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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0698
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670 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Seida.
Für diese Stadt im Kurkreise wurde bei Gelegenheit der Visitation am 13. November
1528 eine Ordnung getroffen. Dieselbe befindet sich im Magdeburger Staatsarchiv, A. 59, A. 1492
Bl. 127 — 130, 135 unten bis 136, und wird hiernach abgedruckt. (Nr. 148.)
14S. Kirchen-Ordnung für die Stadt Seida. Vom 13. November 1528.
[Aus Magdeburger Staatsarchiv, A. 59, A. 1492, Bl. 127 ff.]

Anno domini 1500 darnach im 28. freitags
nach Martini haben die vorordente visitatores der
kreis zu Sachsen und ortlands Meissen die selsorg,
zucht der jugent, sambt underhaltung des armuts
im stetlein Seida nach itziger gelegenheit nach-
volgender mass bestalt und vorordent.
Das stetlein Seida hat bisher einen eignen
pfarrer gehabt und ist allein gewesen und doch
neben dem stetlein zwei andere dorfer als Marks-
torf und Lutchen Seida mit dem pfarrecht vorsorgt.
Dieweil aber under andern dorfern im ambt ge-
legen Schadewalt vor alters alweg mit dem pfar-
recht gem Wittemberg gehort und doch zwei grosser
meilen von dannen gelegen, haben die visitatores
dasselb und noch eins Melnitz genant, darumb das
dasselb ein gebrechlichen man zum pfarrer gehabt
und auch von eigenem einkomen so geringe das
es einen pfarrer nicht erhalden kan, der pfarr
Seida mit allem dem einkomen incorporirt, von
nu an alleweg da hinein zugehoren und daraus
mit dem pfarrecht bestalt und vorsorgt zu werden.
Und damit das stetlein Seida sambt ob-
genanten vier dorfern Markstorf, Lutches Seida,
Schadewalt und Melnitz, sovil statlicher und
vleissiger, mit dem wort gottes, den heiligen sacra
menten und anderm pfarrecht moge versorgt
werden, ist dem pfarrer dieser zeit ein geschickter
und gelerter caplan zugeordnet. Also sein der
kirchendiener diese nachvolgende personen, pfarrer,
caplan, schulmeister und custer.
Gottesdinst.
Am sunntag und zu allen festen soll im stet-
lein Seida frue ein sermon vom heiligen evangelio
nach der zeit und ordnung der postillen durch
den pfarrer gethan werden, so das der pfarrer,
oder caplan wo communicanten sein, ein messe
halte. Die sol durch den schulmeister, altaristen
und schuler, wo aber kein comunicanten sein, zu-
vor etlich psalmen, auch kurz und vor und nach
dem sermon die geordente geistliche lieder ehrlich
zu singen geholfen werden.
Zu dem gotlichen suntags ambt sollen zu
geen vorbunden sein die nechst gelegnen dorfer
als Schadewalt und Melnitz und die andern, so am
weitisten von dann gelegen, durch den caplan vor-
sorgt werden ; doch also weil es nicht muglich,

das er zugleich eins tags frue zwei dorfer mit
dem heiligen wort gottes beschicken kan, so soll
alwege eins oder zwei berurter dorfer einen sunn-
tag zum gotlichen ambt ins stetlein Seida geen,
den andern sonntag der caplan die leute das got-
lich wort zu predigen und mess zu halten, wo er
comunicanten hat besuchen, welchen underschid
pfarrer und caplan nach gelegenheit der zeit und
der geschicklichkeit, damit sich die leut der un-
gleichheit nicht zu beklagen, nach irem ermessen
zu halten werden wissen, doch mit der bescheiden-
heit, das sie dem volk zu ider zeit vorkunden
und vormelden, welchs orts es des andern sunn-
tags darnach des gotlichen worts gewarten solle.
Suntags nach mittag
Sol der pfarrer etlich psalmen zur vesper
singen lassen, darzu uber eins die altaristen und
schulmeister komen sollen, darzu soll der schul-
meister die knaben ein lection, zwei oder drei,
lateinisch oder deutsch lesen lassen, damit sie also
der schrift auch gewonen.
Darnach sol der pfarrer einen sermon thun
aus der postillen von der episteln oder was die
zeit gibt, vor und nach demselben sollen die
deutschen gesenge durch die ganze kirch gesungen
werden.
Caplan aber soll jedes suntags zu vesper zeit
in der dorfer einem, dar inne des suntags zuvor
nicht gepredigt, das volk in den hohen geboten,
dem glauben und vater unser underrichten.
In der wochen
Sol dem stetlein Seida alweg zwienest durch
dem pfarrer oder caplan gepredigt werden, als auf
den mitwoch der catechismus, den freitag aber
lection eins evangelisten, die dem volk nach seiner
geschicklickeit am nutzlichsten.
Desgleichen soll jede wochen auf den dorfern
durch den pfarrer oder caplan aufs wenigst ein
mal der catechismus predigt werden, wie das der
dorfer und zeit gelegenheit geben wirdet.
Schuele.
Also soll im stetlein Seida alweg ein wesent-
licher schulmeister sein und gehalten werden, der
 
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