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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0717
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156. Weimar. Generalia für die Pfarreien der Superintendenz Weimar. 1570.

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der kretzschmarn, spielen, kugelpletze, schiessen,
tanzens, spazirens gehen und stehen fur der
kirchen oder andern enden, item unterfeuren zum
bierbrauen, in die muhlen fuhren oder andere
hantierung zu treiben genzlichen enthalten solle,
bei straf eines guldens in gottskasten zu erlegen,
so oft jemandes hier innen vorbrechen wirdet.
Wurden aber die heimburgen oder andere diener
unvleissig befunden, das dieselben die vorbrecher
nicht anzeigeten, die sollen berurter gulden straf
selbs gewerdig sein.
Es solle niemands zu gevattern bitten, der-
selbe habe sich den zuvor bei dem pfarrer an-
gegeben und die gevattern so er bitten wil, derer
nach gelegenheit jedes orts einer, zween oder drei
und daruber nicht sein sollen, angezaigt, uf das
allerlei unrichtigkeit daruber vorhuetet, furnem-
lich auch frome christliche personen zu solchem
hohen werk der tauf gebraucht werden. Neben
deme sollen nicht mehr den eine malzeit nach
der tauf, zu welcher zeit solches den leuten ge-
legen, uf einen oder zwen tischgeste nach eines
jeden vormugen gegeben werden, der gevatter
auch keine geste zu fernerer quaserei mit sich
heimfuhren bei straf eines guldens im gotteskasten
zu erlegen. Wan personen an zweien unter-
schiedlichen enden gesessen sich mit einander vor-
heuraden, die sollen an beden enden proclamirt
und aufgekundiget auch wie es umb die frembden
gewand kundschaft genomen werden.
Desgleichen sollen die copulationes der neuen
eheleute, so uf den abent zu geschehen pflegen,
ganz und gar abgeschaffet sein und ferner die
mass und ordnung gehalten, das keine hochzeit
uf den abend, sondern uf den morgen mit dem
christlichen kirchgang und gebet angefangen, des-
selben tags mittag und abends zwo malzeit und
des andern tages kegen abend eine malzeit zum
beschloss gegeben und darbei gelassen werden,
bei straf eines guldens in gottskasten zuerlegen
und darneben der obrigkeit straf vorbehalten.
Do aber auswertige frembde geste vorhanden,
denselben uf angezaigte zwene tage eine malzeit
mehr, in gleichnus koch, kelnern und andern
dinstwartern uf den dritten tag zu endlicher ab-
fertigung vor ihre gehabte muhe auch eine mal-
zeit zu geben stehet in eines jedem gefallen,
doch das hierinnen kein uberflus gebraucht werde.
Wan auch die braut an frembden enden aus-
wertig, wan dieselbig nicht ferne entsessen, sollen
sie uf den morgen fur dem christlichen kirchgang,
wo sie aber ferne uf den abent zuvor, doch ohne
malzeit vieler einheimischer geste gebracht und
eingefurt werden, alles bei straf eines guldens in
gottes kasten zu erlegen. Was aber frembden
ehren halben von nöten, wird sich ein jeder wol-
zubehalten wissen.
Sehling, Kirchenordnungen.

Die hohen festa wie die gefallen, sollen mit
zweien predigten, die apostel festa aber uf einen
gelegenen tag allein mit einer frue predig ge-
halten, und sonsten alwege die deutschen gesenge
Lutheri in der kirchen gebraucht werden.
Die besuchunge der kranken solle vormoge
der agenden mit vleis geschehen, darneben auch
die begengnus der todten mit christlichen gesengen
und ceremonien ehrlich celebrirt und die kirch-
hofe rein und vorwart gehalten werden,
Die abgottisch altar und biltnus in den
kirchen, auch alles aberglaubisch ave Maria, salve,
pacem und hinleuten der todten solle vorboten
und abgeschafft sein.
So in den gemeinden solche leute und per-
sonen vorhanden, welche gottes wort und die hoch-
wirdigen sacramenta mutwillig verachten, also das
sie sich vom gebrauch desselben eins oder mehr
jahr enthalten, item liegen in langwirigem hass,
neid und feindschaft, auch andern groben sunden,
und sich die gemeine busspredigt, dovon ab zu
stehen nicht bewegen lassen, dieselbig sollen von
den pastorn erstlich in geheim, darnach do es
von noten in beisein etzlicher personen mit ernst
zur buss vormahnet, wan solches in vorachtung
gesetzt, als den von der christlichen gemein ab-
gesondert, zu keinen ehrlichen sachen christlichen
ubungen gelassen und mit des superintendenten
vorwissen vormuge der consistorial ordnunge
wieder dieselbig procedirt werden.
Wurde sich aber einer zur buss und besserung
finden, dieselbig sollen publicam poenitentiam und
offentlich abbittung thun und sich mit der ge-
ergerten kirchen reconciliirn und vorsichern lassen.
Wurde jemandes unchristlichen vorbetenen
wucher treiben, also das uf das hundert mehr
denn funf gulden erbe und wiederkeuf genommen,
dieselbigen sollen so viel die ubermass tregt zur
straf in gottes kasten zu erlegen schuldig sein.
An welchen ort die pfargebeude mangelhaftig
und nicht nach notturft zugericht, die sollen ufs
forderlichst noch fur winders gebauet und ge-
bessert werden, auch ein jeder pfarrer jerlich ein
halben gulden dorein zuvorbessern oder denselben
in gottes kasten zu erlegen soll vorpflicht sein.
Domit die pfarr schul und kirchendiener den
vorordenten decem besoldung und ander einkomen
zur rechter und gelegener zeit bekommen muegen,
wie dan bisher hierinnen allerlei beschwerlicher
vorzug und mangel fur gefallen, sollen die pastores
den eingepfarrten und jenigen, welche hier zu
schuldig, einen gewissen tag umb Martini oder
wie es sonsten jedes orts in specie verordnet, vier-
zehen tage zuvor ankundigen in bei sein eines
altermans und heimburgen, welche das gedredich
besichtigen und darob vleissig halten sollen. Welcher
als den uf bestimbten tag ohne des pfarrers
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