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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0644
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(616 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

pfarrer
diacon, der
Kirchendiener schulmeister mit ist
coadjuvant, der
custer mit ist.
Den gotsdienst sollen sie dieser mass vor
sorgen. Alle suntag und feierliche fest soll an stat
der metten etlich psalmen mit versikel und col-
lecten lateinisch, und darunder zwo oder drei
lectiones aus dem alten und neuen testament
durch die knaben beiwesens aller kirchendiener
gesungen und gelesen werden.
Umb acht hor ungeverlich, wo comunicanten
sein, das ambt der messen gehalden, wo aber
nicht communicantem, die deutsch letanien uber die
ganz kirche gesungen, darauf des suntag evan-
gelium gepredigt, der ganz sermon auf den
glauben, die lieb und das creuz gericht werden
ufs einfeldigst wie dann das volk der lehre vehig
erkant wirdet, nach dem sermon soll mit etlichen
deutschen liedern beschlossen werden.
In den vormittags sermon sollen die ein ge-
pfarte im stetlein und dorf zugeen vorbunden sein,
und domit das gesinde auch die kinder beder ge-
mein nicht vorseumbt, soll der pfarrer nach mittag
im stetlein und der diacon im dorf, so das evan-
gelium allein nach dem text gesagt, alsbald darauf
den catechismum predigen, clobei im stetlein etlich
psalmen mit dem magnificat versikeln und collecten,
suffragia sanctorum ausgeslossen, durch die altaristen
coadiuvanten und die schueler im dorf aber ein

deutsch lied vor und eins nach dem sermon ge-
sungen . werden, und in solchen nach mittags pre-
digen sollen der pfarrer und diacon zu etlichen
zeiten umbwechseln, so das, welcher einen suntag
im stetlein den catechismum gepredigt, das der
den andern suntag im dorf predige so lang dieser
diacon bleibt.
In der wochen soll der pfarrer uf den dinstag
und donerstag ein lection, aus den evangelisten
oder der apostel episteln, welche die leichtesten
sein, frue und freitags nach mittag ir einer im
stetlein den katechismum predigen.
Das heilige sacrament des altars soll, velle
der nodturft ausgeschlossen in der pfarkirchen die
tauf aber in jeder kirch gereicht werden.
Uber angezeigt furgeno men mass zu
p r e d i g e n und leren ut s u p r a
[d. h. wie bei anderen Städten 1529 geordnet
worden war].

Schuele.
Ist mit den zweien personen nemlich mit
einem schulmeister und coadiuvanten bestalt, so
das alweg der diacon oder caplan auch schul-
meister und der coadiuvant custer in der kirchen
mit sei.

Ambt der schulen ut supra.

Kloster Nimbschen.
Für das Kloster Nimbschen sind die Verordnungen zu erwähnen, welche die Visitatoren
im Jahre 1529 hezw. 1534 erliessen. Vgl. oben S. 46 und 52. Dieselben finden sich im Haupt-
staatsarchiv Dresden, Loc. 10 598, Kegistration, Bl. 619—623a, bezw. in Weimar Ji. Nr. 6. Ab-
gedruckt sind sie von Grossmann, Die Visitationsakten der Diöces Grimma, Leipzig 1873.
S. 78 ff., 182. Darnach hier. (Nr. 118 und 119.) Vgl. auch Codex diplom. Saxoniae II, 15,
Nr. 488—493.

118. Verordnung der Visitatoren für das Kloster Nimbschen. Vom 26. Mai 1529.
[Aus Dresden, Loc. 10 598, Registration, Bl. 619—623a.]

Anno domini xvc darnach im xxix. mitwochs
nach trinitatis haben des durchlauchtigsten hoch-
gebornen fursten und hern etc. wir seiner churfl.
gnaden vorordente visitatores der kreis Sachsen
und ortlandes Meissen, mit namen Just Jonas etc.,
Bastian von Kotteritzsch, Benedictus Pauli, der
recht licentiat, Asmus von Haubitz und Wolf-
gangus Fuess, pfarrer zu Colditz, die sambnung
des junkfrauen closters zu Nimpschen besucht und
von den gnaden gottes nach gemeiner und sunder-
licher erforschung und vorhore ire rnengel, wes

sie der an dem wort gots auch der kirchen brauch
und ceremonien und ander gestalt des orden lebens
oder leiblicher enthaltung haben, so vil befunden,
das dieselben ordens personen und junkfrauen, der
dieser zeit xviij gewesen, im wort gottes und
sunderlich dem zu guter mass underricht sein, das
ire rechtfertigung aus dein werk und vordienst
unsers hern Jesu Christi und keinem andern leben
oder werk sei, neben dem, das ihnen frei ist, solch
closter leben zuhalten oder zuvorlassen und wes
sie des nachgelassen, das sie domit nicht sundigen,
 
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