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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0711
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154. Torgau. Verordnung der Visitatoren von 1575.

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10 scheffel korn sembtlichen jerlichen einzukommen
und mit einander zu theilen, dogegen muss aus
ihnen welcher erfodert wird, hinaus gehen ihre
kranken besuchen, trosten, auch im fall der noth
ihnen das hochwirdige sacrament reichen. Der-
gleichen auch müssen die diaconi in der nothtauf
draussen bei inen die kindlein teufen.
III. Herr Joachimus Sella pfarherr zum
heiligen geist hat jerlichen einkommen.
80 fl. besoldung.
24 scheffel an korn.
Holz:
Frei holz item frei behausung sambt einem
garten.
Jerliche besoldung Basilii Frankenau itziges
custodis zu Torgau.
An gelde:
33 fl.
6 scheffel korn.
11 klafter holz.
Dorüber:
Die accitentia von kindteufen, brautmessen,
funeribus und oblaten, dafür er etwaz gewisses
bekömpt, domit er zufrieden; nachgesatzte dörfer
aber sollen ihme hinfür ausweise eines alten re-
gisters für die panes geben wie folgt als Wielden-
(hain), Weiden(hain), Wiltschutz, Bekwitz, Tauren,
Falkenberg jedes einen halben scheffel korn ausm
gotteskasten. Sitzenroda giebt 6 groschen, Stau-
pitz 4 alte groschen oder 16 dt..
Mit diesen kirchdienern ist ein erbar rath
und die ganze gemeine ser wohl zufrieden ge-
wesen, sie haben gut zeugniss gehabt, dass sie in
lar und leben ganz unstreflich, auch sonsten in
einigkeit lebten, ehrlichs wandels und vestits sich
bevlissen, schwelgerei und andere dergleichen
laster flögen, züchtigen geberden sitten und guter
exempel sich allesambt vorhielten, dogegen in
ihren predigten offentliche laster, als hurerei,
zauberei, diebstal, mord, wucher etc. mit ernst
straften etc., die leute zur kirchen, zur buss, zum
gebet, geniessung der hochwirdigen sacrament und
ler des catechismi Lutheri treulich und vleissig
vormanet.
Ausser des herren superattendenten person,
so gotlob sich hoch und wohl umb die kirchen
dieser stadt und seiner superintendens vordienet,
und churfl. [fehlt: gnaden ] zu commendieren, ist
von den dienern dieser kirchen ihres alters und
unvormügligkeit wegen nicht fürgefallen, wurde
derowegen s. churfl. gd. mildigkeit, wie er wegen
seiner langen getreuen vleissigen dienste billichen
zu bedenken sein müge, unterthenigsten anheim
gegeben.

Labores et operae ministrorum verbi
in ecclesia Torgensi.
Der pastor und superattendens
wan er schwacheit halben predigen kan, erkleret
des sontags und in fasten in unser lieben frauen,
als der pfarrkirchen, die evangelia dominicalia, in
der wochen aber in der closterkirchen mitwochs
ein psalm Davidis.
In der fasten erkleret er die passionem do-
mini nostri Jesu Christi, dobei vorrichtet er die
superattendens und kirchen sachen, wie dieselbigen
mannigfaltig vorlaufen und sein ampt und beruf
thut erfordern.
Der erste diaconus M. Andreas Dorss
erkleret des montags und dienstags die epistolam
dominicalem.
Der ander diaconus M. Hieronimus Nymman
erkleret am freitage die libros regum und am
sontage zur vesper den catechismum Lutheri.
Der dritte diaconus M. Friederich
predigt den donnerstag.
Der pfarher im spital herr Joachim Sella
legt des sontags zur früepredigt das evangelium
dominicale aus, des donnerstags durch das ganze
jar erkleret er den catechismum Lutheri.
Der kleine catechismus würde alle quartal,
vierzehen tage nacheinander in der wochen von
den vier diaconis ordentlichen geprediget und
erkleret.
Der pfarherr im spital muss auf erforderung
des pfarrherrs im fall der noturft in der stadt
helfen predigen und beicht sitzen.
In der spitalkirchen muss niemand communi-
ciren, dan alleine die brüder und schwester darinnen.
Besuchung der kranken.
Die kranken in und ausserhalb der stadt be-
suchen alle vier diaconi zugleich, welchen man
erfordert muss in zeit der pestilenz erscheinen.
In zeit der pestilenz
ist zu wissen, dass herr Joachim Sella im spital,
und ein jeder pfarher des orts die leute in und
ausserhalb der stadt, so mit der seuche der pesti-
lenz vorgiftet und angezündet, in der krankheit
besuchen und mit dem hochwirdigen sacrament
vorsehen muss, es were dan, dass gott seine per-
son selbst damit angriffe, oder durch die vor-
sehung gottes an solcher seuche stürbe, alsdan so
muss der dritte diaconus, der zum negsten an-
genommen, in der stadt sich an des kranken oder
vorstorbenen stadt gebrauchen lassen et sic per
consequens wan es die noth erfodert oder keine
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