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Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
closterleben und kleid in ein christlich leben,
kleid und ehestand sich zu begeben.
Zum siebenden, das sie hinfurder kein person
mehr mit kloster gelübden vorbinden und ver-
pflichten, noch ins closter nehmen sollen.
Zum achten, das sie mogen und sollen um
gelimpfe lieb und frieden willen gemeine ehrliche
kleider tragen sollen, wenn sie in die stadt gehen,
domit sie den gemeinen man durch ire halsstarrig-
keit nicht sehrer wider sie verbittern und auf
sich laden.
Zum neunden, das sie mogen bis auf weiter
verschaffung und verordnung die sieben gezeiten,
doch allein de tempore und was gottes wort und
der heiligen schrift gemess ist, zu einer kirchen-
übung lesen oder singen. Und sonst sollen sie
unterwegen lassen alles, das wider gottes wort ist,
als anrufen der heiligen, suffragia sanctorum und
dergleichen.
Zum zehenden. So lang die closterjungfrauen
im closter sind, sollen sie in allen erlichen christ-
lichen sachen in gebürlichem gehorsam der domina
stehen, in ansehung das solchs alles frummen
ehrlichen und christlichen jungfrauen aufs beste
anstehet, und ir grosser schmuck auf erden ist.
Und solchen gehorsam soll in kein weg wider
gottes wort und christliche freiheit, auch die
vorige1) dieser visitation verordnung artikel
1) Vorhergeht in dem Bande des Rathsarchives
Bl. 102 ff. Urkunde Nr. 1.
gehen, stehen oder gelten. Wie man die messe
christlich halten soll, wird man bei den herrn
superattendenten vorzeichent finden.
Desgleichen, so etwas irriges furfiele, wird
man guten bericht bei dem herrn superattendenten
finden.
Zum elften sollen die junkfrauen unverbunden
sein in der nacht aufzustehen und die lange mette
mit den nocturn halden, sondern etlich psalm und
gesenge aus gottes wort nach anweisung des herrn
superattendenten bei tage halden.
Zum zwolften soll den junkfrauen erlaubt
sein, mit erlicher gesellschaft zur freundschaft zu
geen, in die stadt etc.
Zum dreizehenden, do ein jungfrau sich aus
dem closterleben will begeben, so soll sies mit
wissen willen und zuthun ihrer freundschaft [fehlt
etwa: thun].
Zum vierzehenden. So sollen die closter
junkfrauen hinfurder unverpunden sein mit wissen
und erlaubnis des bischofs zu Merseburg ire freund-
schaft aufm lande zu besuchen. Do ihnen auch
hindernis und beschwerung vom bischof zu Merse-
burg widerfuer, so sollen sie unserm gnedigen
herrn, herzogen zu Sachsen oder dem herrn super-
attendenten hie zu Leipzig unverzüglich anzeigen.
Alles bis auf nehst künftige visitation, die
will gott bald hernach folgen soll.
105. Gemeines Fürhalten. 1539.
[Aus Leipzig, Rathsarchiv, Consist. VII. B. 2, Bl. 80—81.]
Was nach gemeinem fürhalten gehandelt
ist worden.
Nach gemeiner fürhaltung, wie der instruktion
inhalt ist, sind aus bevehl unsers gn. h. herzog
Heinrichs zu Sachsen allen pfarrern, priestern in
stedten, dorfern, allen closterpersonen, es seind
münche oder closterjungfrauen1), volgent ihrer
heuptartikel furzuhalden.
Erstlich, das aus vorgehaptem zeitlichem
rathe, nach dem s. f. g. zum heiligen evangelio
und erkenntniss der wahrheit kommen, unsers
g. h. ernster starker bevehl ist, das sie alle privat
und winkel messen, so bis anher durch den bapst
und dergleichen pharisäischen kirchenregenten
eingefürt und vor got ein hesslich greuel sind,
von dieser stund an sollen falln lassen, der kein
wider heimlich noch offentlich nimmermehr zu
halden.
Zum andern, das ob wol bis anher, durch
dergleichen papistische, irrische und vorfürische
1) Pirna: Jungfrauclöster.
lehre wider1) offentlichen buchstaben der heilgen
apostelschrift dem einfeltigen volk eingebildet,
als soll es ketzerei und unrecht sein, unter beider
gestalt das heilig sacrament zu brauchen, derhalb
bis anher die leute hertiglich gestraft und mit
ernster straf an leib und gut bedrauet, so ist doch
unser g. h. aus gutem grund der heilgen schrift
auch darinne der warheit bericht, und soll forthin
beiderlei gestalt zu reichen und zu entpfahen nit
allein unvorhindert frei sein, sondern es soll auch
die einerlei gestalt aus bewegenden ursachen nit
mehr gereicht werden.
Zum dritten sol von allen pfarrern und pre-
digern also von clostergelübden gelert werden,
das dieselben gelübde ein itzlich christ zu brechen
und nit zuhalden freiheit und grund aus gottes
wort hat, wie dan des christlich guter bericht,
im buch d. Martini von clostergelübden im druck
ausgangen2) vorhanden und am tage. Darumb
sollen die epte und prelaten, prior, abbatissin
1) Pirna: wider den.
2) Pirna: „ausgangen“ fehlt.
Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
closterleben und kleid in ein christlich leben,
kleid und ehestand sich zu begeben.
Zum siebenden, das sie hinfurder kein person
mehr mit kloster gelübden vorbinden und ver-
pflichten, noch ins closter nehmen sollen.
Zum achten, das sie mogen und sollen um
gelimpfe lieb und frieden willen gemeine ehrliche
kleider tragen sollen, wenn sie in die stadt gehen,
domit sie den gemeinen man durch ire halsstarrig-
keit nicht sehrer wider sie verbittern und auf
sich laden.
Zum neunden, das sie mogen bis auf weiter
verschaffung und verordnung die sieben gezeiten,
doch allein de tempore und was gottes wort und
der heiligen schrift gemess ist, zu einer kirchen-
übung lesen oder singen. Und sonst sollen sie
unterwegen lassen alles, das wider gottes wort ist,
als anrufen der heiligen, suffragia sanctorum und
dergleichen.
Zum zehenden. So lang die closterjungfrauen
im closter sind, sollen sie in allen erlichen christ-
lichen sachen in gebürlichem gehorsam der domina
stehen, in ansehung das solchs alles frummen
ehrlichen und christlichen jungfrauen aufs beste
anstehet, und ir grosser schmuck auf erden ist.
Und solchen gehorsam soll in kein weg wider
gottes wort und christliche freiheit, auch die
vorige1) dieser visitation verordnung artikel
1) Vorhergeht in dem Bande des Rathsarchives
Bl. 102 ff. Urkunde Nr. 1.
gehen, stehen oder gelten. Wie man die messe
christlich halten soll, wird man bei den herrn
superattendenten vorzeichent finden.
Desgleichen, so etwas irriges furfiele, wird
man guten bericht bei dem herrn superattendenten
finden.
Zum elften sollen die junkfrauen unverbunden
sein in der nacht aufzustehen und die lange mette
mit den nocturn halden, sondern etlich psalm und
gesenge aus gottes wort nach anweisung des herrn
superattendenten bei tage halden.
Zum zwolften soll den junkfrauen erlaubt
sein, mit erlicher gesellschaft zur freundschaft zu
geen, in die stadt etc.
Zum dreizehenden, do ein jungfrau sich aus
dem closterleben will begeben, so soll sies mit
wissen willen und zuthun ihrer freundschaft [fehlt
etwa: thun].
Zum vierzehenden. So sollen die closter
junkfrauen hinfurder unverpunden sein mit wissen
und erlaubnis des bischofs zu Merseburg ire freund-
schaft aufm lande zu besuchen. Do ihnen auch
hindernis und beschwerung vom bischof zu Merse-
burg widerfuer, so sollen sie unserm gnedigen
herrn, herzogen zu Sachsen oder dem herrn super-
attendenten hie zu Leipzig unverzüglich anzeigen.
Alles bis auf nehst künftige visitation, die
will gott bald hernach folgen soll.
105. Gemeines Fürhalten. 1539.
[Aus Leipzig, Rathsarchiv, Consist. VII. B. 2, Bl. 80—81.]
Was nach gemeinem fürhalten gehandelt
ist worden.
Nach gemeiner fürhaltung, wie der instruktion
inhalt ist, sind aus bevehl unsers gn. h. herzog
Heinrichs zu Sachsen allen pfarrern, priestern in
stedten, dorfern, allen closterpersonen, es seind
münche oder closterjungfrauen1), volgent ihrer
heuptartikel furzuhalden.
Erstlich, das aus vorgehaptem zeitlichem
rathe, nach dem s. f. g. zum heiligen evangelio
und erkenntniss der wahrheit kommen, unsers
g. h. ernster starker bevehl ist, das sie alle privat
und winkel messen, so bis anher durch den bapst
und dergleichen pharisäischen kirchenregenten
eingefürt und vor got ein hesslich greuel sind,
von dieser stund an sollen falln lassen, der kein
wider heimlich noch offentlich nimmermehr zu
halden.
Zum andern, das ob wol bis anher, durch
dergleichen papistische, irrische und vorfürische
1) Pirna: Jungfrauclöster.
lehre wider1) offentlichen buchstaben der heilgen
apostelschrift dem einfeltigen volk eingebildet,
als soll es ketzerei und unrecht sein, unter beider
gestalt das heilig sacrament zu brauchen, derhalb
bis anher die leute hertiglich gestraft und mit
ernster straf an leib und gut bedrauet, so ist doch
unser g. h. aus gutem grund der heilgen schrift
auch darinne der warheit bericht, und soll forthin
beiderlei gestalt zu reichen und zu entpfahen nit
allein unvorhindert frei sein, sondern es soll auch
die einerlei gestalt aus bewegenden ursachen nit
mehr gereicht werden.
Zum dritten sol von allen pfarrern und pre-
digern also von clostergelübden gelert werden,
das dieselben gelübde ein itzlich christ zu brechen
und nit zuhalden freiheit und grund aus gottes
wort hat, wie dan des christlich guter bericht,
im buch d. Martini von clostergelübden im druck
ausgangen2) vorhanden und am tage. Darumb
sollen die epte und prelaten, prior, abbatissin
1) Pirna: wider den.
2) Pirna: „ausgangen“ fehlt.