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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0697
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147. Schweinitz. Kirchen-Ordnung für die Stadt Schweinitz. 1529.

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und neben denselben und dem frue messer, so
lang der lebt, bei der mess zustehen, die geordente
deutsche und lateinisch gesenge zu singen.
Auch uber das dohin gewenen, das sie den
eltern zu jeder malzeit die angegeben deutsche
segen fur dem tische sprechen.
Und in summa selbst der jugent mit sitsamen,
ehrlichem wandel und furbilde ein exempel sein.
Und wenn dieser abzeucht, soll sein nach-
kommen durch den pfarrer und rath angenomen,
die einen jeden nach erheischung der nodturft
zusetzen und entsetzen macht haben sollen.
Gemeiner kasten.
Nachdem rath und gemein aus gutem bewegen
fur etlicher zeit selbst einen gemeinen kasten auf-
gericht, auch in arbeit sein, ein gemein hospital
zuerbauen und halten,
so thun wir aus kraft unsers bevels in den-
selben kasten ordnen allen forrat der kirchen,
wes des ist, an gelde, silber, kelchen, pacificaln,
ornaten der priester und altar, auch alle schulde,
die aus dem gotshaus vorliehen, und demselben
aussenstehen, sambt allen stiftungen, wie die durch
testament oder ander wege in gots ehre und milde
werk geordent und gemeint sein, wes der sachen
angegeben, oder sich zukunftig noch erfinden
mochten.
In sunderheit forrat des gemeinen
kastens.
Ein silbern creuz mit steinen,
Ein vorgulte monstranz,
Zwene kelch,
Ein silbern viaticum,
Ein silbern becherlein mit einem futter,
Sollen bis uf weiter bescheid der visitatorn
vorwart werden.
Die andern zwene kelch, und die drei besten
messgewand sollen zum kirchen brauch sambt be-
rurtem becherlein fur die kranken behalten werden.
Ein breite soll der pfarrer vom kasten umb
den gewonlichen zins behalten.
Jerlich bestendig einkomen des kastens.

Vorsteher des gemeinen kastens.
Also sollen jedes jars dem gemeinen kasten
zu vorstehern einer des rats, und zweene redliche
wol besessen frome gottesfürchtige burger zu vor-
stehern, vom ambtman, pfarrer und dem rat vor-

ordent, denselben auch von den alten vorstehern
in abtreten ires amtes treue und gute rechnung
gethan werden.
Und zum gemeinen kasten, der orter, do die
kleinot, haubtbrive, und meiste barschaft innen
vorwart, drei schlüssel sein, der einen der haubt-
mann, den andern der pfarrer, und den dritten
die vorsteher haben.
Sunst mogen der vorsteher einen sund er-
lichen kasten haben, darin das bettelgelt, so in der
kirchen gefellt, und etwan kleine barschaft vor-
wart, und daraus wider zu teglicher notdurft der
armen und gebeue genomen werde, dazu mogen
sie allein die schlüssel haben. [Folgt Bestimmung
über den alten Frühmessner.] Die vorsteher sollen
rechten hausarmen, nicht aber den mussiggengern
mit leihen, auch alte kranken zu arbeit un-
geschickten, und die sunst zu irer narung nicht
eigens haben, und davon der almusen nodturftig
zu leiplichem enthalt, stete almusen vom bettelgelt
reichen.
Unterhalt des pfarrers.
Schulmeisters einkomen.
Einkomen unser lieben frauen der frue-
messen lehens nach tode des priesters
in kasten zu geben.
Hospital.
Zu aufrichtung einis gemeinen hospitals fur
der stadt, ist den vorstehern erleubt, funf silbern
schock aus dem gemeinen kasten zu nehmen.
Zu weiter erbauung desselben soll von den
burgern handarbeit und mit gelde milde hulf ge-
than werden.
Dar in arme kranke leute, aber nicht land-
betler, noch vormogen des gemeinen kastens mit
leiblicher narung vorsehen und die so hinein
legern, mit iren gutern genomen und erhalten
werden.
Zu jetlicher zeit, wenn sich die pfarr vor-
ledigt, soll ein rath einen andern gelerten und
fromen zuerwelen und unserm gnedigsten herrn,
umb erforschung willen seiner geschicklickeit, das
allen underthanen zu gnaden gemeint, umb be-
stetigung willen angegeben werden.
Zu dem allen ein rath vleissig anhaltung mit
forderung alles des, so fromen christen zu gutem
namen und rum gereicht, zuthun erboten.
 
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