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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0646
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618 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

wo sie denselben nicht vortrauet, durch ir eigen
schrift an unsern gnedigsten hern solch ire beger
gelangen mag, so werden sein churfl. gnad die-
selb zu ihren eren und bestem von des closters
einkomen zufördern nicht underlassen. Doch haben
wir sie alle sembtlich treulich gewarnet, das sich
keine ane vorwissen der ebtissin heimlich, oder
ander vordechtig weise, selbst heraus begebe oder
indert ein person, dobei sie vordechtig werden
möchte, aus dem closter furen lassen, thut sie
aber solchs, so soll sie sich keiner hulf sunder
vil mehr geburlicher straf zuvorsehen haben.
Und vorbieten inen, das sie sich ausserhalbe
des closters oder spaciren zu geen enthalten, auch
andere zuforderst mannes personen zu sich ins
closter nicht einziehen, des gleichen kein weib
oder magd an erleubnus der ebtissin zu sich nemen,

und domit heimlich rede oder gemeinschaft haben
sollen. . Domit sol inen nicht vorboten sein, unter
sich selbst ane unzucht und leichtfertickeit aus-
geslossen, freuntlich rede zuhaben.
-Domit ist den junkfrauen bevohlen, irer junk-
freulichen zucht und ehr vleissig warzunemen, sich
zum gebet fur ire selbst und alle noth der cristen-
heit, sunderlich das der barmherzig got sein hei-
liges wort von uns nicht abe, sunder mit frucht
und gutem exempel in uns reichlich wachsen und
zunemen lassen wolle, zufleissigen und uber das
sie der teufel nicht mussig und zu seinem list
und werk geschickt finde, das haben wir inen sich
darnach zu richten zum abschied geben. Urkunt-
lich ist diese ordnung mit unsern pezschaften
wissentlich besiegelt act. Nympschen im jar und
tag wie oblaut.

119. Verordnung- der Visitatoren für das Kloster Nimbschen. Vom 14. März 1583.
[Aus Weimar Ji. Nr. 6.]

Nachfolgende ordnung ist berurten junk-
fräuen sich darnach zurichten und unverbruchlich
zuhalden zugestellt worden.
Ein kurze christlich ordnung in das
junkfrau closter zu Nymptschen.
Zum ersten, das dieselbige junkfrauen sollen
die bebstische ceremonien, gelese und gesenge, so
gottes wort ungemess, lassen fallen, in ansehung,
das es eitel greuel und gotslesterung, wie der liebe
prophet Esaias sagt, sind, domit man endlich doch
aufhore, gottes zorn, rach und ernste schwere
straf nicht lenger und herter auf sich zuladen.
Zum andern, dagegen sollen die junkfrauen
gottes wort von irem christlichen prediger mit
vleis horen, gottes willen und den weg zum ewigen
leben, als nemlich, buss reu und leid fur die sunde,
gottes forcht und den glauben, das ist die herz-
liche zuversicht zu gottes grundloser gute gnad
und barmherzickeit umb Christus willen zulernen,
und das sie je, so lieb inen gott ist, wider auf
iren orden noch clostercleid und alles anders,
sonder allein auf den herrn Christum bauen, dann
er ist je allein der fels, darauf wir mussen er-
bauet werden, sonst gehen wir ewig zu poden.
Zum dritten, damit die junkfrauen auch teg-
lich in der kirchen ein christlich ubung haben,
so sollen sie hinfur an stat der metten, prim, terz,
sext, non, lesen drei deutsche psalmen, ein
capitel aus den evangelisten an Sant Mathes an-
zufahen, das benedictus und eine reine collecten
von der zeit, fur die vesper desgleichen auch drei
psalm, ein capitel aus Sant Pauls episteln an der
zun Römern anzufahen, das magnificat und ein
collecten, alles deutsch.

Zum vierten, so sollen sie alle wochen am
mitwoch und freitag nach dem benedictus vor der
collecten die deutschen letanei halten.
Zum funften, wenn der junkfrauen etliche
oder ires gesind zum hochwirdigen sacrament gehen
wollen, so soll inen der prediger ein evangelisch
deutsch mess halden, und das hochwirdig sacra-
ment under beider gestalt geben, und nemen, wie
es denn Christus unser lieber herr selbs eingesetzt
hat, nicht allein den geistlichen sondern auch den
leien also zu geben.
Zum sechsten, das die junkfrauen in allen
erlichen und christlichen sachen in gutem gehor-
sam gegen der eptissin sein sollen.
Zum siebenden, das sie ehrlich, zuchtig, frid-
lich und freuntlich under einander leben sollen,
dann also spricht Sant Paul zun Corinthern, lebt
fridlich, so wirt der gott des frids und einickeit
bei euch sein.
Zum achten, so sollen die junkfrauen laster
mit gottes gnad und hulf zuverhuten, wenn sie
nicht in der kirchen sind, entweder etwas lesen
oder arbeiten.
Zum neunden, so sollen die junkfrauen auch
sich aus der ergerlichen closter cleidung und
closter leben thun, auch in gottes namen in den
heilgen eestand zubegeben macht haben, darzu
inen auch billich abfertigung mit zuthun irer
freuntschaft beschiet, soll inen daran churfurstl.
gnaden furderung ob gott will, so es die not er-
fordert, auch nicht abgeschlagen werden, an-
gesehen, das es mit gotlichen ehren wol gescheen
mag, und in gotlichen und bebstlichen rechten
nicht verboten, wie denn auch der heilig bischof
und mertrer Cyprianus schleust, das es viel besser
sei dann das sie in unzucht im closterwesen
 
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