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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0709
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153. Torgau. Sonderliche artikel dem rat zu Torgau zugestellt. Vom 22. März 1534.

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zwitracht und uneinickeit, des gleichen der gemein
kast fast ehrlich richtig und wol bestalt, der-
halben man erinnerung gethan hat, also mit gottes
hulf zuverfaren, sind auch zuverhutung folgender
beschwerung irrung und unrichtickeit uber die
gemeine verordnung auch hernach vorzeichente
sonderliche artikel verordnet.
Es hat der rat gewilligt, wo es der kasten
erreichen kan, den andern schuldienern ire be-
soldung auch ein zulage zuthun.
Der rat hat auch gewilligt, das die ledige
schulgeselln auf der schule wonen mogen, die
ander aber, so weiber haben, in der stat ir wonung
und herberg haben sollen, aus vilfeldigen ursachen.
Der grossen schuler einen mag man zu einem
calefactor machen, und man soll im darbei zu-
studiren das calefactor geld darzu verordent folgen
lassen.
Die comedien zurecitiren will inen der rat
im somer das rathaus, im winter die trinkstube
leihen, darzu inen auch allweg 1 fl. zu ergetzlickeit
schenken, doch das die knaben solcher verehrung
auch geniessen.
Der rat hat auch gewilligt, das hinfurder der
pfarrer mit des rats wissen zuthun und willen
caplan, schulmeister, schulgesellen, kirchner und
studenten zu Wittenberg im studio, auf etlich jar
zuerhalten nach notturft und nicht nach gunst,
sondern die geschicktiste welen sollen, und in
allweg also das die schulgesellen in des schul-
meisters billichen gehorsam steen sollen.
Der pfarrer und rat sollen auch die diacon
und andere kirchen- und schuldiener, so billiche
ursachen furfielen, zuentsetzen, auch sonst gebur-
liche christliche verfugung in der religion zuthun
macht haben.
Der rat soll auch hinfurder fug und macht
haben, wie bisher, so es zum fall oder abzug
kome, ein geschickten pfarrer ordentlich zu welen
und berufen, durch unsern gnedigisten herrn den
churfursten zu Sachsen folgend zubestetigen.
Der schulmeister und schulgeselln sollen auch
in allweg gute mass in straf halten, domit die
knaben nicht abgescheuet, sonder viel mehr zur
liebe und gunst guter lehr gereizt bewegt und
gebracht werden.
Das gertlein an der schul soll in allweg itzt
und hinfurder dem schulmeister zur zeit folgen.
Der rat zu Torgau soll auch vleis haben, das
die liberei und bucher im parfuser closter nicht
zurissen, sondern treulich wol und also gehalten
werde, das die, so studirn und lesen wollen, darzu
kommen mogen.
Auch das man dieselben librei von jar zu jar
mit den besten und nutzlichsten buchern mehre
auf darlegung des gemeinen kastens, so bald der
gemein kast zu meren creften und vermogen kompt.
Sehling, Kirchenordnungen.

Die zwen studenten, so zu Wittenberg etlich
jar im studio erhalten werden jerlich ein jeder
mit 30 fl., mogen auch zur notturft lenger denn
drei jare domit gefurdert und begnadt werden —.
-Dieweil auch die schule zu Torgau
gott lob mit vilen, und nicht ungelerten gesellen
bestalt, derwegen sollen die schuldiener den vleis
bei der jugent furwenden, das die arme knaben,
so nicht in universiteten sein konnen irer eldern
unvermogen halben und mangel ander leut for-
derung, in der schul mit geringen kosten der
grammatica und lateinisch sprach grundlich und
wol lernen mogen, vermoge des gedruckten unter-
richts der visitatorn, und ob gleich etlich schuler
in das studium zu Wittenberg geraten sollen, so
hetten sie ein ehrlich zurichtung und vorteil, wenn
sie die grammatica wol wissen.
Mit allem vleis sollen auch der schulmeister
und seine gesellen darob sein, das die unter-
weisung geschee in der einfald, wie es in der
visitatorn gedruckten underricht begriffen ist.
Es sollen auch der schulmeister und seine
gehulfen hinfur die knaben mehr freuntlich locken
und darzu bereden helfen, ob sie gleich etwas er-
wachsen, das sie dennoch geduldig und on scham
berurte schulere und scholasticalia zu Torgau in
der schul bei geringen irer eldern kosten lernen.
Zudem so lernen der schulmeister und seine
gesellen beide bei den reichen und armen schulern
gleichen vleis thun.
Es sollen auch in allweg der schulmeister
und seine gehulfen die schuler hinfur, so es die
notturft erfordert, nicht mit stauchen, stossen und
ungepurlichen ubermessigen schlegen, sonder mit
guter mass strafen, in ansehung allerlei unrich-
tickeit, so aus ubermessigem strafen erfolget, auch
sunderlich das man die jugent nicht mehr von der
lere und schule abscheuig denn darzu geneigt und
willig mache.
Dagegen soll auch ein erbar rat ernstlich
darob sein, das die schuler in allem geburlichen
gehorsam gegen dem schulmeister und den bacu-
larien steen, und der wegen zu weilen im jar,
bevor auf des schulmeisters ersuchung, die schul
besuchen und die schuler zu berurtem gehorsam
treulich vermanen lassen, dann die jugent zuvor
in disen letzten fehrlichen zeiten gar leichtlich
ursach zu ungehorsam nimpt.
Zu dem so sollen die knaben und schuler
hinfur mit holz und wassertragen unbeschwert
pleiben.
Das calfactor geld soll der armen sterksten
schuler einem folgen und gereicht werden, die
schul stuben einzuheizen und darneben zu studiren.
So es fuglich bescheen mag, so soll man hin-
fur an stat der liecht, luminalia oder liechtgeld
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