46. Allstedt. Deutsch evangelisch messe. Thomas Münzer. 1524.
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empfaen den ewigen lohn, der du dann reichlich
selber bist, mit dem vater und sone Christ.
Thu uns kund got des vaters art, und seins
Christ der geliden hat, mit der kraft seins geists,
uns zu erleuchten stets und allermeist. Amen.
Versikel als zur metten gezeichnet ist.
Antiphona auf das magnificat.
(Beginn der Noten): Es sei dann das imand
neu geborn wirt mit wasser und dem heilgen
geiste, so kan er nicht eingehn ins reich der himel,
alleluia alleluia. Magnificat. Psalm. Jerusalem
lobe den herren, o Sion singe deinem gote.
(Schluss der Noten.)
(Das magnificat findt man in der vesper de
passione domini. Disen psalm singt man zur
vesper an die stat des psalm in exitu. Von trini-
tatis an bis auf dan advent.)
Dann er hat gesterket die rigel deiner pforten,
er hat deine kinder gesegnet in deinem mittel.
Er hat den frid zum ziel gesetzet, er hat
dich mit dem kern des weizens gesetiget.
Der do sendet sein wort auf die erden, und
sein rede leuft gar schwinde.
Der do gibt den schne als die wolle, und
strauet aus den reifen wie die aschen.
Er gibt das eis zu bequemer zeit, wer mag
sich vor seiner kelde erhalten.
Er sendet aus sein wort und sie zurfliessen,
er schickt aus seinen wind und so fliessen die wasser.
Er vorkündiget sein rede Jacob, und sein
gesetz und urteil Israel.
Das hat er nicht gethan allen leuten, und
die urteil seint ihn vorhalten, drumb solt ir got
loben.
Ehre sei dem vater und dem sone, und dem
heilgen geiste.
Das benedicamus.
(Beginn der Noten): Last uns gesegnen den
herren alleluia. Got sei ewiglich dank alleluia.
(Schluss der Noten.)
46. Deutsch evangelisch messe, etwan durch die bepstischen pfaffen im latein zu grossem nachtheil des
christen glaubens vor ein opfer gehandelt und itzt vorordent in dieser ferlichen zeit zu entdecken den greuel
aller abgötterei durch solche missbreuche der messen lange zeit getrieben. Thomas Münzer. Alstedt 1524.
Vorrede ins buch diser lobgesenge.
Unser warhaftiger seligmacher Jesus Christus
hat allen schaden der christenheit zuvorn vor-
kundiget Matth, am 13. unterschied: Do die
menschen schliefen (welche er balt ernach engel
heist), kam der feind und sehete unkraut zwischen
den weizen. Christus hat die rechte christenheit
angefangen. Aber die gotlosen hoben sie vor-
unreinet durch nachlessigkeit aller tregen aus-
erwelten. Drumb sagt Paulus in den geschichten
der boten gotis am 20. unterschied mit dörren
worten also: Habt achtung auf euch selbst und
auf die ganzen herde, unter wilche euch der heilige
geist gesatzt hat zu wechtern, zu weiden die ge-
meine gotis, wilche er durch sein eigen blut er-
worben hat. Dann das weis ich, das nach meinem
abschied werden unter euch kommen reissende
wolfe, die der herd nicht verschonen werden.
Auch aus euch selbst werden aufstehen menner,
die do vorkarte lere reden, die junger nach sich
selbst zuziehen’ darumb seht auf. Das aber nun
niemand mit seinem betrieglichen vorstande dise
wort Christi und Pauli vorandern auf sein gut-
dunken die vorhinderte kirche weiter in schaden
führe, so müss man alle glaubhaftige geschicht-
bucher ubersehen, da wirts gewiss erscheinen, das
die wort Christi und Pauli auch aller heiligen pro-
pheten von der zurfallen christenheit uber die
masse ganz und gar ins wesen gefurt seint.
Egesippus, ein glaubhaftiger schreiber der ge-
Sehling, Kirchenordnungen.
schichte, der aposteln schuler, am funften buch
der erklerunge, und Eusebius am vierten buch
der christlichen kirchen sagen gestracks naus,
das die heilige braut Christi ein jungfrau blieben
ist bis nach dem tode der apostelnschuler, und
darnach also balde zu einer unzüchtigen ebrecherin
worden. In solchen klaren und dergleichen ge-
schichtbüchern ist nicht alleine zumerken, sondern
zugreifen, wie die christenheit geschickt gewesen
ist, do unser eltern fur sechshundert jarn zum
glauben komen seint.
Die fromen, gutherzigen veter (die unser land
bekart haben) taten, was sie nach gelegenheit der
leute wussten. Sie waren welsche und französische
münche. Zur besserung war ir ankunft zudulden;
dan es ist wol leichtlich zubetrachten, das sie
lateinisch gesungen haben, darumb das die deutsche
sprache ganz und gar ungemustert war, und das
die leute zur einigkeit gehalten worden; dan auf
das mal fiel ganz Asia ab. Das aber sulche an-
kunft nicht gebessert solt werden, solte wol ein
wunderlich spiel sein; dann aller vornunftiger
wandel der menschen sich von tag zu tag gedenkt
höcher zu bessern, und got solt so amechtig sein,
das er sein werk nicht solte daruber erförer
bringen. Nein zwar do sagt Christus und gebeut
mit ernste davor zugedenken, Matth, am funften
und am zehenden: Offenbarlich sol die stadt ufm
berge erscheinen; man sol das licht nicht unter
den deckel storzen, es sol allen leuchten, die im
haus seint. Was ist das anders, dan Paulus sagt
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empfaen den ewigen lohn, der du dann reichlich
selber bist, mit dem vater und sone Christ.
