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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0492
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Die Kirchenordnungen. Die Sondergebiete: Freiberg und Wolkenstein, Rochlitz.

boesen wandel und wesen furet, denselbigen un-
geschickten pfarrer, predigen oder caplan soll der
supperattendens, in des bevolenen kreis er ge-
sessen, zu sich erfordern und ime die unschick-
lickait, wie sie an in gelanget, furhalten, folgend
auch desselbigen bericht und antwurt darauf horen,
und wo er der sachen nicht gestehen sondern
leuken wurde, soll der superattendent sich ferner
dorumb erkunden und die sachen mit notturftigem
bericht, wie er dieselbigen befunden und allent-
halben dorumb gelegen, uns untertheniglich zu-
erkennen geben, als wollen wir uns ferner gegen
ime zuerzaigen wissen.
Wir bedenken auch, das mannichfeltige be-
schwerung und unrichtikait an leib und sele zu-
vorhuten, die hohe notturft erfordern will, die
einsehung zu haben das mit den ehesachen nicht
liderlich gehandelt. Demnach wollet den pfarrern
anzaigen, das sie sich der ehesachen allain zu-
unterwinden, enthalten und so dergleichen schwere
wichtige hendel an den pfarrer, dem in seinen
refir die superattendenz und das aufsehen zuhaben
bevolen, gelangen, demselben gelegenhait der
sachen anzaigen und sein, auch anderer gelerten,
die er dazu ziehen wirdet, bedenken hore. Aber
in berurten ehesachen, mit den es dermassen ge-
legen, ist das ergernus und dergleichen beschwerung
darauf sehen, und dar in kundschaft zu horen
vonnoten, soll der gestalt gehandelt werden, das
die selbige ehesachen unserm ambtmann oder
schosser desselben orts angezaigt sollen werden,
der soll als dan den supperattendenten und den
pfarrer, in des pfarr sich der fal heldet, sambt
andern gelerten, die man darzu nutzlich und tug-
lich achten wirdet, dergleichen die parteien uf
einen namhaftigen tag beschaiden und darneben
etzliche des rats, so die parteien in einer stadt
unter dem rat gesessen, und beide teil in aller
der obbenanten gegenwertickait gegenainander
nach notturft und darzu lebendige oder andere
kuntschaften so es vonnöten mit vleis und guter
aufmerkung der umbstende aufs schleunigist ge-
hort werden. Darnach sollen sich die oben-
berurten vorher mitainander unterreden, was in
der sachen zuthun und furzunemen sein soll, und
so sich einer weisung, die nach gestalt der sachen
ires achtens christlich und billich, vorainigt, als
dann soll unser ambtman oder schosser den par-
teien die mainung in der andern gegenwertickait
furbehalten und eroffenen.
Do die sachen aber so irrig, das sie sich
keiner weisung wusten zuentschliessen, so sollen
sie den handel wie er allenthalben ergangen mit
beider teil wissen und willen an die doctores der
rechte daruber zuvorsprechen schicken, und also
den sachen abhelfen.
Es sollen auch die pfarrer und prediger mit

vleis vormanet werden, ires ambts zugewarten und
sich weltlicher hendel und hader sachen zuent-
schlahen, dann ob es wol ungezweivelt von inen
christlich gemainet, so sich bisweilen der leut
sachen annemen, dieweil sich aber ungehorsam und
andere unrichtickait davon zutregt, wollen wir das
solches unterlassen werde; dann gelanget an sie,
das etwo einem armen oder andern zu seinem
rechten nicht geholfen oder derselb zur billickait
nicht geschutzt auch laster und ubelthat nicht ge-
straft wirdet, so werden sie, soviel sich gezimbt,
wol geburliche vormanung derwegen zu thun wissen.
Es sollen auch die pfarrer und prediger, auch die
andere kirchendiener in allen billichen sachen,
wo inen vordris, misbietung, unehrliche erzaigung
und beschwerung unvorursacht begegenen und fur-
stehen wurde, durch unser ambt und bevels leute,
auch desgleichen die supperattendenten und exe-
cutorn vleissigs aufsehen erkundigung und nach-
fragen, durch sie alle sembtlich und jede in
sonderhait getreulich geschirmet, vortedingt und
gehandhabt werden, bis an uns. Und ob auch
solches durch sie die pfarrer und prediger aus
christlichem bedacht nicht geclagt wurde und doch
durch die geordenten bevelhaber wie berurt
solches vormarkt und an sie gelangen wurde, das
nichts destoweniger geburlich einsehen, und nach
gelegenhait die straf furgewandt wurde. Dargegen
sollen sich auch die pfarrer, prediger und andere
kirchendiener wie inen wol gezimbt durch gottes
gnaden in der lar und allem andern christlichs
wesen und furgang des nechsten erzaigen, halten
und vleissigen, aller leichtfertickait und mis-
brauchs, sonderlich die benemung oder der per-
sonen auch des unfruchtbarn scheltens und schme-
hens in predigen eussern und enthalten.
So auch ir die vorordente visitatores oder
folgend die superattendenten und executorn auch
unsere ambtleute vormerken, oder aus erfarung
einige unrichtickait berurter pfarrer und prediger
halben von wegen der lar gotliches worts oder
ander untugend befinden und bestendiglich an
euch oder volgend an die gedachte superatten-
denten und executorn gelangen wurde, als dann
solt ir die visitatores sambt dem superattendenten
und executorn nach gelegenhait solches unvor-
zuglich durch examination und vorhör zu andern,
oder aber, do kein besserung erfolgen wolt, durch
entsetzung zuvorkommen, mit gutem furbedacht
der notturft nach vleissigen und genzlich abwenden,
dardurch ergernus vorhütet bleibe und gestraft
werde; auch sonst alle andere laster und unerbar
hantirung der pfarrer und ander kirchendiener,
dergleichen der eingepfarten leute gutachtung zu
nemen und erkundung furzuwenden.
Es sollen aber darneben unser ambleute, schosser,
rethe der stedte, auch die vom adel so gericht haben,
 
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