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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0554
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526 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

über die Einkommensverhältnisse des gemeinen Kastens, der Pfarre, des Hospitals n. s. w.)
erstmalig abgedruckt.
59. Ordnung. 1529.

[Aus Dresden, H.St.A.,
Pfarrers ambt.
Alle suntag und fest im jar soll der pfarrer
das evangelion dominicale predigen und daraus
dem volk die christlichen lere mit hohem vleis
furtragen. Desgleichen nachmittag ein ort des
catechismi vorkleren und nachdem er bisanher ge-
nesim und deuteronomion gepredigt, sol er vorthin
solche schwere bucher dem gemeinen haufen nit
predigen, sunder alle suntag wie berurt den cate-
chismum nach mittag. Will er aber uber den
dritten suntag ein mal auch in genesi etwas
handeln, soll im in sein andacht und bedenken,
wie er es not achtet, gestalt sein.
Zu Belgern sol er die wochen montags und
dinstags den evangelisten Matheum fur sich nemen,
und denselben ufs einfeltigst auslegen und vor-
cleren, am mitwoch do mit der pfarrer auch zeit
zu studiren habe, auch krank und arme zubesuchen
soll frei sein, doch das frue desselben tagsetlich
psalmen ordentlich gesungen, donerstags und frei-
tags soll er aber catechismum, wie angezeigt, ein-
feltiglich predigen. Sonabend aber weil es ein
markt tag ist, sol auch frei sein und der pfarrer
sambt dem diacon ires studirens warten, und allein
etlich psalmen und deutsch christlich lieder ge-
sungen werden.
Die obangezeigten dorfer, nachdem sie all uf
ein viertel, halb fiertel wegs und neher gelegen,
sollen wie hievor die predig zu Belgern zu horen
vorpflicht sein und alles pfarrechts zugewarten;
idoch soll der diacon und auch der pfarrer in der
wochen, wenn es inen am gelegensten, uf einen
tag in die weitesten zwei dorfer gehn und daselbst
in einem erlichen ort und stelle ein kurze predigt
oder vormanung aus dem catechismo thun und
sunst uf etliche gelegene zeit die nechsten dorfer
auch besuchen, und doselbst erforschen und sehen,
wie die leut ire kinder in die stadt zur predigt
gehn lassen, auch die jugent vorhoren, ob sie die
zehen gebot gelernet haben, und wes sie sich ge-
bessert. Die fasten aber durch soll er alle tag
den catecismum predigen.

Loc. 10598, Bl. 314b.]
Diacon.
Der diacon soll neben dem pfarrer vleissig
das gotlich wort predigen, und sich allenthalben
nach des pfarrers bevel richten und halden.
Pfarrer und diacon sollen sich sunst allent-
halb vormuge des buchleins underricht der visi-
tatoren unvorandert halden.
Schule.
Zu guter zucht der jugent soll in der stadt
Belgern allweg ein gelerter, redlicher schulmeister
gehalten werden, der neben der schuel einem rat
fur ein stadt schreiber diene, und sich sunst nach
anleitung obberurts buchleins der visitatoren unvor-
enderlich halden. [Der vorhandene Schulmeister
versteht nicht genügend latein. Soll sich bis Ostern
bessern.]
So sollen pfarrer und rath sembtlich macht
haben schulmeister und locaten zu setzen und zu
entsetzen.
Gemeine kasten.
Der vorwalter pfarrer und rath sollen zwen
tugliche und vleissige vorsteher erwelen und den
gemeinen kasten treulich vorzustehen voraiden.
Mit denselben vorordenten vorstehern soll
uber den zugestelten vorrat und stuck klein und
gross ein ordentlich inventarium gestellet, das soll
gedreifacht und jedem teil eins vorpetschaft uber-
geben werden, sich mit der rechnung darnach zu
richten.
Ein jeder vorsteher soll ein eigen kasten-
schlussel haben, also, das keiner an den andern
in den kasten moge komen.
So sollen der vorwalter, pfarrer und der rat
jerlich von den vorstehern ire rechnung annemen
und horen. Darzu sollen aus jedem eingepfarten
dorfern einer zu der rechnung gefordert werden,
domit sie dester geneigter gemacht ir almuss und
testament in den gemeinen casten zu geben und
zumachen.

Belzig.
Die Stadt Belzig erhielt in der ersten Visitation 1528/1529 eine Ordnung (vgl. oben
S. 44). Dieselbe wird aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registratur der Visitation u. s. w.,
Bl. 203 ff. (mit Ausschluss der Aufzählung der Einkommensverhältnisse) erstmalig zum Abdruck
gebracht. (Nr. 60.)
Für alle Dörfer des Amtes Belzig wurden auf derselben Visitation Generalia publicirt
 
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