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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0678
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650 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Die heiligen sacrament der tauf und des altars
sollen, ausserhalb der not, in der pfarkirchen ge-
sucht und gereicht werden.
Wurde aber der caplan todes halben abgehen
oder sonst nicht mer des orts sein wollen, so soll
die bestellung des gotsdinsts auf den beiden per-
sonen, nemlich pfarrer und prediger, also das der
prediger des caplans amt mit tragen, bestalt
bleiben. Darumb steht der predigen mass zu
sollicher zeit also, des sontags zwene sermon, in
der wochen aber ufs wenigst drei gethan werden
zu halten, wie sich dan der pfarrer des mit dem
prediger zuvereinigen wirt wissen nach des volks
geschicklickeit und seinem aller besten.
In alle wege aber verbieten wir, das das
heilig sacrament des leibes und bluts Christi
niemand gegeben werde, er konne dan die zehen
gebot, den glauben und das vater unser nach den
worten sprechen, und was er im heiligen sacra-
ment suche, mit anzeigung der not, die in dasselbe
zu empfahen ursachen oder dringen, berichten und
das er sich seiner gebueren1 ) zuvor bei dem
pfarrer oder caplan erclagt hab,
Uber angezeigte fürgenomen mass zu
predigen und leren.
Soll der pfarrer sich mit der weise und ord-
nung der lection und predigen halten vormuge des
buchlins intitulirt underricht der visitatorn neulich
im druck ausgegangen und, damit allenthalben
einikeit der ceremonien bleibe, die ceremonien
nach anzeige desselben buchleins nicht ubergehen,
noch vorandern,
auf abgetreten von der einickeit des waren
christlichen glaubens und einickeit des worts und
also die in irthumb und secten sich begeben, in
vorsamlung oder andern ortern vom glauben und
sacramenten ubel reden, vleissig inquiriren, in
einickeit wider weisen und so sie sich eine oder
zwu vormanung nicht keren, den rath anzeigen,
(von dem soll inen zeit zuvorkeufen und sich von
dannen zu wenden bestimpt werden),
für gnedige erhaltung des gotlichen reinen
worts, auch frid und einickeit zu forderst unsern
landesfürsten auf der canzel bitten,
zur beichte und dem heiligen sacrament des
leibs und bluts Christi das volk ofte vermanen,
damit allewege des sontags eine mess mag ge-
halten werden,
auf die schule und alle gebrechlickeit gute
achtung geben und der zur besserung vorfügen,
auch der kranken im hospital und andere besuchen,
im glauben und der gedult und diejenigen, so von
schwacheit ires leibes in die kirche nicht komen

1) Muss heissen „gebrechen“ (so liest die Registra-
tion in Loc. 10598).

konnen, mit gutem underricht godlichs worts under-
richten und sterken,
weiter auch das volk nach itzlichem sermon
treulich und mit ernst vormanen, das sie einander
hulfliche hende reichen und dem gemeinen kasten
bei irem leben und mit testamenten wollen fordern
und erhalten, damit weiter aus demselben dem
armut geholfen, auch andere not der kirchen,
gotsdinsts und wie die sunst an bestellung der
eren gots zu gutem namen und rum des heiligen
evangelii fürfallen, moge gebessert werden,
und in alle wege nimmer vergessen, das volk
treulich und mit ernst zuvormanen, das sie ire
kinder zur schulen schicken und halten wollen,
nicht alleine deutsch sonder auch ire latein wol
zulernen, mit vormeldung, was nicht allein ge-
meiner christenheit, sondern auch gemeinem nutz
zu stetten und landen aus vorseumlickeit der
jugent und mangel gelerter leut grosses schaden
erwachse und den eltern derwegen gegen got be-
schwerung und last zuvorrechnen und antworten
auf ihre seel und gewissen falle, widerumb aber
zu was grossen eren und nutz sie ire kinder und
sich selbst dadurch bringen mogen mit erzelung
etzlicher exempel, dieweil furnemlich alle gute
ordnung und regiment geistlich und weltlich be-
stehen und fliessen aus guter zucht der jugend.
Und soll sich der pfarrer ungeburlicher hand-
lung mit bier schenken und anderm dergleichen
unsaubern narungen enthalten. Damit soll ime fur
sein haus zu brauen unbenomen sein.
Letzlich fur heimlich ehgelübde, so hinter
wissen und willen der eltern geschen, stete und
vleissige vorwarnung thun.
Schuele.
Zu guter zucht der jugend soll in der stadt
Prettin die schule mit zweien personen, die gelert
und zuchtigs wandels, allewege wol bestelt erhalten
werden.
Derselben personen bevel sol sein, sich der
schuler mit vleissiger sorge anzunemen, irer under-
weisung und erudirens nach der jugent geschick-
lickeit die under schied und ordnung zu halten,
die in obgedachtem buchlein underricht der visi-
toren unter dem capitel von schulen beschrieben.
Darumb sollen pfarrer und rath darauf sehen,
das der schulmeister solch büchlein habe und sich
darnach richte.
Ane das sollen sie die jugent zu idem ser-
mon mit zuchten furen, die geordente gesenge der
kirchen bei der messen auch vor und nach itz-
licher predig zu singen, dabei allewege der schul-
diner einer selbst sein und die schuler zu und
abfuren soll.
In Sonderheit sollen sie vorflissen sein, die
 
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