Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

118. Verordnung der Visitatoren für das Kloster Nimbschen. 1529.

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so fern sie nicht wider gottes gebot, oder auch
gute zucht und ehre handeln, so haben sie auf gut
underweisung die geseng und gebete, dar inne
die werde mutter gottes und die lieben heiligen
angerufen worden, abgestalt und sich das heilige
sacrament des altars unter beder gestalt zuempfahen
angenomen, in summa haben sie den bericht
empfangen, das sie das closter leben nicht, sunder
das blut unsers hern Jesu Christi selig mache. So
sind im selbigen closter kein sunderliche trennung
noch parteien vormarkt, allein das sich zu zeiten
zufellige uneinickeiten begeben, die mit dem zorn
wider abegangen sein. Ire horas haben sie zu ge-
wonlichen zeiten unvorbunden latinisch im chor
gesungen, und sind fast alle uf etlich wenig ge-
neigt, haben auch darumb gebeten, das sie im
closter bleiben mochten.
Als ist inen der gots dienst dermass bestellt und
vorordent. Die feste sollen sie solennisiren, die im
libell underricht der visitatorn ausgesazt. Uf dieselb
sollen sie metten, prima, tercia, sexta etc. singen
und so imands ist, der des heiligen sacraments des
leibs und bluts Christi zu trost seiner gewissen
begert, soll inen ein mess, darunter sie fur einen
introitum einen deutschen gesang und das kirie-
leyson, auch et in terra latinisch singen, gehalten
werden. Die episteln aber und evangelion sollen
deutsch gelesen und nach dem evangelio der glaub
deutsch gesungen werden; darnach soll das evan-
gelion von der zeit oder dem fest gepredigt und
daraus der glaub lieb und creuz gelernt, nach-
volgend zur mess widerumb das vater unser und
die wort der consecration deutsch laut gelesen,
auch elevirt, und bald darauf die personen, so sich
derwegen angeben, communiciret, unter der com-
munion das deutsch Jesus Christus unser heiland
gesungen, und das ambt mit einer collecten be-
schlossen werden, vormuge und inhalts der ge-
geben form der mess.
Zu den horis mag ein versikel und collect
de tempore, ausgenomen die de sanctis sint, ge-
lesen werden.
Desgleichen soll ihnen zu vesper zeit, wo sie
drei psalmen singen und daruf ein capitel oder
zwei aus dem alten oder neuen testament durch
ir eine gelesen, auch daruf ein stunde ungever-
lich ein lection aus einer episteln der aposteln
gepredigt und mit dem magnificat und einer col-
lecten beschlossen werden.
Die werke tag sollen sie alle zeit an stat
der metten drei psalmen mit einer lection, eins
capitels aus dem neuen testament und mit einem
versikel und collecten de tempore singen.
Dinstags und freitags soll darzu ein lection
der evangelisten eins, als Mathei oder Marci oder
aber der apostel, doch die leichtigsten gepredigt
werden.
Sehling, Kirchenordnungen.

Die ander tag alle sollent sie solch psalmen
dermass auch singen, und durch die gelertist in
der gemeinen stuben ungeverlich umb sieben hore,
ein capitel oder zwei, aus dem neuen testament
gelesen werden.
Nachmittag soll dannoch alweg ein vesper
oder an stat derselben drei psalmen, mit dem
hymno und magnificat, sambt versikeln und col-
lecten de tempore gesungen werden.
Ides tags soll der eine, die do schreiben kan,
die junkfrauen, die unter dreissig jarn seind,
schreiben lernen, und domit des tags zwu stunde
zubringen, welche dann die ebtissin darzu vor-
ordnen wirdet,
Die andern stunde alle ungeverlich zwu nach
tische, sollen sie mit einer handarbeit zubringen
in dem die ebtissin mit den jenigen dispensiren
mag, die etwas fur solche handarbeit in der schrift
zulesen, oder den psalter zu beten geneigt oder
auch sunst schwach und krank sein.
In alle wege sollen ebtissin und priorin
darauf sehen, das die junkfrauen nicht mussig
geen, weil derselb mussig gang im heiligen evan-
gelio vorboten ist.
Zu den drei gezeiten des jars, als weihnachten
ostern, pfingsten, soll inen der catecismus ge-
predigt werden, allweg 14 tag mehr oder weniger,
nachdem der prediger von der materien ab-
komen kan.
Uber das soll alweg wochenlich ein ubung
des catecismi unter den junkfrauen gehalden
werden, so das eine frage, die ander antwurte.
Solch frag soll die ebtissin oder ein andere an
irer stat thun und welch junkfrau under dem
haufen gefragt, die soll darauf bericht thun, solchs
soll gescheen montags mittwochs und sonnabends,
So sich auch die junkfrauen einer freiheit
angemast, unter welcher ein missbrauch, ungehor-
sam und ander unrath zu besorgen, so haben
wir alle junkfrauen, so lang sie im closter sein,
auf die frau ebtissin bescheiden, welcher sie sich
mit gehorsam halten, und dieselb sol ihnen zu
gebieten und mit abbruch essens und trinkens, des-
gleich nach gelegenheit des ungehorsams leiblicher
disciplin und straf aufzulegen haben, und domit
ein ordnung bleibe, so lassen wir die ambt in irer
unterschied bleiben so doch, das derselben wider
gots gebot und wort nicht gebraucht werde.
Und dieweil die kinder wissen und vorstehn,
das sie uber obgemelte zucht mit dem orden nicht
gefangen sein, so haben wir sie des vortröstet, ob
einiche were, welcher weltliche ehrliche zucht im
ehestande mehr geliebte, das sie daran nicht vor-
hindert, sunder einer zimlichen ehrlichen ab-
fertigung nach gelegenheit irs einbringens und
des closters vormogen gewertig sein solle, und das
dieselb durch irgent einen irer freunde, oder aber
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