Thu uns kund got des vaters art, und seins
Christ der geliden hat, mit der kraft seins geists,
uns zu erleuchten stets und allermeist. Amen.
Versikel als zur metten gezeichnet ist.
Antiphona auf das magnificat.
(Beginn der Noten): Es sei dann das imand
neu geborn wirt mit wasser und dem heilgen
geiste, so kan er nicht eingehn ins reich der himel,
alleluia alleluia. Magnificat. Psalm. Jerusalem
lobe den herren, o Sion singe deinem gote.
(Schluss der Noten.)
(Das magnificat findt man in der vesper de
passione domini. Disen psalm singt man zur
vesper an die stat des psalm in exitu. Von trini-
tatis an bis auf dan advent.)
Dann er hat gesterket die rigel deiner pforten,
er hat deine kinder gesegnet in deinem mittel.
Er hat den frid zum ziel gesetzet, er hat
dich mit dem kern des weizens gesetiget.
Der do sendet sein wort auf die erden, und
sein rede leuft gar schwinde.
Der do gibt den schne als die wolle, und
strauet aus den reifen wie die aschen.
Er gibt das eis zu bequemer zeit, wer mag
sich vor seiner kelde erhalten.
Er sendet aus sein wort und sie zurfliessen,
er schickt aus seinen wind und so fliessen die wasser.
Er vorkündiget sein rede Jacob, und sein
gesetz und urteil Israel.
Das hat er nicht gethan allen leuten, und
die urteil seint ihn vorhalten, drumb solt ir got
loben.
Ehre sei dem vater und dem sone, und dem
heilgen geiste.
Das benedicamus.
(Beginn der Noten): Last uns gesegnen den
herren alleluia. Got sei ewiglich dank alleluia.
(Schluss der Noten.)
46. Deutsch evangelisch messe, etwan durch die bepstischen pfaffen im latein zu grossem nachtheil des
christen glaubens vor ein opfer gehandelt und itzt vorordent in dieser ferlichen zeit zu entdecken den greuel
aller abgötterei durch solche missbreuche der messen lange zeit getrieben. Thomas Münzer. Alstedt 1524.
Vorrede ins buch diser lobgesenge.
Unser warhaftiger seligmacher Jesus Christus
hat allen schaden der christenheit zuvorn vor-
kundiget Matth, am 13. unterschied: Do die
menschen schliefen (welche er balt ernach engel
heist), kam der feind und sehete unkraut zwischen
den weizen. Christus hat die rechte christenheit
angefangen. Aber die gotlosen hoben sie vor-
unreinet durch nachlessigkeit aller tregen aus-
erwelten. Drumb sagt Paulus in den geschichten
der boten gotis am 20. unterschied mit dörren
worten also: Habt achtung auf euch selbst und
auf die ganzen herde, unter wilche euch der heilige
geist gesatzt hat zu wechtern, zu weiden die ge-
meine gotis, wilche er durch sein eigen blut er-
worben hat. Dann das weis ich, das nach meinem
abschied werden unter euch kommen reissende
wolfe, die der herd nicht verschonen werden.
Auch aus euch selbst werden aufstehen menner,
die do vorkarte lere reden, die junger nach sich
selbst zuziehen’ darumb seht auf. Das aber nun
niemand mit seinem betrieglichen vorstande dise
wort Christi und Pauli vorandern auf sein gut-
dunken die vorhinderte kirche weiter in schaden
führe, so müss man alle glaubhaftige geschicht-
bucher ubersehen, da wirts gewiss erscheinen, das
die wort Christi und Pauli auch aller heiligen pro-
pheten von der zurfallen christenheit uber die
masse ganz und gar ins wesen gefurt seint.
Egesippus, ein glaubhaftiger schreiber der ge-
Sehling, Kirchenordnungen.
schichte, der aposteln schuler, am funften buch
der erklerunge, und Eusebius am vierten buch
der christlichen kirchen sagen gestracks naus,
das die heilige braut Christi ein jungfrau blieben
ist bis nach dem tode der apostelnschuler, und
darnach also balde zu einer unzüchtigen ebrecherin
worden. In solchen klaren und dergleichen ge-
schichtbüchern ist nicht alleine zumerken, sondern
zugreifen, wie die christenheit geschickt gewesen
ist, do unser eltern fur sechshundert jarn zum
glauben komen seint.
Die fromen, gutherzigen veter (die unser land
bekart haben) taten, was sie nach gelegenheit der
leute wussten. Sie waren welsche und französische
münche. Zur besserung war ir ankunft zudulden;
dan es ist wol leichtlich zubetrachten, das sie
lateinisch gesungen haben, darumb das die deutsche
sprache ganz und gar ungemustert war, und das
die leute zur einigkeit gehalten worden; dan auf
das mal fiel ganz Asia ab. Das aber sulche an-
kunft nicht gebessert solt werden, solte wol ein
wunderlich spiel sein; dann aller vornunftiger
wandel der menschen sich von tag zu tag gedenkt
höcher zu bessern, und got solt so amechtig sein,
das er sein werk nicht solte daruber erförer
bringen. Nein zwar do sagt Christus und gebeut
mit ernste davor zugedenken, Matth, am funften
und am zehenden: Offenbarlich sol die stadt ufm
berge erscheinen; man sol das licht nicht unter
den deckel storzen, es sol allen leuchten, die im
haus seint. Was ist das anders, dan Paulus sagt
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