576 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
hauswirt einbrengen und dem richter zustellen,
das von den richtern den pfarrern forder uber-
raicht werden sollen.
Desgleichen soll ein itzlicher richter mit vleis
daran sein, das ander zins dem pfarrer dermassen
auch gegeben werden.
Es sollen alle eingepfarte die pfarren und
custereien, sembtlich in beulichem wesen erhalten
angesehen, das es gemeine heuser und nicht erbe
sein.
Wo auch gewonheit, das das vihe nach der
zech gehuet wird, soll der pfarrer domit, als ein
geistlich hirte vorschont werden, wo aber ein ge-
mein hirt gehalden und ein pfarrer mit zuschuten
vorpflicht gewest, soll er desselben nochmaln nicht
entnomen sein.
Auch sollen die richter und ander vorpflicht
sein, wo sie gotslesterung horen, uber schwenklich
fullerei, mussiggang, ebrecherei, hurerei und ander
unzucht vornemen, irn oberhern zu rugen schuldig
sein.
Ungebeicht und unvorhort der zehen gebot
glauben und vater unsers sol nimand das sacrament
gereicht werden.
Weil auch gemeiniglich in allen dorfern leut
befunden, die in funf und sechs jarn nicht zum
sacrament gangen, sol mit vleis vom brauch des-
selbn gepredigt, auch der schaden der vorachter
angezeigt werden.
Die hohe feste sollen allzeit drei tag mit
predigen und andern cerimonien ganz feierlich
gehalten, und in den messen, so communicanten
vorhanden, messgewant gebraucht werden.
Die pfarrer sollen sich nach dem buchlein
underricht der visitatorn im druck ausgangen ge-
horsamlich halden.
Grossdalzig.
Dieser in der Superintendenz Pegau gelegene Ort wurde 1574/1575 visitirt (vgl. oben
S. 122). Bei dieser Gelegenheit überreichte der Pfarrer einen Bericht über die von ihm ge-
haltene Kirchenordnung, welche aus Dresden, H.St.A., Loc. 1986, Registratur der Visitation von
Pegau 1574, Bl. 172—173 hier abgedruckt wird. (Nr. 95.)
95. Ordnung der Predigten
An den hohen festen, als weinachten, ostern
und pfingsten, wird die geschicht und historia der
geburt und auferstehung Christi, und sendung des
heiligen geistes ordentlich gehandelt, frü und zu
mittags, wie es in den lectionen der evangelien
und episteln verordnet. Welches in der pfarkirche
und den beiden filialen wechselsweise geschiehet,
stets eine predigt umb die andre, da kamen alle
eingepfarten in der kirchen, da man prediget, zu-
samen.
Die fasten uber wird in der wochen und am
sontag zur vesper die geschichte des leidens und
sterbens Christi gehandelt.
An gemeinen sontagen wird frü einen sontag
zu Dalzig, zur vesper zu Telschitz, den andern
sontag zu Telschitz frü, und zu Dalzig zur vesper,
den dritten sontag aber zu Zitschen frü gepredigt,
und also wechselsweise stets in der kirchen, da
die früe predigt ist, die communion gehalten. An
den aposteltagen wird für mittags zu Dalzig das
gewöhnlich evangelion, neben notwendiger er-
innerung, so der tag mit sich bringet , allwege
tractieret.
Zur vesper an gemeinen sontagen wird ent-
weder die epistola dominicalis oder, wenn ein
aposteltag mit einfallet, dasselb evangelion oder
ein stück des heiligen catechismi gehandelt,
und Kinderlehre zu Dalzig.
wechselsweise in den zweien kirchen zu Dalzig
und Telschitz.
In der wochen, wenn kein aposteltag oder
ander fest vorhanden, wird allezeit von Michaelis
an, wenn das volk eingeerntet hat, bis auf pfingsten,
am dornstag gepredigt, und wenn am sontag zur
vesper die epistel gehandelt worden ist, wird auf
diesen tag in der wochen ein stuck des catechismi
erkleret, wo aber zur vesper aus dem catechismo
ist gepredigt worden, so wird in der wochen-
predigt die epistel tractieret. Und dis geschiehet
stets in der haubtkirchen zu Dalzig.
Zu weinachten wird stets eine früpredigt für
den gewöhnlichen mess gehalten, darin das volk
der prophezeien des alten testaments von unsern
herrn Jesu Christo erinnert werden. Zur vesper
und wochenpredigt wird ein capitel aus der heiligen
schrift fürgelesen, ordentlich nach derselben inhalt,
beid altes und neues testaments.
An den heiligen abenden der grossen fest ge-
schiehet allwege bei der vesper eine vermanung
an die versamelten zur beichte.
Die gesenge und gebets werden stets gerichtet
zu jeder zeit, auf den inhalt der predigten, damit
das volk die artikel christlicher lehre, davon man
handelt, allewege desto besser ihm einbilden und
mit nutz behalten muge.
hauswirt einbrengen und dem richter zustellen,
das von den richtern den pfarrern forder uber-
raicht werden sollen.
