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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0068
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Nassau

insbesondere dagegen, dass von der Dispensmöglichkeit kein Gebrauch gemacht würde, dass die Ehewilli-
gen eigenmächtig handelten oder ihr Verwandtschaftsverhältnis leugneten.
36. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnung 16. September 1617 (Text S. 347)
1617 ordnete Graf Ludwig II. an, dass die 1609 nachgedruckte Kirchenordnung (Nr. 32) und die zugehö-
rigen Erläuterungspunkte aus demselben Jahr (Nr. 34) gemeinsam mit den am 16. September 1617 erlas-
senen neuen Erläuterungen als die maßgeblichen kirchenordnenden Texte der Nassauer Landeskirche gelten
sollten. Ebenso wie in den 1609 verabschiedeten Erläuterungspunkten konkretisierte Ludwig II. 1617 einige
Inhalte der Kirchenordnung, deren Fassung von 1609 mehrfach unter Angabe der Seitenzahl des Drucks
zitiert wird.247 Hieraus ergibt sich, dass die 1617 erarbeitete revidierte Agende (siehe Nr. 32) am 16. Sep-
tember dieses Jahres noch nicht vorlag.

3c. Die Reformation in Nassau-Wiesbaden/Nassau-Idstein
Nach dem Tod Gerlachs I. 1361 war die walramische Linie des Hauses Nassau in einen Weilburger und
einen Wiesbaden-Idsteiner Zweig geteilt worden. Unter Philipp II. von Wiesbaden-Idstein248 (☨1558) wurde
um 1540 die brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung249 in Nassau-Wiesbaden eingeführt. Nach Ende
des Interims 1552 begann Nikolaus Gompe mit der Wiederaufrichtung des evangelischen Kirchenwesens,
im Jahr darauf wurde Matthias Beck die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten übertragen. Zur gleichen
Zeit soll auch eine Kirchenordnung erlassen worden sein, die jedoch nicht überliefert ist.250
Noch zu Lebzeiten Philipps II. wurde das Territorium 1554 unter seine beiden ältesten Söhne geteilt in
einen Wiesbadener Landesteil, den Philipp III. (☨1156) erhielt, und einen Idsteiner, in dem Adolf IV.
regierte, der hier das Reformationswerk seines Vaters fortsetzte. Nach Adolfs IV. Tod 1556 fiel dessen
Idsteiner Herrschaft an seinen Bruder Philipp III., der somit wieder Alleinherr des Nassau-Wiesbadener
Territoriums war. Nachdem bis in die 1550er Jahre hinein die brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung
in Nassau-Wiesbaden in Geltung gewesen war, führte Philipp III. schließlich die Pfalz-Zweibrücker Kir-
chenordnung von 1557 ein.251 Schon vor seinem Tod hatte Philipp III. die Herrschaft Idstein seinem jün-
geren Bruder Balthasar überlassen, und sich selbst nach Sonnenberg zurückgezogen, wo er 1566 starb.252
Nach Balthasars Tod 1568 trat zunächst Johann III. von Nassau-Saarbrücken die Vormundschaftsregie-
rung für Johann Ludwig I. an, 1574 folgten die Grafen Albrecht II. und Philipp IV. von Nassau-Weilburg
als Vormünder.253 Letztere setzten die Reformation in Nassau-Wiesbaden fort, indem sie in Idstein Anton
Weber und in Wiesbaden Nikolaus Gompe als Inspektoren einsetzten.254
Mit dem Tod Johann Ludwigs II. 1605 starb die Linie Nassau-Wiesbaden aus, ihr Besitz fiel an den
Weilburger Zweig, namentlich an Ludwig II. von Nassau-Weilburg (☨1627), der somit das gesamte walra-
mische Territorium allein regierte und in Nassau-Wiesbaden ebenfalls die Kirchenordnung von 1574/76
einführte.255

247 Herrmann, Konformitätsordnung, S. 34.
248 Zu Philipp II. von Wiesbaden-Idstein siehe Schlie-
phake/Menzel, Geschichte 5, S. 525-623.
249 Abdruck in Sehling, EKO XI, S. 140-205 und Osi-
ANDER, Gesamtausgabe 5, S. 63-177.
250 Reu, Quellen III, 1, S. 1229*; Franz, Bestrebungen,
S. 658; Schliephake/Menzel, Geschichte 5, S. 592,
614; vgl. Nebe, Zur Geschichte 1866, S. 3-16.
251 Abdruck in Sehling, EKO XVIII, S. 71-259; vgl.
Schliephake/Menzel, Geschichte 5, S. 614; 6, S. lf.;

Geissler, Reformation, S. 348; Franz, Bestrebungen,
S. 658; Nebe, Zur Geschichte 1866, S. 18f.
252 Reu, Quellen III, 1, S. 1228*; Spielmann, Geschich-
te I, S. 170; Schliephake/MenzeI, Geschichte 6, S. 7,
11.
253 Schliephake/Menzel, Geschichte 6, S. 16-20.
254 Nebe, Zur Geschichte 1866, S. 22.
255 Reu, Quellen III, 1, S. 1229*; Spielmann, Geschich-
te I, S. 170; Schliephake/Menzel, Geschichte 6,
S. 55f., 407, 421.

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