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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0534
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506 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

grund, do sie sagen, wir leren die rossbuben auf
dem felde auch messhalten. Aus wilchem urteil
ein jeder frommer, gutherziger mensch wol er-
messen kan, was sie von dem sone gotis halten,
gleich als wer er ein gemaltes menlin oder ein
gaukel spiel, do man den teufel mit worten be-
schweret, bezaubert. Also lassen sich dise auch
dunken, man solle Christum, den son gotis, mit
worten bezaubern hin und her, wo die frecheit
der menschen hinwolle. Nein, nit also; Christus
erfult allein die hungerigen im geist, und die
gotlosen lesset er ler. Was sol doch Christus im
sacrament bei den menschen thun, do er keine
hungerige und lere sele findet ? Drumb muss er
mit den vorkarten vorkart sein, und mit den guten
gut. Was sol einem das zeichen, der do vorleuknet
das wesen? Nu hat je die ganze samlung on
zweifel viel frommer menschen, und von wegen
des glaubens solcher menschen kompt er warhaftig
do hin, sie zu setigen ire seelen etc.
Zum neunten: So singet man die form der ter-
mung oder des abentessens im tone der prefation,
lauts diser wort folgende: Einen tag zuvorn, do
Jesus wolte leiden, nam er das brot in seine hei-
ligen, wirdigen hende, und hub auf seine augen in
himmel zu dir, got, seinem almechtigen vater,
sagete dir danke und gesegnete † das und brach
es, und gab es seinen jugern, sagende: Nemet
hin und esset all darvon. Elevando manu
dicit: Das ist mein leichnam, der vor euch dar-
gegeben wirt. Vertens se minister, accipiens cali-
cem coram vulgo dicit: Desselbigen gleichen do
man gessen hatte, nam er den kelch in seine
heiligen, wirdigen hende, und sagete dir dank,
und gesegnete † den und gab in seinen jugern,
sagende: Dis ist der kelch meines blutes, des neuen
und ewigen testamentes, ein geheim des glaubens,
der vor euch und vor viel vorgossen wirt in vor-
zeihunge der sunde. Rursus vertens se ad altare
dicit: So oft und dick ir das thut, solt ir meiner
darbei gedenken etc.
Zum zehenden. Balt nach der elevation singet
man im selben ton flux drauf also: Darumb last
uns alle bitten, wie uns Jesus Christus, der war-
haftig son gotis, hat geleret, sagende: Vater
unser, der du bist in himmeln etc.; und alles
volk singet drauf: Amen. Darnach wirt es stille,
ein wenig, athem zu holen, unter wilcher zeit der
priester der communicanten halben das sacrament
teilet und singet: Durch alle ewigkeit der
ewigkeit. So antwort das gemein volk: Amen.
Der priester wider: Der fride des herren
sei alzeit mit euch. So antwort das volk:
Und mit deinem geist. Bald nach disem,
auf das ein geheim gotis, der tod und auferstehung
Christi betrachtet werde, das selbe weiter zu er-
kleren, singet alles volk das gezeugnis Joannis

des teufers Christi zu dreimal: O lamb gottes,
wilchs du weg nimpst die sunde der welt etc.;
do zu singt man aus dem evangelio Luce 17:
Erbarme dich unser, und zum letzten: Gib uns
deinen fride. Dann Christus ist umb unser sunde
willen gestorben und erstanden, auf das er uns
wolt rechtfertigen, wilchs er allein thut und wir
mussen sie erleiden. Auf solchen glauben gibt
man dann den leuten das hochwirdigste
sacrament unter dem agnus dei, on die bepstische
heuchlische beicht. Dann sie werden in allen
predigten gemeiniglich vermanet, wie ein ider
mensch sein alt vorgangen leben bedenken sol,
das er seh, mit wie viel lusten er sein creuz vor-
dienet habe etc. Der mensch thut sunde, got
leget auf die busse, und es gehort dem menschen,
sich dorin zu richten. Es kan kein mensch ein
gut, rein und fridsam gewissen haben zu got, er
erkenn dann dasselbe volkomlich. Darumb be-
schleusset man im dritten agnus dei: gib uns
deinen fride, und: lass deinen knecht,
o herre, nach deinem wort im fride. Dann
allein alle lankmütige menschen seint wirdig des
heilands des lebens etc.
Zum eilften. Gibt man das hochwirdige sacra-
ment under beider gestalt, unangesehen alles ge-
plauder der grempeler auf disem oder jenem
margt, auf disem oder jenem teil. Dann so wir
das sacrament, das heilige zeichen, nit vornemen,
wie wöllen wir dann das wesen vorstehn, wilchs
das zeichen bedeutet? Drumb nach der communion
sagt man got dank uber das volk und ge-
segnet den herrn etc.
Zu letzt sol sich niemant vorwundern, das
wir zu Alstet deutsche mess halten, und ist auf
ein ander zeit besser zu berechnen mit umb-
stendigen ursachen. Ist auch nit allein der brauch,
andere weise zu halten dan die Römer, weil auch
die zu Mediolan in Lombardia viel ein ander
weise haben, sonderliche cerimonien oder geberde;
warumb solten wirs dan nit machen nach der zeit
gelegenheit, weil wir zu Alstet deutsche leute seint
und keine walen, und wolten uns gerne durch das
getumle durch fressen, auf das wir mochten
wissen, was wir solten gleuben. Es wil sich kein
ander weise fuglich dazu sehen lassen, dann das
wir durch das recht wort gotis thun. Die Cra-
baten seint Römer und halten messe und alle ampt
in irer sprach. Die Armenier halten auf ire
sprache, und ist ein gross volk, weisen das sacra-
ment in der patene gegen dem volk. Item die
Behmen halten auf ire sprache messe in mancher-
lei sitten. Item die Masariter und die Reussen
haben viel ander geperde, und seint darumb keine
teufel. Item im lande, do der Christen glaube
erst aufgangen ist, seint wol 14 secten, halten
alle andere geberde daran wir. Ach wie blinde,
 
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