690 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
vorgunstigunge ungehorsam aussen bleibet, sol
einen gulden zur straf in gottskasten zuerlegen
schuldig sein.
Die heimburgen und eltisten sollen mit hulf
der obrigkeit jedes orts daran sein, wie ihnen den
auferlegt und bevohlen, das der pfarr und schul-
acker allenthalben wie es von nöten zum forder-
lichsten muege vorsteinet und denselben nichts
entzogen werde.
Die alter leute sollen einen klingelsak an
denen orten, do bisher keins gebraucht worden,
in der kirchen anrichten, denselben uf die sontage
und hohen festa umbtragen und was eingesamlet
wird et mit wissen der pfarrer in einnahme und
ausgabe der almosen treulich berechnen.
Die pfarrer sollen die scolas inspiciren und,
do unvleis oder andere unordnunge dorinnen ge-
spuret, in gute besserung und richtigkait bringen,
dar neben auch das volk mit ernst vormahnen
ihre kinder zur schul zuhalten. Wurde aber
jemandes seine kinder von kirchen und schul
mutwillig abziehen, die sollen geburlicher straf
gewerdig sein.
Wan sichs zutragt, das man eines neuen
schuelmeisters oder kirchners an einen ort bedurf-
tig derselbe soll von dem pfarrer, gemein und
obrigkeit doselbst erwehlet und angenommen, dar-
nach durch den superintendenten examinirt und
confirmirt werden.
Ein jeder pfarrer soll bei beschliessung und
anhörung der kirchen rechnungen kegenwerdig
sein, und furnemlich dorauf sehen, das den ein-
kommen der gottskasten wol furgestanden und
nichts daran entzogen werde.
Daruber sollen auch die alter leute keine
zerung in die rechnunge bringen und uber alles
mehr nicht das ganze jar den einen halben gulden
uf die rechnunge, ohn einige malzeit, vortrinken,
desgleichen mit baren gelde und keinen retardaten
berechnen.
Von und zu welcher zeit ides orts die zinse
und gefelle des gotts kasten ein zu nehmen ge-
breuchlich gewest, sollen die altar leute oder gotts
veter den leuten zween oder drei termin nach
gelegenheit darzu offentlich ankundigen, welcher
als den uf den letzten termin mutwillig aussen
bleibet, derselbe soll einen gulden zur straf in
gotts kasten erlegen.
Welcher pfarrer eins oder mehr filial zu-
vorsorgen hat, den sollen die eingepfarten des
filials zu winter zeit wan bos wetter ist, mit
einen wagen oder pferde holen und wieder heim
bringen.
Desgleichen sollen die eingepfarrten vormuge
des bewiedumbuchs den pfarrern das brenne holzs
heimfuhren schuldig sein.
[Folgen Specialia für Rohrbach.]
157. Specialartikel der Visitatoren für die Stadt Weimar. 1570.
[Aus Weimar Ji. Nr. 55.]
Was die vorachtung gottes worts, das schiessen
der armbrust und buxen schutzen under der pre-
digt des catechismi, item gottes lestern, saufen,
spielen, wuchern und dergleichen ergerliches leben
des gemeinen mans und burgerschaft anlangt, hat
der rat sich erboten, dasselbe vormuge des generals
artikels oben im eingange befindlich abzuschaffen
und darob vestiglich zuhalten.
Weil die bede diaconi von wegen der itzigen
geschwinden theurunge dieses orts eine zulage
gebeten, der rat aber dieselbe aus dem einkommen
des kirchcastens zuthun nicht vormag, solle des-
halben bei unserm gnedigen fursten und herrn
durch uns die visitatores underthenige vorbitte
geschehen.
Des superintendenten und beder caplanen be-
schied korns halben, welchs inen durch die casten-
meister bisanher am geringen zinsgetreidich ge-
geben worden, hat der rat zugesagt, derwegen
einsehens zuhaben und die vorordnung zuthun,
das sie gut tuglich getreidich und sonderlich das
jenige, welchs der gottes casten selbst erbauet,
hinfurder bekomen sollen.
Die frue merkte und kramerei vor der kirchen
vor und under der predigt, weil es ein ergerlicher
missbrauch, soll und will der rat abschaffen und
nicht mehr gestatten.
Gleicher gestalt solle das fahren und zimmer-
arbeit vor der kirchen und uf dem kirchhof,
welchs under den predigt stunden geschicht, nicht
geduldet werden.
Ferner haben wir die visitatores vorordent,
dass hinfurt die casten rechnunge uf einen ge-
wissen tag in beisein des schossers solle gescheen.
Die schul belangend. Weil die schul-
diener und praeceptores der funf obersten classen
mit den schulern eine wöchentliche predigt zu-
hören begeren, so haben wir die visitatores be-
dacht und gewilligt, das sie die donnerstags frue
predigt hören mugen.
Uber die vorigen in der kirchen zur vesper
der wochen tage bisher gebrauchte sieben psalmen
seind noch andere sieben zusingen vorordent
worden; es solle aber die alte latina translatio
bleiben und neben denselben mit teutschen psalmen
abgewechselt werden.
