ernst und fleis nach gesetzt, damit durch des
superintendenten gunst oder widerwillen, niemand
weder befördert, noch gehindert, auch durch die
consistoria darüber mit ernst und fleis gehalten,
und keine kirchen, weder durch die Superinten-
denten noch die consistorien, mit untüchtigen,
ergerlichen personen, wider die Billigkeit be-
schweret, niemand ubereilet, noch unverhört ver-
dampt, mit listen oder mit gewalt untergedruckt,
sondern menniglich durch die ordentliche halb-
jerige visitationes seine notturft bei diesem synodo
einzubringen habe, darauf ihme was recht und
billich durch unsere zu diesem synodo verordnete
widerfaren sol.
Wann die synodi gehalten, und was für personen
darzu berufen und gebraucht werden sollen.
Damit nun unsere superintendenten und der-
selben adiuncten gehaltene visitationes ihre ordent-
liche und würkliche verrichtung und darauf ge-
bürende execution soviel ernstlicher erlangen
mögen, auch deshalben weder die kirchendiener
wider die obrigkeit und ihre diener sich zu-
beklagen, als ob dieselben ihr ampt mit gewalt
hemmen und ihnen vorschreiben wollen, was sie
predigen sollen, noch die unterthanen sich zu-
beschweren, als ob in weltlichen sachen sie den
kirchendienern unterworfen, und ihnen wiederumb
auch in demselben das schwerd gegeben, oder das
sie darnach greifen und trachteten, in einigen ver-
dacht kommen möchten, so ordnen und wollen wir,
das die superintendenten und adiuncten die visi-
tation der gestalt anstellen, das sie damit vor mit-
fasten im winter und vor Mariae geburt im sommer
fertig werden, und dem general superintendenten
dieselbigen vor jetzt gemelter zeit zustellen, welcher
sich mit den extracten darnach achten sol, das
dieselbigen vor Quasimodogeniti im früling, und
vor Michaelis im herbst fertig werden, und also
obgemelte general synodi allewegen nach Quasi-
modogeniti und Michaelis bei unserem ober con-
sistorio zu Dresden an dem darzu gewissen und
von der regierung abgesonderten ort gehalten,
darzu die verordneten generales superintendentes
beschreiben werden sollen, welche neben und mit
unserm verordneten praesidentem, politischen reten,
und ihnen zugeordneten theologen auf die ver-
ordnete und benante stunden, morgens und nach
mittags, erscheinen, und daselbsten sampt unserem
stadhalter und canzler als dieses consistorii, wie !

auch der andern, verordneten oberaufseher und
superintendenten, soviel unverseumet ihres ampts
geschehen kan, die sachen für handen nemen,
und vermög nachfolgender ordnung, wie sich ge-
bürt, mit fleis und treulich vorrichten.
Mit was ordnung der synodus angestellet, und was
für ein process darinnen gehalten werden sol.
So bald neben unserem praesidenten, poli-
tischen reten, und des consistorii theologen die
generales superintendentes an bestimpten ort des
synodi versamlet, sollen sie, so oft ein synodus
gehalten, anfangs durch unsern stadhalter oder
canzler in unserm namen mit ernst erinnert
werden, aus was ursachen sie abermals zusammen
erfordert und verordnet, und darauf vermanet
werden, das sie alle fehl und mengel, so durch
die special superattendenten und derselben ad-
iuncten aus allen orten mit fleis von jeder kirchen
insonderheit verzeichnet, durch die general super-
intendenten in ein kurzen extract ausgezogen, und
durch den secretarium verlesen, fürnemlich aber
jeder irrigen, verfürischen lehren, so den heiligen
prophetischen und apostolischen schriften, und also
auch unser christlichen zu Augspurg, anno etc. 30.
keiser Carolo V. ubergebener confession, und
darauf dis 1580. jars erfolgten und von vieler
christlichen churfürsten und stende theologen
jetzgedachter confession einhelligen, wiederholten
erklerung zuwider, folgends auch und darneben
der groben ergerlichen laster, so sie nicht allein
der kirchen, schulen und derselben diener, sondern
auch anderer personen halben, fürbringen werden,
anhören, die alle alsdann samptlich nach ihrem
besten verstand erwegen, unser ordnung, auch
christlicher lehr, zucht, erbarkeit und billigkeit
gemess votieren und bedenken, wie solchen men-
geln allen und jedem begegnet, und dieselbige,
vermög des predigampts, auch unser policei ord-
nung und aufgerichten Constitution gemess, ab-
geschaffet, gestrafet, und verbessert werden mögen.
In welchem synodo, in abwesen unsers stad-
halters oder canzlers, welche für und für dabei
nicht sein können, der praesident von wegen unser
allewegen die umbfrag haben, und die vota colli-
gieren, und da ein solche sach vorgefallen, so an
ihr selbst wichtig, und die vota der verordneten
des synodi nicht gleich, und demnach weiter zu-
bedenken wol wirdig und nötig, auch wol zum
andern und dritten mal umbfragen sol, darmit
dieselbige eigentlich und wol erwogen, und soviel
müglich, in alleweg der gebür und billigkeit
gemess, ein einhellig bedenken geschlossen werden
möge.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften