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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0594
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566 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und alberinischen Länder.

Von der beichte.
Es sollen die pfarrer keinem das sacrament
des abendmals des herrn Jesu Christi reichen, er
habe dan zuvorn seine beichte gethau, darinnen
die absolution deutsch sol gesprochen werden und
durch genugsame vorher erkant, auch nach anzal
derselbigen personen die partickel und wein dar-
legen.
Von den h. sacramenten.
Zwei sacrament sollen gelert und getreulich
gehandelt, und das volk fleissig darzu vormanet
werden, stracks nach dem buchlein underricht der
visitatorn, und kirchen.
Item die pfarkinder sollen vor die hoch-
wirdigen sacrament des leibes und bluts Christi
auch fur die heilige taufe nichts reichen, pfarrer
und kirchner sollen auch nichts davon fodern,
wurde aber jemandes etwas gutwillig geben, soll
ime ungewert sein,
Auch das sacrament des waren leibes und
bluts Christi sollen die pfarherr keinen frembden
pfarrkinde ane ursache reichen, auf das ein izlicher
pfarher „selbst seiner scheflein warneme und das
er sie, ob sie auch tuchtig oder nicht zu diser
entpfahung, aus irem bekentnis habe zuerkennen,
Item, es sollen die pfarher gewarnet sein, das
sie keinem frembden ausserhalb ires kirchspiels
ehelich zusammen geben, sondern eine izliche per-
son genugsam vorheren, das sie ane hinderunge
zum stande der heiligen ehe kommen mochten.
Welche fest zu halten.
Dise drei fest, oster, pfingsten und weinnachten,
sollen dermassen gehalten werden, das man drei
tage nach einander feierlich halte, je auf einem
tage zwue predigt thue mit messe haltunge, so
communicantes vorhanden, auch drei fest Beate
Virginis, als purificationis, annuntiationis, und
visitationis, item festum Joannis Baptiste, Michaelis,
Marie Magdalene, trium regum, circumcisionis und
ascensionis domini sol man feierlichen halten und
zwue predigten daran thun.
Vom ehestande der priester.
Alle priester, so nicht keusch können leben,
sollen sich vorehlichen, es sol auch keinem zu-
gelassen werden, bei einer verdechtigen personen
zu wohnen.
Was vor bucher die priester und dorf-
prediger inen vornemlichen keufen
sollen.
Die pfarher und prediger sollen inen keufen
die biblien und apologia, so die christlichen fursten

und herren keiserlicher majestät zu Augustpurg
des glaubens halben überantwort haben, und die
fleissig lesen, auch locos communes d. Philipi und
ezliche sermones der reinen und christlichen pre-
diger zu sich bringen und darinnen mit allem
vleis studiren.
Von einigkeit der ceremonien.
Es sollen sich auch die pfarher gleich und
einformig halten in allen ceremonien nach an-
leitung der bucher underricht der visitation und
kirchen ordnung. Es sol auch in einer jeden
kirchen, wo man nur einen kelch hat, ein sonder-
lich clein silbern koppichen auf reinlichste gemacht
gehalten werden, in welchen man das plut Christi
den kranken wirdiglich reichen sol, und sol der
priester beide fur und nach der reichunge des
sacraments die kranken treulich trosten, und
fleissig besuchen.
Vom gebeude der pfarren.
Woe gebeude vorhanden, beede izund und
furthin, die so ganz und gar zu fallen, das sie
nicht wol zu pessern, domit sie eine zeit bestunden,
diz sollen die kirch vorwanten von neuen aufzu-
richten schuldig sein, und alsdenn sollen dise
pfargebeu durch die besitzer in baulichen wesen
erhalten werden, man soll auch den kirchhof vor-
machen, auf das kein vieh darauf gehen mag.
Auf das ein christlich und erbar leben bei
dem gemeinen manne so viel moglich mocht er-
halten werden, sol den gemeinen man und sonder-
lich der pauerschaft mit aus bevehl unsers gnedig-
sten fursten furgehalten und auferlegt sein, sich
got und seinem heiligen evangelio zu ehren und
inen selbst zum besten aller gotteslesterunge,
fluchens, schwerens, ehebrechens , vollerei, und
ander ubel zu enthalten, treulich und fleissig
gottes wort zu jeder zeit besuchen und nicht uf
den kirchen hofen, weil man predigt, in unnutzen
gesprech stehen, spaziren, oder etwas feil haben,
auch nicht ergerlich noch schimpflich davon zu-
reden, bei vormeidunge gottlicher straf und des
landes fursten ungenade, daruber alle amptleute
and richtere zu halten schuldig sein sollen.
Es sollen solche generalia jerlichen auf einen
gelegenen tag dem ganzen kirchspiel vom predigt-
stul fur gelesen werden, sich darnach zu richten,
Und sollen sich auch die pfarher und kirch-
ner irer registratur des einkommens der pfarren
und kirchen auch des schreibers im ampt erholen.
Gegeben und geschehen zu Penig mitwoch
nach cantate, anno domini &c.
Im 1540 ten.
 
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