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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0496
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468

Die Kirchenordnungen. Die Sondergebiete: Freiberg und Wolkenstein, Rochlitz.

Luthers christlichen ermanung das sacrament reichen
lassen.
11. Dieweil auch die leut nach mittag manch-
feldiger weise mit arbeit und ander wege ver-
hindert, so soll hinfurt die nachmittags predigt an
werken tagen nachbleiben.
12. Auch sonst an werktagen die predigten
also frue in den geordenten kirchen abgeteilt
werden, das beide zu somer und winterzeit das
leuten, singen, predigt und beschluss aufs lengst
in einer stunden aus sei, und uber die stund
keins wegs verzogen werde.
13. Das auch die predigten also verordent
werden, das das folk wisse, wer in welcher kirchen
zu welcher stunde predigen werde, domit sich
menniglich dester bas darnach hab zurichten.
14. Das man auch hinfurder die todten ordent-
lich und [fehlt: nicht] ergerlich zu grabe bringe.
15. Und so iemands vermogendes wolt zum
begrebnus leuten lassen, dem soll es unverboten
sein.
16. Das man auch hinfurt in alleweg zum
begrebnus ein crucifix vortrage, sonderlich dem
hohen und trostlichen artikel der auferstehung der
toten zu eren.
17. Das man auch zu allen predigten aufs
wenigst ein mal mit der grosten glocken in der
kirchen, dor in man predigt, leuten soll, domit
sich die leute dester fuglicher darnach zurichten.
18. Kann man auch das pacem leuten mit
glimpf wider anrichten auf guten bericht, warzu
es dient, so mag mans auch thun, und bevor das
sich die leute erinnern, gott umb alle seine herr-
liche woltaten an uns arme sunder bewandt und
sonderlich fur den lieben landfrid treulich zu-
danken und zubitten.
19. Das man auch ein getreues aug darauf
habe, das die geistliche guter beweglich und un-
beweglich je lenger je mehr in den gemeinen
kasten lass folgen, domit die kirchen und schul-
diener sampt dem rechten armut gott zu eren vor-
sorget, in ansehung das je solchs der besten werk
eins auf erden, so gott zum hochsten geboten und
aufs reichlichst zubelenen hin und wider in seinem
heiligen wort versprochen und zugesagt, und das
es mit dem gemeinen kasten vermoge der ver-
zeichnus darauf gestellt gehalten werde.
20. Das auch neben der obrickait die ver-
ordenten visitatorn und super attendent mit allem
vleis darauf achtung haben, das kein unberufener
oder der nicht zuvor examinirt, verhort und
ordentlich durch der kirchen gebet und vom pre-
digstul verkundigt, auch christlich ordinirt, zu
pfarr, predigt oder ander seelsorgen und dienst
angenommen, zugelassen und gehalten soll werden,
angesehen allerlei fahr und beschwerung leibs
und selen so darauf stehen.

21. Das auch die pfarrer, prediger, caplan
schulmeister seine bacularien und kirchner in ge-
burlichen gehorsam des hern pfarrers hie zu
Freiberg als superattendenten in christlichen sachen
stehen und der cantor mit den gesengen sich nach
des hern pfarrers anzeige halte, auch soll man
vleissig drob sei das die schuler in der kirchen1)
knaben und meidlein schul treulich zu gottes
furcht, wort und aller erbarkeit gezogen und ge-
weiset werden.
22. Das auch in allewege so vil immer mog-
lich der christlichen confession und apologia des
durchlauchtigsten hochgebornen churfursten zu
Sachsen etc. und irer churf. gn. verordenten und
gedruckten letzten visitatorn verordnung und andern
hievor und itzt hie zu Freiberg gelassen ver-
ordnung folge geschee.
23. Darauf dann die verordenten visitatoren
und superattendent sonderlich achtung haben sollen,
dem allen mit gottes hulf also folge zuthun.
24. Und sonderlich auch darauf zutrachten,
das zum furderlichsten die visitation der messen
furgenommen werde, domit es churfurstlicher visi-
tation zu Sachsen gemess gehalten, dann wiewol
es diser ende nicht so weitleuftig als in grossen
furstenthumen, so will es doch die hohe notturft
erfordern und sovil mehr das bisher gar kein ord-
nung und gleichheit gehalten, das es auch so vil
dester bass und bequemlicher gescheen mag.
25. Das auch die messe etc. so vil moglich
mit den priestern bestellt, so an gottes wort wol
sind.
26. Das auch die belehente priester, mess
zuhalten, auch zur noth und sonderlich in fur-
fallenden sterbens leuften zutaufen, den kranken
das sacrament zureichen und zutrosten, sich auf
des hern superattendenten fordern, alleweg un-
wegerlich sollen brauchen lassen.
27. Das auch die vorordenten visitatorn sampt
dem superattendenten darob sein, das christliche
gleichheit der lere und ceremonien, auch mass
mit strafen in predigten uberal und on fluchen
und unschicklich geberde in allen kirchen in
steten flecken und dorfern gehalten werde, dann
bemelte visitation kan also, so bald man vor der
feldarbeit darzu kan komen, also ergehen, das man
alle tage ein ampt furneme mit seinen pfarrern,
predigern, caplanen, eingepfarrten edlen, reten,
burgern und eltisten und furnemsten paurn, und
das man mit inen handle vermoge der verzeichnus
die visitation belangend auch hie zu Freiberg ge-
lassen.
28. Das man je des gemeinen kastens auch
mit jerlicher rechnung und sonst zum treulichsten
gewar neme.
1) „kirchen“ gestrichen.
 
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