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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0675
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131. Kloster Plötzke. Ordination für Gommern und zugehörige Dorfschaften.

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131. Ordination für Gommern und zugehörige Dorfschaften. 1529.

[Aus Dresden, H.St.A.,
Fleck Gumern.
Soll alle sontag und fest das evangelion nach
anleitung der postillen doctoris Martini frue, nach
mittag desgleichen in der wochen ufn donerstag
den katechismum mit allem vleis predigen, es wer
dann das felt nötig arbeit daran vorhindern thät.
Sunst soll er sich mit ceremonien und anderm
nach dem buchlein underricht der visitator ge-
horsamlich halden.
Generalia dieses flecks und aller vol-
genden dorf pfarren.
Die pfarrer sollen geflissen sein, die kranken
in irer schwachheit zu besuchen und mit dem
wort gottes zu trosten.
Ane comunicanten soll keine mess gehalden
werden, sundern wo der vorhanden, soll sie nach
anzeig formule misse hievor ausgangen, der kirchen
zu Wittemberg oder Magdeburg gemess geordent
und gehalden werden.
Das sacrament sol forder in den ciborio nicht
mehr enthalden, sundern in der messen und bei
den kranken mit den worten des abentmals Christi
mit lauter stime, die ider man vor nemen kan,
deutsch gesprochen und gereicht werden.
So sollen die pfarrer vom brauch und nutz
des sacraments des leibs und bluts Christi in iren
predigten stete underweisung thun, auch vom
schaden und der vorachter desselben vleissig vor-
warnen.
Weil auch die leut grob und unvorstendig,
soll unvorhort der beicht und geistlichen gebrechen
der zehen gebot, glaubens, und vater unsers, das
sacrament des leibs und bluts Christi hinforder
nimand gereicht werden,
So ein mensch vorsterbet, soll der leichnam
nicht heimlich noch bei der nacht, sundern offent-
lich und am tag mit nachvolgung der nachtbar-
schaft und cristlichen deutschen gesengen, als
mitten wir im leben sein mit dem tod umfangen,
mit lust und freud ich fahr dahin in gottes willen,
welches ist das nunc dimittis deutsch, wir gleuben
all an einen got, aus tiefer not und dergleichen
ehrlich umb hoffnung willen der auferstehung be-
graben werden.
Darumb sollen die kirchhofe mit vleis vor-
macht und befridet werden, domit von den thieren
den leuten oder leichnam der todten nicht unehr
widerfare.
Die pfarrer sollen sich zu kaufschlahen und
bier zu schenken auch anderer unsaubern narunge

Loc. 10600, Bl. 37 ff.]
enthalden. Was inen aber von getraidich und
andern erwechst oder sunst zur pfarren gehorig
einkomen ist, mogen sie zu mark faren und vor-
kaufen lassen,
Alle eingepfarte sollen sembtlich die pfarr
und cüsterheuser in beulichem wesen erhalden, an-
gesehen, das es gemeine heuser und nicht erbe sein,
so sollen die pfarrer das vihe zu huten umb die
zech vorschont werden, wo aber ein gemein hirt
gehalden, sollen sie gleich andern mitlonen oder
schutten.
Ein itzlich mensch, das zum sacrament geht
und 12 jahr alt ist, soll alle jahr dem pfarrer
4 pfennige, nemlich alle quatember 1 pfennig zu
geben vorpflicht sein. Welch gelt ein itzlicher
hauswirt für sich sein kinder und gesinde soll
einbringen und dem pfarrer unvormindert geben.
Die richter aber aller orter sollen mit vleis
daran sein, das solch quatembergelt, zinse, zehend
und all ander einkomen dem pfarrer, irem sel-
sorger allzeit gereicht werde.
Des gleichen sollen auch die richter, hauswirt
und was obirkeit hat vleissig aufsehen haben, das
mussiggang, uberschwenklich und stete füllerei und
ander unchristliche unzucht nicht geduldet sundern
gestraft werden.
Ein itzlicher pfarrer soll das büchlein under-
richt der visitatoren haben, und sich in allwege
darnach richten.
Ambt der cüster.
Ein itzlicher cüster soll vorpflicht sein, dem
pfarrer in der kirchen mit singen und anderm zu-
helfen, und im gehorsam leisten.
Alle wochen soll er ein mal die jugent in
itzlichem dorf zu sich erfordern und fornemen, sie
die zehen gebot, glauben, vater unser, auch die
deutschen gesenge lernen, domit allzeit vor und
nach den predigten etlich cristlich und deutsch
gesenge mogen gesungen werden.
Darumb soll den cüstern das jenige, so inen
vor alders geburt und ein zerther von den bauern
abgebrochen, volkomlich widerumb ane vorminde-
rung geraicht werden.
Und soll also durch pfarrer und obirkeit, so
viel muglich christlich zucht und wesen erhalden
werden.
[Es folgt die Ordnung für die Dörfer „Kalem-
berg, Walwitz, Schora, Jütterblick und Glinde“.]
Diese Ordnung ist von Johannes Bugenhagen,
„abwesens der anderen herrn visitators“ Witten-
berg, den 7. Mai 1530 untersiegelt.
 
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