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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0751
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169. Zwickau. Verordnung der Visitatoren für Zwickau. 1533.

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169. Verordnung der Visitatoren für Zwickau.
[Aus Zwickau, Rathsarchiv III. Alm.

Uber die gemeine vorordnung der visi-
tation sind auch hernachvolgende stuck
zu Zwickau vorordnet.
Erstlich soll weder pfarrer noch prediger und
caplan dem rath, noch der rath dem pfarrer in
sein ampt greifen.
Nachdem auch die früepredigte umb des
arbeiden gemeinen folks willen nicht fuglich mogen
abgestelt werden, als ist vorordent, das dieselbigen
des winters umb fünf und des sommers umb
vier hor gehalten werden und also das nichts
dester weniger der her pfarrer und prediger zu
unser liben frauen und Sant Catharin an iren ge-
ordenten tagen nichts deste weniger sollen frue
von sechs horn bis zu siben auch predigen, domit
die hern des rats auch zur predigt kommen mogen.
Die letanei soll auch in der messe am sontag
balde noch der predigt, wie bisher gehalten werden.
Doch also das bevor im winter die andere gesenge
dester kurzer angestelt werden.
Die weil auch Sant Catharinen kirch nicht
wol mag abgethan werden, so soll man gottes wort
sampt den ceremonien wie bisher dor innen furen
und halten.
Desgleichen weil man auch noch zur zeit des
rats anzeigung nach die kirchen zum heiligen geist
Sant Johannis und Sant Moritz auch der franzoser
spitel nicht wol kan mit einem einigen priester
vorsorgen, so soll es bei voriger bestellung der
kirchen ampt bleiben.
Man soll auch dem hern prediger zu unser
lieben frauen sein eigen haus und den diacon
und caplan ir bestendige und gewisse pehausung
hinfur also vororden, das sie durch den gemeinen
kasten in peulichem wesen erhalten werden in
ansehen, das sie gottes worts und der kirchen
diner sind.
Wurd auch jemands so halstarrig und rohe
sein, das es uber und wider gescheene vormanung
und bedraung nicht zu kirchen gienge und wider
gottes wort horet, noch das hochwirdige sacrament
bei seinem gesund entpfinge, auch in seiner krank-
heit desselben nicht begeret und also on das hoch-
wirdig sacrament sturbe, den soll man unbeleut
und unbeleitet mit den schulern in still begraben.
Wer auch das hochwirdige sacrament in
zwaierlei gestalt etlich jare nicht nimbt, der soll
zu gefatterschaft nicht zugelassen werden.
Das pauken und queserei auf dem kirchen-
thurm zu unser liben frauen, desgleichen die
fechtschul, soll under des nachmittags predigt des
sontags und anderer feste absein und nicht ge-
halten werden bis noch vorendung derselben predigt.

Vom 28. November 1538.
2. Schubk., Nr. 3 und 3b.]
Auch mag man des sontags mit armbrosten
und puchsen also schiessen, das je gottes wort
nicht voracht werde.
Wo man auch die fasnacht mit zimlichen
freuden halten wolt, das es erlich und zuchtig
und also gehalten werde das es leidlich und nicht
ergerlich sei.
Ein rath hat auch, als oberster vorsteer des
gemeinen kastens, sollen in alleweg got zu eren
und dem armut zu forderung treulich ob dem ge-
meinen kasten und denselben vorsteern halten.
So soll auch der gemein kasten vormoge zu-
gestalter ordnung gehalten werden sonderlich das
die hinderstellige schulden in gemein kasten
kirchen und hospital folhaftig nutzlich und forder-
lich eingebracht werden uf ein namhaftige zeit.
Das man auch dem pfarrer, prediger, caplan,
schulmeistern und andern kirchen dinern ire be-
soldung Walpurgis und Michaelis reiche, irer seel-
sorge und Studiums dester bass zugewarten.
Ein rath soll auch, wie den auch in foriger
visitation vorordent, die prediger, caplan, schul-
meister und kirchner on wissen und willen des
pfarrers nicht annehmen, sondern sie an den pfarrer
anweisen und presentirn und die bemelte kirchen-
diner sollen dem pfarrer gepurlichen gehorsam
leisten.
Der pfarrer hie zu Zwickau soll auch als der
superattendens mit vleiss darob sein, das alle
pfarrer umb Zwickau sich mit messhalten, taufen
und andern ceremonien mit der kirchen zu Witten-
berg, sovil immer moglich, vorgleichen, und nicht
ein ider ein sonderliche mache.
Der pfarrer soll auch zuweilen mess halten
und er sampt den zweien predigern zu unser liben
frauen und Sant Catherina untenveilen befur, wen
sie darumb ersucht, beicht horen, und die kranken
besuchen und trosten.
Der pfarrer soll auch dorob sein, das beide
schulen vormoge der visitatorn gedruckten und
schriftlichem unterricht gehalten werden.
So sollen auch der pfarrer prediger und cap-
lan den gemeinen kasten in iren predigten mit
allem vleis furdern.
Der rath soll auch hinfur nicht mehr gestaten,
die leut mit zwank und wider iren willen zusammen
zugeben, sondern wo solcher widerwill furstunde
den halstarrigen teil mit ernster straf dermassen
einnehmen, bis man denselbigen zur billikeit bringen
moge, damit das vilfeldig leichtfertig von einander
laufen, so itzo gewaltiglich im schwank geet, mit
gottes gnaden und hulf vorhutet werde.
Der rath soll auch allenthalben bei den iren
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