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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0546
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518 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

53. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Altenburg. [1554.]
[Aus Weimar Sächs.-Ernestin. Gesammtarchiv Reg. Ji. Nr. 23—26.]

. Es ist aber von den hern visitatorn
nach eingenommenem bericht und befindung vor-
ordent und vorschafft.
1. Nachdem hivor und bishero alle tage umb
XII hora in s. Bartholmei kirche (communes preces)
wie sie es zu nennen pflegen, dohin doch wenig
und uber drei oder vier personen nicht komen,
gehalten werden und sich des diaconi beschweren
mit bit solchs uf nochvolgende wege zurichten,
das demnach an stadt der zwelften stunde hinfurt
alle tage umb 3 hora, wan die schuler aus der
schulen gehen ein puls geschehe und die schuler
in der kirchen zusamen komen und ein psalm
singen sollen dorauf konne man mit dem gebet
schlissen, doch das solchs uber ein virtel stunde
nit vorzogen werde.
2. Das das kirchampt uber zwo stunde mit
singen, predigen, lesen und allen ceremonien nicht
gehalten werde.
3. Das die evangelia und episteln hinfurt
nicht gesongen, sondern mit vorstentlicher lauter
stimm gelesen werden.
4. Nochdem auch befunden, das vier und
zwanzig clafter holz zur schule geordent, und sich
aber zutragen mag, das ein schulmeister seiner
gelegenhait nach in der stadt seine wonung haben
moge, so hat der rat uf unterhandlung der herrn
visitatorn jerlich eim schulmeister vier clafter holz
zuvorschaffen und zwo von den obberurten 24 claf-
tern zunemen zuvorgonnen, den andern colla-
boranten sint zusamen acht clafter holz vorordent.
5. Das auch den baiden kastenhern jerlich
jedem x fl. vor ire muhe zu besoldung geraicht
werde.
6. So wollen auch die herrn visitatores vor-
gont haben, das die schlospredigt moge zu winter
zeiten bis vierzehen tagen zu ostern in sant Bar-
tholmes kirchen gelegt werden, mit dem vorbehalt
und des rats geschehener bewilligung wan oder zu
welcher zeit wider ein amptman anhero vorordent
oder unsere gnedigen fursten und heren anders
schaffen werden, solle es in vorige ordenung ge-
richt werden.
7. Das pfarrecht belangende, weil ohne das
die kirchdiner nottorftiglich mit besoldung vor-
sehen, ist es dohin gericht worden, das gegen er-
lassung des pfarrechts, dorumb der rat aus vil

bedenklichen ursachen gebeten, die stadt neben
andern eingepfarten ihre pfarher und predicanten,
do einer oder mer mit schwachheit oder alter der-
massen befiele, das er die zeit seines lebens sein
ampt nicht lenger vorsein konte und derhalben
ein ander an seine stadt geordent werden muste,
uf den fal den oder die selsorger mit nottorftiger
unterhaltung uf sein oder ir lebelang vorsorgen
solten, imassen der rat von gemainer stadt wegen
solchs zu dank angenommen ratificirt und bewilligt
hat vermoge hernach vorzeichenten recess. Wurde
aber einer oder mehr uf ein halb jar oder lenger
sonsten mit schwachheit beladen werden, und doch
zu hoffen stunde, das sich seines leibs schwachheit
zu pesserung schicken wurde, so sol als dan mit
der kranken person gedult getragen, seine be-
soldung ime gelaistet und sein dinst durch sein
colleg bestalt werden.
Gemaine vorschaffung. Und ist ferner durch
disen ganzen kreis geschafft und vorordent worden,
inmassen es in andern kraisen auch gehalten
werden solle,
1. Das das pfarrecht furstlicher vorordenung
also vorstanden werden solle, das aus itzlichem
hause der wirt ein groschen, die wirtin auch ein
groschen, gesinde oder kinder so zum sacrament
gehen, jedes ein halben groschen jerlich erlegen
solle. Dorgegen die opfer pfennige abgehen,
jedoch das es mit den hausgenossen bei voriger
ordenung vormoge der alten visitation bleibe.
2. Das die casel, albe, mesgewant und ab-
gottische bilder, so sich mit biblischer historien
nit vorgleichen, aus der kirchen weg gethan
werden, dorin dem schosser sonderlich aufachtung
zuhaben bevolen.
3. Das bei dem vorordenten einkomen der
pfarren, wie Spalatinus seliger vorzeichent, pleiben
solle, es were dan in diser registration anders
vorordent.
4. Das die pfarren allenthalben in baulich
wesen gericht und ferner der herrn visitatorn ge-
druckten artikel dorin gemess gehalten werde.
5. Das die pfarher aller orter selbst den
catechismum treiben, nicht uf die kirchner schieben
sollen.
6. Das den gedruckten visitation artikeln un-
wegerlich gelebt und nachgegangen werde.

Albrechtshain.
Auf der Visitation 1574/75 wurde eine Gottesdienst-Ordnung überreicht, welche hier aus
Dresden H.St.A., Loc. 1991, Bl. 570 erstmalig zum Abdruck gebracht wird. Vgl. oben S. 121.
 
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