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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0573
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75. Colditz. Verordnung für die Stadt Colditz. 1529.

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mittag ein ordentlich predigt von den dinern der
kirchen gehalten werde.
Zum neunden zur vesper aber und an den
sontagen und festtagen des morgens sol die lection
aus dem alten und neuen testament sampt den
summarien Viti Theodori gehalten, auch die deutsche
litauei und nicht die lateinische zur vesper ge-
sungen werden.

Zum zehenden das die altaria dermassen zu-
gericht werden, domit der kirchendiner al sein
kirchenampt gegen dem volk vorrichte und solchs
sol der superattendent in seiner bevolen super-
attendenz auch anrichten, desgleichen die ab-
gottische bilder aus den kirchen thuen.
[Folgen noch Bestimmungen das Pfarrrecht
betreffend.]

Colditz.
Für die Stadt Colditz, in welcher 1526 Wolfgang Fues als evangelischer Pfarrer
wirkte (vgl. Lempe, Mag. Wolfgang Fues. Chemnitz 1877) erging auf der Visitation von 1529
eine Ordnung, welche wir hier erstmalig aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der
Visitation, Bl. 416b ff. zum Abdruck bringen. Vgl. oben S. 45.
75. Verordnung für die Stadt Colditz. 1529.

Pfarrers ambt.
Demselben pfarrer soll aller kirchen und
pfarren im ambt Colditz superattendenz bevolen
sein, vleissig ufzusehen, das die pfarrer sich mit
der lär und leben christlich halten und erzeigen,
auch die schuel in stedten erhalden, wie solchs
im buch der visitatoren von den schulen weiter aus-
gedruckt.
Am suntag und feste im jare soll der pfarrer
das evangelium dominicale frue nach ordnung der
postillen doctoris Martini frue predigen, nach-
mittag ein ort aus dem catechismo dem volk mit
vleis vorkleren.
In der wochen soll er ufn mitwoch die episteln
dominicalem, auch nach anleitung der postillen
predigen, ufn freitag den evangelisten Matheum
und den catechismum, ein wochen umb die
andern.
Uber das soll im und dem diacon heimgestelt
sein, ob sie unter weiln einen psalm oder sunst
etwas nutzlichs an stadt des catechismi zu trost
und ergetzung der gewissen dem volk lesen wollen.
Die obgemelten vier dorfer, so nahe ligen,
sollen der predigt, bede suntags und die wochen,
auch empfahung der sacrament, und sunst alles
pfarrechts in der pfarrkirchen Colditz gewarten.
Das dorf Kultschen aber, weil es etwas weit
nemlich ein halb meil davon gelegen, sol der
diacon zu Colditz uber den andern oder dritten
suntag ein mal besuchen, den sollen die bauern
uf einem weglein holen, aldo soll er an einem
ehrlichen ort, winter zeit in einer stuben, sommers
sunst an einem ehrlichen ort des suntags evan-
gelium und dobei alweg an ende einen artikel
oder zwen aus dem catechismo handeln, die andern
suntag aber, welcher der diacon in das dorf nicht
komen kan, sollen die bauern in die stadt geen,
Sehling, Kirchenordnungen.

das wort gottes zu horen, und in der pfarre sich
ausserhalb der not der heiligen sacrament zu-
erholen.
So communicanten vorhanden, soll der pfarrer
alle suntag ein mess nach anleitung des buchleins,
welchs titel hat, underricht der visitatoren mit
singen und andern geburlich cerimonien halden.
Nachdem auch bisanher im ambt und kreis
Colditz und im ambt Leissnick nicht allein im
stetlein, sundern auch in dorfern obgemelter ambt
die pfarrer keine ornat, messgewand noch korröcke
gebraucht, sundern allein im rock und teglicher
kleidung fur den altar getreten, zu dem auch die
epistel und evangelien nicht gesungen, sundern
allein lese weiss geprochn und pronunciirt, und
uber das die hohen feste ostern, pfingsten, wei-
nachten, nicht drei tag sundern allein einen
gefeiret, ist bevolen, das die obgedachten pfarrer
furthin sollen reinigliche ornat brauchen, auch die
episteln evangelia und verba consecrationis singen,
wie zu Torgau und andern ortern und die hohen
feste drei tag ganz aus mit predig und anderm
feierlich und festlich halden, sich also mit allen
gotsdinsten der kirch Torgau, Wittemberg, so vil
moglich gleichförmig machen, und sich sunst mog-
lich gleichförmig machen, und sich sunst des buch-
lein der visitator allenthalben halden.
Ein gelerter und vornunftiger prediger wirdet
von freiheit solcher eusserlicher dinge und von
christlicher freiheit gelegner zeit die gewissen wol
zu underrichten.
Der pfarrer zu Colditz soll in obgemelte
dorfer, ob sie wohl nahe ligen, uber den andern
monat ein monat ein mal umb des gesinds und
jungen volkswillen schicken, forschen und fragen
lassen, was sich jung und alt der predig gebessert,
ob sie auch ausm catecismo die zehen gebot und
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