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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0608
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580 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

gemeinen kasten testament zumachen und hant-
reichung zuthun.
Von dem einkomen des gemeinen kastens
sollen nachfolgende kirchendiener besoldet wertn,
Zweinzig gultn dem pfarrer zulage,
Funfzig gultn dem prediger und holz zu zim-
lich feur werk,
Vierzig gultn dem caplan,
Dreissik gultn dem schulmeister und von
iderm knaben ein quatember ein groschen, er were
dan so gar arm, das solle er mit dem coadjuvanten
theilen,

Funfundzweinzig gultn dem coadjuvanten,
darzu prenholz vor die schule,
Funfzehen gultn dem custer sampt iren ge-
wonlichen zugengen.
Der pfarrer und rat sollen einen schulmeister
ufzunemen haben, derselbe zuvor durch einen
pfarrer in gegenwart des predigers und des rats
verhoret wertn, der pfarrer soll auch uber die
schulen, damit die jugent recht und wol unter-
wiesen wertn, superintendent sein.
Der custer soll den vorstehern des gemeinen
kastens die rechnung zu schreiben pflichtig sein.

98. Ordnung der Visitatoren für das Dorf Altherzberg.
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration, Bl. 56.]

Des raths zu Herzberg lehen hat 31 wirt,
funf hufner, das ander gertner, und darzu volgende
zugehorende dorfer, nemlich
Kokerstorf 14 hufner 3 gertner,
Nauendorf 21 wirt darunter 14 hufner,
Friderstorf 14 hufner 3 gertner,
Fridersluge 8 hufner 4 gertner,
Kirchendiener : pfarrer ,
custer.
Dem pfarrer1 ) ist bevolen, alle suntag das
evangelium dominicale zu alden Herzberg zu
predigen und aus demselben zwei oder drei heubt-
stuck christlicher lere, als vom glauben, christ-
licher liebe und heiligem creuz mit vleis zu-
erclern und diese obgenante dorfschaften, so gein
alten Herzberg geboren, sollen alle suntag sich
dohin vorfugen und sunst alles pfarrechts do ge-
warten, ausgenomen das dorf Fridersluge. Doselbst
soll der pfarrer im somer alle suntag auch ein
predig thun, evangelium dominicale wie vor alders.
Im winter aber sol er am donerstag in der wochen,
das evangelium dominicale doselbst predigen.
Daruber ist vorordent, das nach dem vil leut
in die pfarr alden Herzberg geboren, soll der
pfarrer durch das ganz jar wochenlich uf einen
tag, der am bequemsten sein will, den catecismum
predigen und derhalb alle suntag vormanung thun,
das die leut das junge volk, ire kinder, maid,
knecht darzu schicken. Sunst soll sich der pfarrer
allenthalben nach dem buchlein underricht der
visitator ane vorenderung zuhalden.
So ist dem custer ufgelegt, das er unter der
messe, wenn communicanten vorhanden, und sunst,
wenn das volk zur predigt zusamen kombt, die
deutschen gesenge mit vleis dem volk fursinge,
und der nachtbar kinder, meide, knecht, und ander
jugent, so aus der predig nicht so bald fassen
konten, das vater unser, zehen gebot und deutschen

1) Am Rande (von Melanchthon’s Hand:) ist bene
doctus.

gesenge lere und underricht. Darzu soll der
pfarrer die leut getreulich vormanen, solch dem
gesinde furzuhalten.
Der pfarrer sol mit dem umbzech huten vor-
schont werden. Wenn aber die gemein ein ge-
meinen hirten hat, soll er sein geburch auch dar-
zu raichen.
Das pfarrhaus, desgleichen die custerei sollen
die eingepfarte dorfschaften und ganz kirchspiel
in baulichem wesen erhalten.
Das opfergelt, die umbgenge und das ein-
komen der pfarren soll der richter in jedem dorf
neben des pfarrers geschickten helfen einbrengen,
und solchs auch an der geburlichen hulf, so es
die nodturft erfordert, nicht erwiden lassen.
Und ob dem pfarrer sachen furfallen wurden,
daraus er sich nicht woste zuentschicken, sunder-
lich in ehesachen, soll er sich bei dem pfarrer zu
Herzberg als superattendenten rats erholen.
Die clenodia hat der rat zu Herzberg zu
sicherer vorwarung zu seinen handen genomen,
die soll der rath den leuten hinfur zu gut halten
und ausserhalb bevehls nicht angreifen, wie sie
dann des den alterleuten schriftlich bekentnus
zugestelt.
Pfarrers einkomen.
Sieben und zweinzig zins, opfer korn, weiss
brot, eier und anders angeschlagen.
Und hat daruber die pfarre zwu hufen ackers,
neuen fuder wisen wachs und kan acht rinder und
acht schwein halden1).

1) Hiezu Bemerkung Melanchthon’s:
Von der huet ist geordnet in Alden-Herzberg, das
der pfarrer soll für die zechhut geben jerlich 10 groschen
und nit mehr, er habe mer oder weniger rinder. Die
bauern sollen geben dem pfarrer 1 groschen zur tauf;
aber dem custos 1/2 groschen und nichts für aufbieten,
trauen, introduziren. Die beicht-eier und neu jar sollen
sie auch geben; die leich, so man den pfarrer braucht,
sol man geben 8 d., dem custos 4 d.
 
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