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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0715
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155. Kirchen-Ordnung für Wahrenbrück. 1529. Waltershausen. Weida.

687

Auch soll der pfarrer das volk zum sacrament
vormanen, und von dem rechten brauch des sacra-
ments zu gelegener zeit etlich predigt thun und
so communicanten vorhanden, soll er alle suntag
ein mess halden, wo aber das volk nachlessig und
zum sacrament zugehn sich also erzeigten, das uf
grosse feste nicht communicanten vorhanden sein
mochten, so soll der pfarrer vor denselben festen
etlich suntag und ander vormanung thun, sich zum
sacrament vleissig zu halten dasselb zu empfahen.
Die dorfer Zinstorf, Winkel, Weitersitz, Rot-
stein, Brosewitz, weil sie nahe gelegen, sollen sie
alle suntag gein Wartembrug zur predig gen, des-
gleichen in der wochen und sunst alles pfarrechts
wie zuvor aldo zugewarten.
Wo es aber der pfarrer schicken kan, das
durch sich selbs oder sein caplan ein ides dieser
dorfer in vier wochen ein mal ein eigen predig
haben mocht, wer fast gut. Die dorfer1 ) aber Wilt-
grube, Drebitz, Domstorf, Schadwitz, Bonitz,
welche uf ein meil und ein halbe meil gelegen,
sollen auch mit allem pfarrecht gein Wartembruck
gehoren, und dohin sich zuvorfugen vorbunden
sein, predig anzuhoren und ist dem pfarrer da-
neben aufgelegt, das er gemelten dorfschaften ein
tag in der wochen anzeige2), uf denselben durch
sich selbs oder caplan ein predig thun, also das
in acht oder 14 tagen in jedem dorf uber die
predig, so am suntag zu Wartemburg geschicht
auch ein predig gethan werde, die ernt und ander
arbeit zeit ausgenomen.
In dorfern, die nicht kirchen haben, sol er
nicht im kruge, sunder an ...(wörtlich wie für

1) Hierzu findet sich eine nicht ganz leserliche
Randnotiz von Melanchthon, welche besagt, dass die
Kinder zur Taufe in die Stadt gebracht werden sollen,
es sei denn Gefahr für das Kind vorhanden oder das
Wetter zu stürmisch.
2) Hierzu hat Melanchthon an den Rand bemerkt:
„Allzeit soll der pfarrer oder caplan den dritten sontag
predigen zu Bonitz, sunst in der wochen bleibt es wie es
verordnet, das ehr zu 14 tagen den catechismus predig.“

Schweinitz oben S. 668) ... den catecismum ufs
einfeltigst und clerest predigen.
Dieweil etlich weiber sein, die wendisch und
in die pfarr gehoren, und der pfarrer nicht wen-
disch kan, soll sich der pfarrer bevleissen, die
zehen gebot, glauben und vater unser wendisch
zu bekomen und denselben vorlesen und leren.
Ambt des caplans.
Zwei lehen der altaristen sind noch nicht vor-
ledigt. Ist derhalben bevolen, das mitler zeit der
eine altarist er Peter Richter dem pfarrer, weil
es in seinem vormogen, an eines caplans stat mit
etlichen predigen und raichung der sacrament be-
hulflich sei, sunderlich abwesens des pfarrers,
dakegen sollen im die zeit seins lebens zu dem
das er sein lehen zu Wartembruck sein lebenlang
behelt, zwelf gulden volgen, welche im er Paul
Knod von dem einkommen des lehens S. Joannis
ufm sloss Liebenwerde gestift, uf unser under-
handlung inne zu halten gewilligt, die aber nach
absterben gemelts er Peters er Paulo Knod wider-
umb heimfallen sollen. Wenn aber die beden
obberurten lehen in den gemeinen kasten fallen,
soll der pfarrer einen caplan oder diakon auf-
nemen, der im nach seinen bevel dinstlich und
gevolgig sein soll1).
Schulmeister
soll allezeit stadtschreiber und custer mit sein.
Des ambt sol sein sich der jugent getreulich an-
zunemen wie in der bestellung zu Liebenwerd an-
gezeigt.
Uber vorangezeigte furgenomen mass
zu predigen und leren.
Ut super bei Liebenwerde, so vil die predigt
betrifft.

1) Hierzu stehen am Rande Anordnungen Me-
lanchthons über die vorläufige Regelung des Caplans-
Einkommens durch freiwillige Abzüge vom Pfarrer-
Einkommen.

Waltershausen.
Für die Stadt Waltershausen wurde auf der Visitation von 1554 eine Ordnung erlassen,
welche im Consistorial-Archiv Gotha, Loc. 19, Nr. 3 erhalten ist. Einige Artikel sind daraus
oben S. 63 namhaft gemacht worden.

Weida.
Hilfsmittel: Walther, Das alte Weida. 58./59. Jahresbericht des vogtländischen Alter-
thumspfleg. Vereins Hohenleuben und 11. und 12. Jahresbericht des Geschichte und Alterthums-
kunde pflegenden Vereins zu Schleiz. 1888. S. 53 ff.
 
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