Desgleichen soll ein itzlicher richter mit vleis
daran sein, das ander zins dem pfarrer dermassen
auch gegeben werden.
Es sollen alle eingepfarte die pfarren und
custereien, sembtlich in beulichem wesen erhalten
angesehen, das es gemeine heuser und nicht erbe
sein.
Wo auch gewonheit, das das vihe nach der
zech gehuet wird, soll der pfarrer domit, als ein
geistlich hirte vorschont werden, wo aber ein ge-
mein hirt gehalden und ein pfarrer mit zuschuten
vorpflicht gewest, soll er desselben nochmaln nicht
entnomen sein.
Auch sollen die richter und ander vorpflicht
sein, wo sie gotslesterung horen, uber schwenklich
fullerei, mussiggang, ebrecherei, hurerei und ander
unzucht vornemen, irn oberhern zu rugen schuldig
sein.
Ungebeicht und unvorhort der zehen gebot
glauben und vater unsers sol nimand das sacrament
gereicht werden.
Weil auch gemeiniglich in allen dorfern leut
befunden, die in funf und sechs jarn nicht zum
sacrament gangen, sol mit vleis vom brauch des-
selbn gepredigt, auch der schaden der vorachter
angezeigt werden.
Die hohe feste sollen allzeit drei tag mit
predigen und andern cerimonien ganz feierlich
gehalten, und in den messen, so communicanten
vorhanden, messgewant gebraucht werden.
Die pfarrer sollen sich nach dem buchlein
underricht der visitatorn im druck ausgangen ge-
horsamlich halden.
Grossdalzig.
Dieser in der Superintendenz Pegau gelegene Ort wurde 1574/1575 visitirt (vgl. oben
S. 122). Bei dieser Gelegenheit überreichte der Pfarrer einen Bericht über die von ihm ge-
haltene Kirchenordnung, welche aus Dresden, H.St.A., Loc. 1986, Registratur der Visitation von
Pegau 1574, Bl. 172—173 hier abgedruckt wird. (Nr. 95.)
95. Ordnung der Predigten
An den hohen festen, als weinachten, ostern
und pfingsten, wird die geschicht und historia der
geburt und auferstehung Christi, und sendung des
heiligen geistes ordentlich gehandelt, frü und zu
mittags, wie es in den lectionen der evangelien
und episteln verordnet. Welches in der pfarkirche
und den beiden filialen wechselsweise geschiehet,
stets eine predigt umb die andre, da kamen alle
eingepfarten in der kirchen, da man prediget, zu-
samen.
Die fasten uber wird in der wochen und am
sontag zur vesper die geschichte des leidens und
sterbens Christi gehandelt.
An gemeinen sontagen wird frü einen sontag
zu Dalzig, zur vesper zu Telschitz, den andern
sontag zu Telschitz frü, und zu Dalzig zur vesper,
den dritten sontag aber zu Zitschen frü gepredigt,
und also wechselsweise stets in der kirchen, da
die früe predigt ist, die communion gehalten. An
den aposteltagen wird für mittags zu Dalzig das
gewöhnlich evangelion, neben notwendiger er-
innerung, so der tag mit sich bringet , allwege
tractieret.
Zur vesper an gemeinen sontagen wird ent-
weder die epistola dominicalis oder, wenn ein
aposteltag mit einfallet, dasselb evangelion oder
ein stück des heiligen catechismi gehandelt,
und Kinderlehre zu Dalzig.
wechselsweise in den zweien kirchen zu Dalzig
und Telschitz.
In der wochen, wenn kein aposteltag oder
ander fest vorhanden, wird allezeit von Michaelis
an, wenn das volk eingeerntet hat, bis auf pfingsten,
am dornstag gepredigt, und wenn am sontag zur
vesper die epistel gehandelt worden ist, wird auf
diesen tag in der wochen ein stuck des catechismi
erkleret, wo aber zur vesper aus dem catechismo
ist gepredigt worden, so wird in der wochen-
predigt die epistel tractieret. Und dis geschiehet
stets in der haubtkirchen zu Dalzig.
Zu weinachten wird stets eine früpredigt für
den gewöhnlichen mess gehalten, darin das volk
der prophezeien des alten testaments von unsern
herrn Jesu Christo erinnert werden. Zur vesper
und wochenpredigt wird ein capitel aus der heiligen
schrift fürgelesen, ordentlich nach derselben inhalt,
beid altes und neues testaments.
An den heiligen abenden der grossen fest ge-
schiehet allwege bei der vesper eine vermanung
an die versamelten zur beichte.
Die gesenge und gebets werden stets gerichtet
zu jeder zeit, auf den inhalt der predigten, damit
das volk die artikel christlicher lehre, davon man
handelt, allewege desto besser ihm einbilden und
mit nutz behalten muge.