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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0716
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688 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Weder von der ersten Visitation am 12. Juli 1527 (s. oben S. 35 ff.), noch von der
zweiten Visitation am 5.—15. März 1529 (s. oben S. 47 ff.) sind uns Nachrichten erhalten.
Als erster Superintendent für Weida wurde 1529 Wolfgang Möftel berufen. Ihm verdankt,
wie Walther, a. a. O. ohne nähere Quellenangabe schreibt, „die Diöcese die gleichmässige
Ordnung evangelischen Gottesdienstes, sowie die noch heute giltige und vorhandene Pfarr-
matrikel von 1554“.
Weimar,
Für die Kirchspiele der Superintendenz Weimar ergingen in der Visitation von 1569/70
wichtige allgemeine Verordnungen unter dem Titel „Generalia“, und für die Stadt Weimar
selbst eine specielle Ordnung. Vgl. das Nähere oben S. 67 ff. Beide gelangen hier zum Ab-
druck aus dem Weimarer Archiv, Ji. Nr. 55. (Nr. 156 und Nr. 157.)
Auf der Visitation von 1569/1570 wurde eine Schul-Ordnung vom 14. Januar 1562 über-
reicht. Vgl. hierzu oben S. 67 und Weniger, in Mittheilungen der Gesellschaft für Erziehungs-
und Schul-Geschichte 7, 172 ff.; daselbst auch ein Abdruck der umfangreichen Schul-Ordnung.
Auf der Visitation von 1593 wurden eine Schul-Ordnung und Schulgesetze übergeben.
S. Weimar, Gesammtarchiv Ji. Nr. 68, Bl. 46—57. Vgl. zu den Schul-Ordnungen Weimars
überhaupt Weniger, a. a. O. 7, 172 ff., 8, 1 ff., 334 ff. Vgl. auch Arper, Aus Weimar skirch-
licher Vergangenheit. 1. Die Reformation in Weimar. Weimar 1900.

156. Generalia für die Pfarreien der Snperintendenz Weimar. 1570.
[Aus Weimar Sächs.-Ernestin. Gesammtarchiv Reg. Ji. Nr. 55.]

Uf bevehle' des durchlauchtigen hochgebornen
fursten und herrn Johans Wilhelmen, herzogen
zu Sachsen, landgraven in Duringen und marg-
grafen zu Meissen etc. unsers genedigen fursten
und herrn, ihrer furstlichen genaden verordente
visitatores der superintendenz Weimar
wir M. Bartholomeus Rosinus pfarrer
und superintendens, Heinrich von Erfa
doselbst und Chilian Goldstein, der
rechten doctor, bede ihrer fürstlichen
genaden hofrethe und Nickel Fuchs
schösser zu Weimar haben in gehaltener
visitation der pfar und kirchspiel Rohrbach zu-
sampt dem filial Wermbstorf vormuge furstilicher
instruction und bevels nachvolgende anschaffung
und vorordnung gethan. Anno Domini 1570.
Volgen erstlichen die generalia, so in
allen kirchspielen und gemeinden dieser
superintendenz vorordnet.
Uf das allenthalben in den kirchen gleiche
einhelligkeit der ceremonien gebraucht werde,
sollen die pfarrer an denen enden, do es bisher
unterlassen worden, uf die hohen festa und andere
sontage vor anfangs der predigt ein collecten,
dorauf die epistel und volgends das evangelium
vor dem altar singen oder lesen.
Domit furder fur allen dingen das alte und
junge volk in denen stucken der christlichen lehre
und glaubens, so einen jedern christen zu seiner
seligkeit zu wissen von nöten underrichtet und

geubet werde, sollen die pastores den catechismum
Lutheri jedes orts wochentlich zweimal tractiren
und handlen, als nemlich also
das ein jeder pfarrer uf einen tag in der
wochen donnerstag oder freitag ein particul oder
quaestion mit einer geburlichen langen predigt
expliciren, volgends auf den sontag hernacher an-
gezeigte stuck mit einer kurzen ausgezogenen
predig, desgleichen uf ein ander wochen stunde,
die ein jeder darzu vorbracht oder aber nochmals
dazu anstellen wirdet, das volk dorinnen mit vleis
examiniren und underrichten solle.
Wo aber die pfarrer eins oder mehr filial
zuvorsorgen haben, dieselbig sollen mit dem
schuelmeistern oder kirchnern, so ferne die hierzu
qualificirt und geschickt, abwechslung halten, der-
gestalt, wan der pfarrer uf die sontage an einem
ort seiner ihme bevohlenen kirchspiele den cate-
chismum handelt, das der kirchner an den andern
ort vesper singt und den volk den catechismum
vorlesen und sie darinnen examiniren soll.
Hierüber sollen die pastores das volk zu be-
suchunge der predigt stunden göttliches worts mit
ernst vormahnen, dorneben die obrigkeit jedes
orts oder die heimburgen an der selben stat, die
gemeinden zusammen fordern und ihnen nach
volgende puncten und articul ankundigen, als
nemlich
das ein jeder und menniglich under den
predigt stunden sich zechens in oder ausserhalb
 
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