Wan die praeceptores und schuldiener der
disciplin halben von jemands beclagt werden, solle
vorgunstigunge ungehorsam aussen bleibet, sol
einen gulden zur straf in gottskasten zuerlegen
schuldig sein.
Die heimburgen und eltisten sollen mit hulf
der obrigkeit jedes orts daran sein, wie ihnen den
auferlegt und bevohlen, das der pfarr und schul-
acker allenthalben wie es von nöten zum forder-
lichsten muege vorsteinet und denselben nichts
entzogen werde.
Die alter leute sollen einen klingelsak an
denen orten, do bisher keins gebraucht worden,
in der kirchen anrichten, denselben uf die sontage
und hohen festa umbtragen und was eingesamlet
wird et mit wissen der pfarrer in einnahme und
ausgabe der almosen treulich berechnen.
Die pfarrer sollen die scolas inspiciren und,
do unvleis oder andere unordnunge dorinnen ge-
spuret, in gute besserung und richtigkait bringen,
dar neben auch das volk mit ernst vormahnen
ihre kinder zur schul zuhalten. Wurde aber
jemandes seine kinder von kirchen und schul
mutwillig abziehen, die sollen geburlicher straf
gewerdig sein.
Wan sichs zutragt, das man eines neuen
schuelmeisters oder kirchners an einen ort bedurf-
tig derselbe soll von dem pfarrer, gemein und
obrigkeit doselbst erwehlet und angenommen, dar-
nach durch den superintendenten examinirt und
confirmirt werden.
Ein jeder pfarrer soll bei beschliessung und
anhörung der kirchen rechnungen kegenwerdig
sein, und furnemlich dorauf sehen, das den ein-
kommen der gottskasten wol furgestanden und
nichts daran entzogen werde.
Daruber sollen auch die alter leute keine
zerung in die rechnunge bringen und uber alles
mehr nicht das ganze jar den einen halben gulden
uf die rechnunge, ohn einige malzeit, vortrinken,
desgleichen mit baren gelde und keinen retardaten
berechnen.
Von und zu welcher zeit ides orts die zinse
und gefelle des gotts kasten ein zu nehmen ge-
breuchlich gewest, sollen die altar leute oder gotts
veter den leuten zween oder drei termin nach
gelegenheit darzu offentlich ankundigen, welcher
als den uf den letzten termin mutwillig aussen
bleibet, derselbe soll einen gulden zur straf in
gotts kasten erlegen.
Welcher pfarrer eins oder mehr filial zu-
vorsorgen hat, den sollen die eingepfarten des
filials zu winter zeit wan bos wetter ist, mit
einen wagen oder pferde holen und wieder heim
bringen.
Desgleichen sollen die eingepfarrten vormuge
des bewiedumbuchs den pfarrern das brenne holzs
heimfuhren schuldig sein.
[Folgen Specialia für Rohrbach.]
157. Specialartikel der Visitatoren für die Stadt Weimar. 1570.
[Aus Weimar Ji. Nr. 55.]
Was die vorachtung gottes worts, das schiessen
der armbrust und buxen schutzen under der pre-
digt des catechismi, item gottes lestern, saufen,
spielen, wuchern und dergleichen ergerliches leben
des gemeinen mans und burgerschaft anlangt, hat
der rat sich erboten, dasselbe vormuge des generals
artikels oben im eingange befindlich abzuschaffen
und darob vestiglich zuhalten.
Weil die bede diaconi von wegen der itzigen
geschwinden theurunge dieses orts eine zulage
gebeten, der rat aber dieselbe aus dem einkommen
des kirchcastens zuthun nicht vormag, solle des-
halben bei unserm gnedigen fursten und herrn
durch uns die visitatores underthenige vorbitte
geschehen.
Des superintendenten und beder caplanen be-
schied korns halben, welchs inen durch die casten-
meister bisanher am geringen zinsgetreidich ge-
geben worden, hat der rat zugesagt, derwegen
einsehens zuhaben und die vorordnung zuthun,
das sie gut tuglich getreidich und sonderlich das
jenige, welchs der gottes casten selbst erbauet,
hinfurder bekomen sollen.
Die frue merkte und kramerei vor der kirchen
vor und under der predigt, weil es ein ergerlicher
missbrauch, soll und will der rat abschaffen und
nicht mehr gestatten.
Gleicher gestalt solle das fahren und zimmer-
arbeit vor der kirchen und uf dem kirchhof,
welchs under den predigt stunden geschicht, nicht
geduldet werden.
Ferner haben wir die visitatores vorordent,
dass hinfurt die casten rechnunge uf einen ge-
wissen tag in beisein des schossers solle gescheen.
Die schul belangend. Weil die schul-
diener und praeceptores der funf obersten classen
mit den schulern eine wöchentliche predigt zu-
hören begeren, so haben wir die visitatores be-
dacht und gewilligt, das sie die donnerstags frue
predigt hören mugen.
Uber die vorigen in der kirchen zur vesper
der wochen tage bisher gebrauchte sieben psalmen
seind noch andere sieben zusingen vorordent
worden; es solle aber die alte latina translatio
bleiben und neben denselben mit teutschen psalmen
abgewechselt werden.
Wan die praeceptores und schuldiener der
disciplin halben von jemands beclagt werden, solle